Kurz und kompakt: der GPS-Test:
MTB-GPS Radcomputer können im Jahr 2019 weit mehr als nur die Geschwindigkeit anzeigen. Alternative Bike-Routen, Trittfrequenz, SMS-Pushnachrichten auf dem Display anzeigen lassen: Moderne GPS-Radcomputer gleichen heutzutage mehr einem Smartphone als einem läppischen Tacho. Doch wie beweisen sich die technischen Wunderwerke im harten Traileinsatz, abseits von idealem GPS-Empfang und Sonnenlicht? Wir haben sechs Geräte von der Mittelklasse bis zum Platzhirsch Garmin Edge 1030 ausprobiert.
Das Kurz-Fazit:
Die Vernetzung der aktuellen GPS-Navis mit Smartphone und Co. funktioniert teils reibungslos, teils ist eine gewisse Einarbeitungszeit nötig. Aktuell ist die Bediengeschwindigkeit und Flexibilität der Garmin-Modelle noch ungeschlagen. Wer nur gelegentlich navigieren will, findet in den Modellen von Wahoo und Lezyne interessante Alternativen.
Der Daten-Dschungel Internet ist voll von GPSTracks mit „genialen Singletrails“ und „Traumpanorama-Runden“. Das Tourenglück liegt scheinbar nur einen Download und wenige Sekunden für den Kopiervorgang auf die Hardware entfernt. Doch jeder GPS-erfahrene Biker kennt das frustrierende Gefühl, wenn die erste Kurbelumdrehung durch Update-Schleifen oder unergründliche Fehlfunktionen in weite Ferne rückt.
Funktionen: Mehr Smartphone als Radcomputer
Die aktuelle Generation der GPS-Navis für Biker verspricht hingegen simple Handhabung sowie rasante Synchronisation von GPS-Tracks mit Smartphone, WLAN und Tourenportalen für die perfekte Navigation zum Ziel. Doch kann das eh meist im eigenen Besitz befindliche Smartphone das zusam- men mit einer preiswerten Navi-App nicht auch? Ja und nein. Denn Navigationsgeräte für Biker punkten neben ihrer eigentlichen Navigationsfunktion auch mit hoher Robustheit, Nässeschutz, sehr ausdauerndem Akku sowie stabiler Kommunikation mit Sensoren etwa zur Leistungsüberwachung.
Das Testfeld: Von Einsteiger- bis Luxusmodell
Das Feld der hier getesteten Geräte reicht vom günstigen Lezyne für 200 Euro bis zum 600 Euro teuren Garmin Edge 1030. Vergleicht man die langen Feature-Listen, muss sich der Biker eigentlich nur entscheiden, ob und welche Trainingsfunktionen ihm wichtig sind, denn Navigieren können angeblich alle hier getesteten Geräte. Um herauszufinden, welches Gerät klassische Navigationsfunktionen am besten erfüllt, haben wir eine vermeintlich simple Aufgabe gestellt: Ein Track im verbreiteten GPX-Format musste vom Computer aufs Gerät kopiert und nachgefahren werden. Der Transfer per USB-Verbindung zum PC klappte bei allen Modellen. Polar und Sigma verwenden hierfür Web-Portale, Wahoo und Lezyne setzen auf ihre Apps. Simples Datei-Ablegen ist bei Garmin am einfachsten. Der Datentransfer per Smartphone- App klappt bei allen Geräten mit Ausnahme von Polar. Beim Branchenriesen Garmin funktioniert dies schnell und zuverlässig. In den Apps von Wahoo und Lezyne sind wichtige Funktionen teils schwer auffindbar.
Die frei verfügbaren „Open-Source“-Karten von Open Street Maps (OSM) sind zur Basis vieler Karten geworden, die sich auf GPS-Navis befinden. Das mag für Rennradler und Forststraßen ausreichend sein, der Wunsch-Trail kann jedoch nur gefunden werden, wenn der Weg auch in Open Street Maps angelegt wurde. Ist dann statt des umschwärmten Trails plötzlich „Ende im Gelände“, knirscht der Biker mit dem Reifen um die Wette – der eine mit den Zähnen, der andere auf Schotter.
Um zu überprüfen, ob die Tour originalgetreu aufs Gerät überspielt wird, legten wir eine Strecke mit Abschnitten an, die teils in OSM bekannt, teils unbekannt sind. Die gute Nachricht: Alle Geräte zeigten die Originalroute an, lediglich der Rox 12.0 von Sigma routet den Biker zwingend auf einen bekannten OSM-Pfad. Somit könnte ein wenig bekannter Trail verfehlt werden, das Gerät versucht jedoch, ein Routing auf den Track zu ermöglichen, und zeigt seine „Probleme“ mit einer rot gefärbten Route an.
Am komfortabelsten erfolgt die Track-Navigation, also das Nachfahren eines zuvor importierten Tracks, sowie das Routing, also die im Moment berechnete Zielführung (zum Startpunkt oder zurück auf den Track) mit den Geräten von Garmin. Geplanter Track, neuberechnete und tatsächlich gefahrene Route erlauben perfekte Orientierung und flexible Neuorientierung.
Genauer beleuchtet: Ablesbarkeit der Displays
Auf den Schwarz-Weiß-Displays von Lezyne und Wahoo sowie deren schematischen OSM-Karten fällt die Orientierung schwerer, zumal das Zoomen und Neupositionieren eines Kartenausschnitts ohne Touchscreen mühsamer ist. Sie sind als Bike-Computer mit einfachen Navi-Features zu verstehen, punkten jedoch mit langen Akkulaufzeiten.
Apropos: Zum Test der Akkulaufzeit haben wir sämtliche Geräte bei identischen Außenbedingungen (Temperatur, Position, Fahrstrecke), vergleichbarer Display-Helligkeit, aktivierter Streckenaufzeichnung, jedoch ohne Signaltöne und Telefonverbindung und mit entkoppelten Sensoren auf einer geplanten Route im Navigationsmodus über sieben Stunden getestet. Anschließend wurden alle Geräte mit höchster Displayhelligkeit ohne Navigation, aber mit Streckenaufzeichnung gefahren, bis die Akkus eine Abschaltung erzwangen.
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Fazit: Das gilt es beim Kauf zu beachten
Zusammenfassend ist eines wichtig: Überlege vor dem Kauf, ob du umfangreiche Trainingsfunktionen benötigst oder mehr Wert auf komfortables Navigieren legst. Garmin Edge 1030 und Sigma Rox 12.0 beherrschen beide Tugenden, beim Garmin Edge Explore steht hingegen das Navigieren klar im Mittelpunkt.
Der Polar bietet ebenfalls basale Trainings- und Navigationsfunktionen sowie hohe Akkulaufzeit und einen Touchscreen. Auch die Tatsache, dass alle Modelle einen fest verbauten Akku besitzen, dessen Laufzeit nach etwa zwei bis fünf Jahren drastisch abnimmt, solltest du bedenken. Hierdurch sind die Navis mit von vornherein stärkeren Akkus auf lange Sicht im Vorteil.
Portale: Hier gibt es Traumtouren
Tourenportale im Internet wie das MOUNTAINBIKE-Tourenportal oder GPSies erlauben daseinfache Auffinden von GPS-Tracks anhand von Übersichtskarten. Zoomt man in die entsprechende Region, können die Touren schnell anhand von Länge, Sportart und Beschaffenheit selektiert wer- den. Die Tourenplanung am übersichtlichen Computer-Bildschirm ist die komfortabelste Methode, Doch auch die Kopplung des GPS- Geräts mit Smartphone-Apps funktioniert aktuell oft reibungslos.
So testet MOUNTAINBIKE GPS-Geräte:
Anhand einer Auswertungstabelle wird die Punktezahl errechnet und so die Endnote bestimmt. Die Punkte erlauben etwa eine feinere Unterscheidung in der Beurteilung von Produkten, die im Bereich „sehr gut“ liegen, aber dennoch nicht auf demselben Niveau abschneiden.
Punktverteilung und Wertung: Der Notenschlüssel zeigt, wie weit entfernt oder nah das Produkt an der nächsten Note liegt.
Schwach: bis 44 Punkte
Befriedigend: 45-59 Punkte
Gut: 60-74 Punkte
Sehr gut: 75-89 Punkte
Überragend: 90-100 Punkte