Tour-Federgabeln mit 120mm-Hub im Test
Federgabel-Test: Fox 34 Step Cast vs. Rock Shox SID

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120-mm-Gabeln sind besser denn je. Doch wer baut wirklich die beste Forke in diesem Segment?

FOX 34 SC VS. ROCK SHOX SID, 120-mm Federgabeln
Foto: Stefan Eigner

Bühne frei für die neuste Runde im "El Classico" der Suspension-Welt! Das ewige Duell Fox versus Rock Shox geht weiter, nun in der 120-mm-Kategorie, die gerade eine Renaissance erlebt. Der Reihe nach: Jahrzehntelang prägten Standrohre mit 32 mm Durchmesser die Hubklasse, breitere Modelle galten als zu schwer für den sportlichen Toureneinsatz. 2018 debütierte dann die Fox 34 SC, die Standrohrdurchmesser und Dämpfertechnologie von der Trail-/All-Mountain-Gabel Fox 34 entlieh, diese aber mit dem "Stufentrick" der 32 SC zu einem leichten, dennoch steifen und performanten Paket schnürte. Der Plan ging auf, die 34 SC ermöglichte Bike-Herstellern, potente, aber vortriebsorientierte Bikes auf die Stollen zu stellen; sie gilt als Auslöser des Down-Country-Trends. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Rock Shox bohrte die legendäre SID auf 120 mm Hub auf, garniert mit mächtigen 35-mm-Standrohren, bei immer noch niedrigem Gewicht. Kurzum: Showdown!

FOX 34 SC VS. ROCK SHOX SID, 120-mm Federgabeln
Stefan Eigner
Das Duell der Gabeln: Fox 34 SC vs. Rock Shox SID

Welch ein Segen die neuen 120er sind, wird auf der ersten Ausfahrt klar: Fahrmanöver, die bis dato federwegsreicheren Kategorien vorbehalten waren, meistert man nun mit viel Selbstsicherheit. Die Spurstabilität ist im Vergleich zur alten, "windelweichen" 32-mm-Generation frappierend hoch. Besonders beeindrucken 34 SC und SID im steilen Bergab mit happigen Stufen, weil sie jederzeit hoch im Federweg stehen und mit dem nominell begrenzten Hub superb haushalten. Nur wenn es massiv verblockt wird, kommen die zwei Forken naturgemäß an ihre Grenzen. Und das wahre Gewicht? Hier wiegen beide mit um 1500 g kaum mehr, als man es von Cross-Country-Gabeln gewohnt ist! Kein Wunder, dass auch immer mehr XC-Profis zum Extra-Hub greifen, um mehr Kontrolle auf den technischen Racetracks zu haben.

FOX 34 SC VS. ROCK SHOX SID, 120-mm Federgabeln
Stefan Eigner

Zurück zu uns normalsterblichen Bikern: Für das Duell haben wir beide Modelle ins gleiche Testbike gebaut, wo sie sich auf diversen Trails beweisen mussten. Zudem wurden die Forken auch auf unserem Prüfstand malträtiert. Ergebnis: Beide Gabeln tragen dazu bei, sportliche MTBs noch komfortabler, spaßiger und sicherer zu machen – und das auf je exzellentem Niveau. So ist es am Ende Geschmackssache, ob man zur etwas leichteren, über den ganzen Hubbereich hinweg harmonischeren 34 SC oder zur klar steiferen und sehr feinfühligen SID greift.

Laborwerte

Rock Shox legt mit der SID Ultimate auf dem Steifigkeitsprüfstand die Messlatte hoch. Mit ihren 35-mm-Standrohren kommt sie sogar an die Werte der AM/Enduro-Gabel Rock Shox Lyrik heran.

FOX 34 SC VS. ROCK SHOX SID, 120-mm Federgabeln
Chris Pauls

Fox’ neue 34 SC schneidet schwächer ab, vor allem in Sachen Seiten- und Torsionssteifigkeit. Doch auch die Werte der 34 SC liegen im Vergleich zu früheren XC-Gabeln auf hohem Niveau. Ideal also für den Down-Country-Einsatz. Auf dem Trail fühlt sich die 34 SC auch nie zu weich an, schwere Fahrer sind mit der SID aber wohl besser bedient.

08/2021: Duell der Gabeln; Laborwerte
MOUNTAINBIKE

Fox 34 Step Cast Factory FIT4 (Modelljahr 2022)

FOX 34 SC VS. ROCK SHOX SID, 120-mm Federgabeln
Stefan Eigner
Stufenschnitt: Die Stufe im Casting erklärt den Namenszusatz „Stepcast“. Die Konstruktion spart Material und damit Gewicht ein.

Oranges Casting mit schwarzen Decals (oder umgekehrt), güldene Kashima-Beschichtung der Standrohre: Schon von weitem sieht man Fox-Gabeln an, ob es sich um das Factory-Topmodell handelt. Die 34 SC ist auch konstruktiv ein Highlight: Die Holme sind zur Achse hin nicht rund, sondern abgeflacht. Dieses "Stepcast-Design" ist namensgebend, soll Gewicht sparen, ohne dass die Steifigkeit leidet. Letztere liegt tatsächlich auf sehr gutem Niveau, reicht aber nicht an die bocksteife SID heran. Dafür ist das Gewicht mit unter 1500 g für die Federwegsklasse aktuell Spitze. Das gilt auch für den Preis: Die makellos verarbeitete 34 SC toppt klar die 1000-Euro-Marke, mehr als 300 Euro trennen die Topmodelle von Fox und Rock Shox.

Wie von der "FIT4"-Kartusche bekannt, ist die Druckstufe in drei Stufen anwählbar, der "Open"-Mode kann zudem fein angepasst werden. Generell bedarf das Setup etwas mehr Zeit als bei der SID. Bergauf zeigt sich die Fox auch im offenen Modus recht wippfrei, in der Mittelposition ist sie bereits quasi antriebsneutral. Auf dem Trail spricht die Fox fein, aber nicht supersoft auf Schläge an. Generell zeigt sich die Kennlinie äußerst harmonisch, die 34 steht stets hoch im Hub, gibt bei "herben" Landungen den Federweg willig frei. Die geringere Steifigkeit? Nur in sehr schnellen Kurvenfahrten bemerkbar, aber unkritisch.

Fazit:

Die leichte, fein abstimmbare Fox gibt stets die perfekte Dosis Federweg frei, bewahrt dabei einen sportlichen Charakter – top! Sehr gute Steifigkeiten. Verarbeitung und Preis spielen in einer eigenen Liga.

Preis: 1349 Euro

Federweg: 120 mm

Laufraddimension: 29"

Einbauhöhe: 530 mm

Achse/Standrohr: 110 x 15 mm/34 mm

Bremsaufnahme/max. Größe: PM 160 mm/180 mm

Gewicht 1485 g

Brems-/Seiten-/Torsionssteifigkeit: 218/157/15 Nm/Grad

Einstellmöglichkeiten:

Bedienbarkeit:

Harter Einsatz:

Sensibilität:

Testurteil: Überragend (MOUNTAINBIKE-Testsieger)

Rock Shox SID Ultimate Raceday Charger (Modelljahr 2022)

FOX 34 SC VS. ROCK SHOX SID, 120-mm Federgabeln
Stefan Eigner
Kunstvoll: Dank gefräster Gabelkrone aus Aluminium sowie diversen Sicken und Aussparungen ist die SID trotz 35-mm-Standrohren leicht.

Im Cross-Country-Rennsport genießt die SID mit ihrer ikonischen blauen Lackierung Legendenstatus. 2020 präsentierte Rock Shox neben der superleichten XC-Gabel SID SL aber auch eine Down-Country-Variante mit 120 mm Hub. Diese bringt dank technischer Schmankerl wie der gefrästen Alu-Gabelbrücke oder Magnesium-Tauchrohren sehr gute 1528 g auf die Waage, woran auch die äußerst leichte "Raceday"- Kartusche ihren Anteil hat. Letztere lässt sich easy abstimmen: Luft rein, Rebound anpassen, fertig. Im Anstieg lässt sich dann via Mini-Hebel an der rechten Gabelkrone der Lockout zuschalten.

Trotz Leichtbau ist die SID brutal steif! Wie ihre langhubigen Geschwister Pike oder Lyrik setzt sie auf 35-mm-Standrohre, was sich auf dem Trail bemerkbar macht: Präzise setzt die Gabel Lenkbefehle um, in Kompressionen und schnellen Kurven ist die Forke super berechenbar, ebenso bei Bremsmanövern. Löblich ist auch das sehr feine Ansprechverhalten, die SID reagiert fast auf jeden Kiesel. In hartem Geläuf steht die königsblaue Forke derweil hoch im Hub und erholt sich von schnell aufeinanderfolgenden Schlägen rasch. Bei harten Belastungen geizt die leichte Kartusche jedoch früh mit Hub, die Endprogression setzt spürbar ein. Den gesamten Federweg nutzt man nur im Extremen, hier verschenkt die Rock Shox etwas Komfort und Souveränität.

Fazit:

Die sehr steife SID taugt auch in der 120-mm-Version zur Legende und spricht seidenweich an. Im Groben nicht ganz so souverän wie die Fox, generell aber auch eine brillante Gabel zum fairen Preis.

Preis: 979 Euro

Federweg: 120 mm

Laufraddimension: 29"

Einbauhöhe: 530 mm

Achse/Standrohr: 110 x 15 mm/35 mm

Bremsaufnahme/ max. Größe: PM 180 mm/220 mm

Gewicht: 1528 g

Brems-/Seiten-/Torsionssteifigkeit: 231/205/25 Nm/Grad

Einstellmöglichkeiten:

Bedienbarkeit:

Harter Einsatz:

Sensibilität:

Testurteil: Überragend (MOUNTAINBIKE-Kauftipp)

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04 / 2024
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Erscheinungsdatum 05.03.2024