MTB-Test: 8 Tourenfullys um 2000 Euro (2017)
Test: 8 Tourenfullys um 2000 Euro

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Wie schlagen sich Tourenfullys aus der attraktiven Preisklasse um 2000 Euro? Wir haben 8 Modelle im Labor und auf den Trails getestet. Hier gibt’s die Ergebnisse.

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Foto: Daniel Geiger

Von uns getestet: 8 Tourenfullys um 2000 Euro

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Test: 8 Tourenfullys um 2000 Euro (2017)
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Wie schlagen sich Tourenfullys aus der attraktiven Preisklasse um 2000 Euro? 8 Modelle im Test.
Tourenfullys sind vollgefederte Klassiker mit dem Fokus auf langes, effizientes Pedalieren bei hohem Fahrkomfort. Vor anspruchsvollen Trails schrecken sie dennoch nicht zurück. Wir haben 8 Modelle mit Laufrädern in 29 Zoll getestet:


Bergamont Contrail 6.0
Canyon Neuron AL 6.9
Centurion Numinis 1000
Merida One-Twenty XT
Radon Skeen Trail 8.0
Rock Machine Blizzard 50-29
Stevens Jura
Trek Fuel EX 5 29
nur2,99

Nach dem Kauf erhältst du eine E-Mail mit einem Link zum PDF-Datei Download oder kannst die Datei direkt hier auf der Webseite herunterladen.

  • Tourenfullys sind vollgefederte Klassiker mit dem Fokus auf langes, effizientes Pedalieren bei hohem Fahrkomfort. Vor anspruchsvollen Trails schrecken sie dennoch nicht zurück.
  • In der Regel bieten Tourer gut austarierte Fahrwerke mit 120–130 mm Federweg, die sich heutzutage fast alle wippfrei bergauf treten lassen.
  • 29"-Laufräder sind für die meisten Tourenbiker ideal: Die großen Räder rollen super und sie bieten ein Plus an Traktion, Komfort sowie Sicherheit.
  • In Sachen Ausstattung und Gewicht gibt es in der getesteten Preisklasse große Unterschiede. Schlecht: Viele Hersteller sparen dabei an der falschen Stelle (Bremsen, Federelemente).

Das Testfeld im Überblick

Wo ein Weg (und der Wille, ihn mittels Fahrrad zu bezwingen), da kann ein Tourenfully nicht weit sein! Denn wie ihre federwegsreicheren Brüder im Geiste, die All-Mountains, sind vollgefederte Touren-Mountainbikes die wahren Alleskönner unter den MTB-Modellen, die fordernde Uphills lieben, die vor kniffligen Downhills nicht kuschen und die lange Ausfahrten zum Genuss machen.

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Während die verspielten (27,5"-)All-Mountain-Bikes dabei den Spaß bergab einen Tick stärker betonen, legen die Tourenfullys in 29 Zoll mit 120 bis 130 mm Federweg mehr Wert auf ein flottes Vorankommen in der Ebene sowie effizientes Klettern. Und Hand aufs Ritzel: Wie viele Meter einer MTB-Tour finden auf feinstem Trail statt, wie viele auf schnödem Schotter? Gerade da punkten die schnellen Tourenfullys.

Das gilt auch für unsere acht Testbikes – trotz der eng gesteckten Preisobergrenze von 2300 Euro und den damit einhergehenden höheren Gewichten. Doch einmal beschleunigt, rollen 29er einfach toll. Vor allem sind diese Allrounder dank kreuzsolider und steifer Alu-Rahmen, zumeist ausgewogener Geometrien, gelungener Kinematiken und breitbandigen 2 x 11-Schaltungen dem Tourenfan ein treuer Freund – diversen, dem Rotstift geschuldeten Abstrichen bei den Parts zum Trotz.

Hersteller sparen bei Tourenfullys an falscher Stelle

Das wirklich Ärgerliche dabei ist, dass manche der Bikes aus dem Testfeld viel besser sein könnten, würden einige Hersteller nicht an den falschen Ecken geizen. Viele Produktmanager geben eher den Wünschen des (weniger informierten?) Kunden nach, als auf ihre eigene Expertise zu vertrauen.

Beispiele? An fast allen Bikes ist eine durchgängige, solide Shimano-SLX-Antriebsgruppe mit teurem XT-Schaltwerk „veredelt“. Letzteres schindet Eindruck, ist jedoch unnötig. Wirklich in der Praxis spürbar ist der Unterschied zwischen SLX- und XT-Parts nämlich nur an den Schalthebeln – da wiederum setzen nur Merida beim Merida One-Twenty XT und Radon beim Radon Skeen Trail 8.0 auf XT.

Dann verbauen vier der acht Hersteller einen Remote-Hebel für den Lockout der Federgabel, weil es der Käufer anscheinend verlangt. Dabei kostet die Fernbedienung Geld und Gewicht, ist überflüssig. Zum einen ist der alternative Griff zum Verstellhebel der Druckstufendämpfung am Gabelholm „on tour“ wahrlich kein Problem, zum anderen versaut eine gesperrte Gabel in der Regel die Geometrie, ergibt erst zusammen mit einem gestrafften Heck Sinn.

Die MTB-Hersteller investieren also in überflüssige Dinge statt in entscheidende wie Bremsen, Federelemente und Laufräder. Immerhin: Letztgenannte sind in diesem Test zwar nicht gerade leicht und edel, aber doch durchweg solider Machart – gut genug, um sie Jahre lang abzurocken und erst nach ihrem Ableben durch bessere zu ersetzen.

Bei den Bremsen sieht es dafür übler aus: Hier reicht das Feld von der perfekten Magura-Kombi am Radon Skeen Trail 8.0 herunter zu den Besorgnis erregenden Billig-Shimanos am Rock Machine Blizzard 50-29 und am Trek Fuel EX 5 29. Shimano-Deore-Niveau sollten die Bremsen in dieser Preisklasse mindestens haben, um auch mal eine Alpenabfahrt von 1000 Tiefenmetern zu überstehen, ohne dass der Biker den Bergab-Flow ständig zum Abkühlen unterbrechen muss.

In Sachen Federelemente hat gar nur ein Bike voll überzeugt: Das Merida One-Twenty XT dämpft mit schluckfreudiger, steifer, nicht zu schwerer Fox-Rhythm-Gabel sowie mit „fluffigem“ Fox-Float-Federbein inklusive Extra-Luftkammer. In Kombination ist dies so gut, dass das Merida One-Twenty XT bergab die Konkurrenz fast beschämt, weil’s um Welten satter und sicherer auf dem Trail liegt.

Obacht daher speziell bei den Federgabeln: Die Rock Shox Revelation macht einen seriösen Job an einem Tourenfully – „sehr gut“. Die Rock Shox Reba ist leicht, aber arg straff, in Summe „noch gut“. Rock Shox Sektor Silver? Billig, schwer, bei Highspeed hölzern. Auch die Manitou Marvel im Bergamont Contrail 6.0 kommt bei groben Schlägen buchstäblich aus dem Takt.

Ein Nebeneffekt der teils schwachen Parts sind die hohen Gesamtgewichte. Wobei wieder große Unterschiede herrschen. Diese Bikes wiegen zwischen 13,1 und 13,3 Kilo: Canyon Neuron AL 6.9, Merida One-Twenty XT und das Radon Skeen Trail 8.0 – für die Preisklasse bar jeder Kritik. Folgende Bikes wiederum liegen teils weit jenseits der 14-Kilo-Marke: Bergamont Contrail 6.0, Rock Machine Blizzard 50-29 und das Trek Fuel EX 5 29. Damit wird die Tour eher zur Tortur.

Am Ende sind es dann auch die drei Leichtgewichts-Champs, die uns in diesem Test begeistert haben. Mit dem wirklich toll gemachten Merida One-Twenty XT als bestem Allrounder, gefolgt vom Trail-hungrigen Radon Skeen Trail 8.0 sowie dem agil-spritzigen und preiswerten Canyon Neuron AL 6.9 auf dem Bronze-Rang.

Steifigkeiten und Gewichte der getesteten Tourenfullys

Lenkkopfsteifigkeit: Eine hohe Lenkkopfsteifigkeit sorgt für ein präzises Handling, ein zu steifes Bike verzeiht jedoch wenig Fehler. Werte zwischen 60 und 100 Nm/° definiert MOUNTAINBIKE auch für schwere Fahrer als ideal.

Das Radon Skeen Trail 8.0 verfehlt als einziges Bike den grünen Bereich. Für leichte Fahrer kein Problem, für schwere Biker eventuell grenzwertig.

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MOUNTAINBIKE
MOUNTAINBIKE 0517 Tourenfullys Lenkkopfsteifigkeiten

Gewichte: Die mit Präzisionswaagen ermittelten Werte zeigen, wie sich das Gewicht verteilt. Die Unterschiede beim Gesamtgewicht sind deutlich: das Canyon Neuron AL 6.9, das Radon Skeen Trail 8.0 und das Merida One-Twenty XT bieten ein top Gewicht für diese Preisklasse.

Viel zu schwer für einen Tourer sind hingegen diese Bikes: das Bergamont Contrail 6.0, vor allem aber das Rock Machine Blizzard 50-29 und das Trek Fuel EX 5 29.

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MOUNTAINBIKE
1 Inkl. Federbein, Steckachse, Schaltauge, Zugführung, Flaschenhalterschrauben, fixer Rahmenschutz etc. 2 Inkl.Steckachse und gegebenenfalls Remote 3 Kompletter Laufradsatz, dazu Mantel, Schlauch (oder Milch+Ventile), ggf. Dichtband, Kassette und Bremsscheiben mit Verschraubung

Punktevergabe und Bewertung

Jedem MOUNTAINBIKE-Radtest liegt eine komplexe Punktematrix zugrunde. Um maximale Transparenz und Informationen zu bieten, gibt es die Ergebnistabelle bereits seit der letzten Saison zum Nachlesen.

Wie jedes Jahr haben wir die Kategorien 2017 auf die Entwicklungen der Saison angepasst. Außerdem bewerten wir die Bikes etwas strenger. Es wird für die Hersteller jetzt schwerer, eine „überragende“ Bewertung zu bekommen. Im Umkehrschluss bedeutet „gut“ dann, dass das Bike auch wirklich eben gut und kein Reinfall ist.

Die Unterschiede zwischen einem „sehr guten“ Bike mit 220 Punkten und einem „sehr guten“ Rad mit 200 Punkten sind ebenfalls deutlicher bemerkbar. Modelle im unteren „sehr guten“ Bereich sind oft nicht so ausgewogen, dafür ist eine Charaktereigenschaft wie Downhill oder Vortriebseffizienz bisweilen stark ausgeprägt. Die Höchstpunktzahl bleibt 250 – aufgeteilt auf zwölf Bereiche.

Ganz wichtig: Die Gewichtung, wenn etwa für Downhill 20 oder aber 30 Punkte verteilt werden, passen wir auf das Testfeld an. Nur so lassen sich Räder innerhalb der unterschiedlichen Kategorien bewerten und vergleichen.

In allen Kategorien resultieren rund die Hälfte der Punkte aus Laborergebnissen und der Analyse der Techniker. Die anderen Punkte berechnen sich aus den nicht abgebildeten Noten der Testfahrer aus dem Praxistest. Das punktbeste Bike erhält den Testsieg. Zudem vergeben wir einen Tipp für das oder die Bike(s) mit herausragendem Preis-Leistungs-Verhältnis.

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MOUNTAINBIKE
Punktevergabe und Bewertung der getesteten Tourenfullys (für Großansicht auf die Grafik klicken)

So haben wir die Tourenfullys getestet

Auswahl: Das Testfeld entsteht in langen Diskussionen der Redaktion. Wichtige Punkte sind dabei etwa das Preisfenster und natürlich das Einsatzgebiet. Dieses Mal haben wir den Gürtel eng geschnallt: maximal 2300 Euro sollten die Tourenfullys aus dem Test kosten. Das hat uns viele Abfuhren eingebracht!

Praxistest: Außer dem Testleiter sind bei jedem Biketest drei erfahrene Tester am Start. Jeder Tester fährt mit jedem Bike mindestens einmal über einen zur Kategorie passenden Rundkurs. Nach jeder Runde notieren die Fahrer ihre Noten und Eindrücke in acht Bereichen – etwa in Sachen Vortriebseffizienz, Downhill oder Handling.

Diese Bewertungen zu allen Bikes werden nach Ende des Praxistests gemeinsam besprochen und auf ungewöhnliche Abweichungen hin überprüft. Den Test führten wir auf unserer Teststrecke bei Stuttgart durch. Und das bei gleichbleibenden, teils schon frühlingshaften Bedingungen.

Labortest: Unsere Techniker wiegen alle Bikes und zerlegen sie in ihre Einzelteile. Die Rahmen werden (wie Gabeln und Laufräder) einzeln gewogen, danach vermessen. Alle Gewichte sowie die Daten in den Geometrie-Skizzen sind keine Herstellerangaben, sondern von uns ermittelt. Die Parts werden notiert und mit den Herstellerangaben verglichen. Anschließend vermessen unser Laborchef Haider Knall und sein Team auf Prüfständen des EFBE-Instituts die Steifigkeiten. Diese Werte fließen wie Gewichte und Ausstattung in die Bewertung der Bikes ein.

Der Biketest im Detail

Das Spinnennetz weiter unten auf dieser Seite zeigt, wo die Stärken und Schwächen des Bikes in Relation zum Testumfeld liegen. Je größer der Ausschlag in eine der acht Richtungen, desto prägender der Charakterzug. Ein Allrounder weist rundum eine große Fläche, ein Spezialist eine verschobene Grafik auf. Die jeweiligen Eigenschaften wie Up- oder Downhill sind meist gegensätzlich angeordnet. So siehst du auf einen Blick, welches Profil das Bike aufweist.

Die Grafik unten zeigt ein eher abfahrtslastiges Bike mit potentem Fahrwerk – keinen wuseligen Sprinter. Und das versteckt sich hinter den Begriffen:

  • Uphill/Vortrieb: Passt die Traktion? Steigt die Front? Ist die Sitzposition im steilen Anstieg optimal? Ein niedriges Gewicht steigert den Ausschlag im Profil ebenso wie die Rollfreudigkeit von Laufrädern/Reifen.

      Downhill: Ein sicheres Handling ist das A und O, damit ein Bike bergab performt. Dazu fließen die Federung sowie einige Parts wie das Cockpit, die Reifen oder die Bremsen in das Downhill-Profil ein. Ausstattung: ... umfasst sämtliche Parts wie Schaltung, Antrieb, Federelemente, Laufräder, Reifen oder Anbauteile à la Sattel, Griffe, Cockpit. Aber wir bewerten auch gelungene und innovative Detaillösungen. Rahmen/Fahrwerk: Ein top gemachter Rahmen mit geringem Gewicht, hohen Steifigkeiten und perfektem Fahrwerk bildet die Basis für das perfekte Bike. Laufruhe: Hohe Spurtreue bringt Sicherheit bergab, kann unter Umständen aber ins Träge kippen, speziell wenn der Profiler einen geringen Ausschlag zeigt in Sachen Wendigkeit. Wendigkeit: Je wendiger ein Bike, desto agiler, spielerischer lässt es sich bewegen. Ein Ausschlag nur in diese Richtung (ohne hohen Ausschlag bei Laufruhe) lässt jedoch auf Nervosität schließen. Robustheit: Liegt der Fokus bei Rahmen und Parts weniger auf Leichtbau, sondern auf Solidität, steigt der Ausschlag der Grafik. Der Gegenpart ist Leichtbau. Geringes Gewicht: Niedriges Rahmen-, Parts- und Gesamtgewicht lassen auf ein spritziges, leichtfüßiges, in der Ebene wie im Uphill ausgezeichnetes Bike schließen.

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MOUNTAINBIKE
MOUNTAINBIKE 0517 Hardtails Profiler

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