Tubeless-Reifen: Alles über UST und Schlauchlos-Systeme für Mountainbikes
Schlauchlos Glücklich mit Tubeless-Reifen

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Selbst zehn Jahre nach der Markt-Einführung sind Tubeless-Reifen für Mountainbikes noch nicht vollständig akzeptiert. Dabei bieten Schlauchlos-Systeme viele Vorteile und sind in Ländern wie Frankreich schon längst etabliert.

MB Tubeless Service 2010

Vor über zehn Jahren entwickelte Michelin in Zusammenarbeit mit Mavic den Tubeless-Reifen-Standard UST (Universal System Tubeless) und stellte es 1999 als die Revolution am Reifenmarkt vor. Vor allem auf dem deutschen Markt blieb der Boom jedoch aus. Was sicherlich an der erschwerten Montage und dem ständigen Luftverlust lag.

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Der Imageschaden hat sich bis heute in den Köpfen mancher Biker gehalten - und das, obwohl weiterentwickelte Systeme die anfänglichen Probleme beseitigt haben. Vor allem die richtige Montage ist hier entscheidend (siehe Mediashow "Tubeless-Workshop - So rüssten Sie auf schlauchlos um"). Denn erst wenn Reifen und Felge ein geschlossenes System bilden, kann der Tubeless-Reifen seine Vorteile ausspielen.

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Einige Vorteile sind:

  • Der Tubeless-Reifen ist durch Weglassen des Schlauchs weniger pannenanfällig
  • Der Rollwiderstand nimmt durch die verbesserten Walkeigenschaften ab
  • Das Gesamtgewicht der rotierenden Masse ist geringer
  • Durch verminderten Luftdruck bietet der Reifen mehr Traktion und mehr Komfort.

Die Nachteile von Tubeless-Reifen:

  • Größerer Aufwand bei der Montage. Oft werden große Kräfte beim Montieren benötigt.
  • Der Reifenwulst und die Felge müssen im Kontaktbereich absolut sauber sein.
  • Beim Nachrüsten kann der Dichtvorgang mit Milch sehr langwierig sein.
  • Gelegentlich kann es bei großen Seitenkräften (Sprung/Landung) dazu kommen, dass der Reifen von der Felge springt. Sturzgefahr!
  • Hoher Preis

In Frankreich hat sich das Tubeless-System gerade wegen der hohen Pannensicherheit etabliert. Dornen und trockenes Gestrüpp machten es dem Tubeless-System leicht den französischen Markt zu erobern. Wer ein wenig Zeit in eine sorgfältige Montage steckt, wird mit mehr Fahrkomfort belohnt.

Die Marke Notubes hat für weniger versierte Schrauber auf der Seite www.plattenkiller.de eine Liste von kompetenten Fachhändlern zusammengestellt. Was die Reifenwahl betrifft, kündigen Hersteller wie Continental und Schwalbe Neuheiten an. Schwalbe beispielsweise bietet ab der Eurobike 2010 alle hochwertigen Evolution-Modelle Tubeless-Ready an, und das mit nur 5 Gramm Mehrgewicht.

Ob die Zukunft tatsächlich pannensicher sein wird, muss jeder Biker für sich entscheiden. MountainBIKE hat eine Übersicht über die wichtigen Bestandteile bei von Tubeless-Systemen zusammengestellt.

Das Dichtmittel
Die Beliebtheit bei den Franzosen erlangte das Schlauchlos-System aber nicht nur durch den fehlenden Schlauch. Eine Milch-ähnliche weiße Flüssigkeit - genannt Reifendichtmittel (engl. Sealant) - sorgt für den erwünschten „nie wieder Platt-Effekt“. Diese latexhaltige Flüssigkeit wird vor der Endmontage in den Reifen gefüllt und dichtet zum einen die Verbindung zwischen Reifen und Felge, soll aber vor allem als Prophylaxe gegen Durchstiche dienen.

Die Flüssigkeit beinhaltet Fasern sowie Dichtkristalle. Ist ein Loch - etwa durch einen Dorn - entstanden, gelangt das Dichtmittel durch den Luftdruck im Reifen an die undichte Stelle. Die Dichtkristalle und Fasern verhaken, verkeilen und vernetzen sich im Loch und dichten es somit ab. Ein gutes Dichtmittel kann Löcher bis zu sieben Millimeter abdichten und sogar kleinere Schnitte füllen.

Das klingt nach einem Wundermittel, doch die Sache hat auch einen Haken. Da das Dichtmittel austrocknet und somit seine Wirkung verliert, muss die Flüssigkeit nach zirka drei Monaten nachgefüllt werden. Sie können das Dichtmittel unproblematisch über das Ventil nachfüllen.

Auf den ersten Blick erhöht sich zwar der Wartungsaufwand, würde man die anfallenden Platten-Reparaturstunden allerdings zusammenrechnen, entpuppt sich dieser Nachteil als fadenscheinig. Eine Übersicht der Produkte bietet MountainBIKE in der Mediashow "Tubeless - Wichtige Infos über Schlauchlos-Systeme für Mountainbikes".

Die Felgen
Was viele Biker nicht wissen: Das Umrüsten ist mit jeder herkömmliche Felge möglich. Dazu bieten Hersteller wie Notubes, DT Swiss oder Eclipse sogenannte Umrüstkits. Diese beinhalten ein spezielles Felgenband, welches in die Felge gelegt wird und später mit dem Reifen ein luftdichtes System ergibt. Bei UST-Tubeless Felgen kann man dieses Felgenband weglassen, da die Felge keine Felgenbohrungen besitzt, die abgedichtet werden müssen.

Der Reifen
Bei der Reifenwahl sind ebenfalls einige Dinge zu beachten. Denn die Reifenhersteller bieten unterschiedlichste Varianten an. In Kombination mit einer UST-Felge sollte ein UST-Reifen verwendet werden. Diese werden mit einer zusätzlichen Schicht im Inneren (Inner-Liner) verstärkt und sind somit luftdicht.

Um Gewicht zu sparen, verzichten diverse Hersteller auf die innere Zusatzschicht und dichten den Reifen durch eine Gummischicht an der Außenwand ab (Outer-Liner). Der Nachteil dieser Reifen ist, dass bei einer Schnittverletzung der Reifen nicht repariert werden kann, wohingegen sich Inner-Liner-Reifen mit herkömmlichem Flickzeug wieder abdichten lassen.

Eine weitere Option sind die Tubeless-Ready-Reifen. Diese sind mit einer Verstärkung an der Außenwand und einem Tubeless kompatiblen Reifenwulst ausgestattet. Tubeless-Ready-Reifen dürfen aber nicht ohne "Dicht-Milch" gefahren werden, wohingegen UST-Reifen auch ohne Dichtmittel luftdicht sind.

Um das Maximum an Gewichtsersparnis zu erreichen, greifen Hardcore-Racer zu Reifen, die nicht explizit für den Tubeless-Einsatz ausgeschrieben sind. Reifenhersteller sowie Tubeless-Kit-Anbieter raten von dieser Variante ab, da die Toleranzen in der Reifenfertigung zu groß sind.

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Erscheinungsdatum 02.04.2024