Pustertal: Traumtrails mit Sonnengarantie rund um den Kronplatz
Kurz und kompakt: Alle Infos zum MTB-Spot Pustertal

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Vielleicht die am meisten unterschätzte Bike-Region Südtirols – dabei bietet das Pustertal eine unglaubliche Tourenvielfalt!

MB 0410 Pustertal - Kronplatz 1
Foto: Christoph Malin

Vier Top-Touren im Pustertal - inklusive Trailbooks und GPS-Daten:

MB 0410 Pustertal Kronplatz Übersichtskarte
Das Pustertal bietet eine unglaubliche Tourenvielfalt - MB stellt die vier schönsten vor.

Lage: Bruneck liegt inmitten eines weiten Talbeckens und ist idealer Ausgangspunkt für Touren aller Schwierigkeitsgrade. Im Norden öffnet sich das Tauferer Tal mit Blick in die Gletscherwelt der Zillertaler Alpen und der Venedigergruppe, im Nordosten dominiert die Rieserfernergruppe, im Süden der 2275 Meter hohe Kronplatz.

Beste Reisezeit: Je nach Schneelage sind Touren schon ab Mai bis spät in den Oktober möglich.

Anreise: per Auto auf der mautpflichtigen Brennerautobahn bis Ausfahrt Brixen/Pustertal, dann weiter auf der Staatsstraße SS 49 ins Pustertal (270 km, 2:50 h von München). Oder von Westen kommend über die A 7 bis Kempten und über den Fernpass ins Inntal, von dort weiter über den Brenner (435 km, 5 h von Stuttgart). Bahn: Internationale Zugverbindungen bis Franzensfeste, dort umsteigen ins Pustertal, Fahrplan­infos unter www.bahn.de

Übernachtungen: Mountainbikehotel Innerhofer, Tel. 00 39/04 74/50 43 77, www.hotel-innerhofer.com.
Hotel Excelsior, Tel. 00 39/04 74/50 10 36, www.myexcelsior.com
Weitere Bike-Hotels: www.bike-holidays.com

Guiding: Über das Hotel Innerhofer oder Infos bei www.kronplatzbike.it

Bike-Shops: Radboutique Steger, Tel. 00 39/04 74/55 04 42. Mister Bike, Brixen, Tel. 00 39/04 72/20 06 35. Profi Bike, Brixen, Tel. 00 39/04 72/83 15 75.

Karten: Kompass, WK 045 „Bruneck-Kronplatz“ und WK 635 „Hochpustertal/Alta Pusteria“, beide im Maßstab 1:25 000. Kompass WK 82, „Taufers-Ahrntal“ im Maßstab 1:50 000.

Info: TVB Kronplatz, Tel. 00 39/04 74/55 54 47, www.kronplatz.com

Touren

Pustertal-Reportage: Heiter bis wolkig

MB 0410 Pustertal - Kronplatz 1
Christoph Malin

Vier Top-Touren im Pustertal - inklusive Trailbooks und GPS-Daten:

Regentropfen trommeln wild gegen die Windschutzscheibe. Die Wischer mühen sich vergeblich. „Ja, a so a Sauwetter“, murmelt Vincent auf Urbayrisch neben mir, ebenso angestrengt in das Grau vor­aus starrend. „Ach, ist bald vorbei, wir sind gleich über den Brenner“, tönt es optimistisch vom Rücksitz. Harald, eingekeilt von Laufrädern, Gabelbeinen und Bremshebeln, studiert eine Karte des Pustertals. Recht hat er. Denn das Wetter wird seit Tagen von einer ausgeprägten Nordstaulage dominiert – und der Brenner ist die Wetterscheide. „Im Süden heiter bis wolkig“, lautet die Wettervorhersage für unser Pustertaler Tourenwochenende! Und tatsächlich: Noch vor Sterzing reißt die graue Wand auf, Wolkenfetzen geben blauen Himmel frei, Dauerregen ade!

„Da hätt’ ich vier schöne Touren für euch. Leicht oder schwer zuerst?“ Tourenbesprechung. Agnes und Edith sind nicht nur Zwillingsschwestern, sondern auch Inhaberinnen sowie Herz und Seele des gemütlichen Mountainbike-Hotels Innerhofer, unserem Quartier. Agnes zwinkert schelmisch. Selbst begeisterte Bikerin, hat sie mit Kennerblick auf unsere leichten Enduros gleich ein paar dazu passende Routen aus dem Hut gezaubert – sprich aus der hoteleigenen GPS-Datenbank. Wir einigen uns schnell, mit einer „Einrolltour“ zu den Strudelköpfen unter dem berühmten Dürrenstein zu beginnen.

„Da oben habts eine super Rundumsicht mit ein paar der schönsten Alpengipfel“, hallt mir Agnes’ Stimme noch im Kopf ... Ja, schön wär’s! Hatten wir bis zur Dürrensteinhütte noch halbwegs passables Wetter, zieht am Strudelkopf nun vom Dürrensee kommend eine dicke Nebelwand auf. Aus den Ausblicken zur Cristallogruppe, Monte Civetta, Drei Zinnen oder dem Misurinasee wird erst mal nichts. Leise und konzentriert gleiten wir den schönen Almweg von der Strudelalm wieder hinunter und entgehen mittels Einkehr an der Plätz­wiesenhütte einer Nieselwolke. Dafür erfreut die Abfahrt retour zum Alpengasthof Brückele mit einigen sehr schönen Traileinlagen. Komisches Wetter. Heiter bis wolkig? Schmeichelhafte Betrachtung.

Hochnebel begrüßt uns auch am folgenden Morgen. Agnes hat schon routiniert Webcams gecheckt und den Panoramaweg am Kronplatz, diesen massiven Gugelhupf vor Bruneck, als heutiges Tourenziel bestimmt. „Der ist über dem Nebel, versprochen!“ Edith schiebt uns lachend noch ein paar Müsliriegel extra in die Rucksäcke. „Die werdet ihr heute noch brauchen, Burschen!“ Recht hat sie. Die 1400 Höhenmeter auf den Kronplatz fordern. Kehre für Kehre will erklommen werden, und die rampenreiche Forststraße will kein Ende nehmen. Vincent verdreht die Augen, Harald reißt Witze, ich verwünsche den schweren Fotorucksack.

Endlich! Kurz nach der Ochsenalm durchbrechen wir das Wolkenmeer. Ein paar versprengte Touristen wundern sich nun über zwei Biker, die x-mal für den Fotografen hin und her fahren müssen, bis die Blitzausleuchtung passt. Dann wird es Zeit für die Abfahrt. Wir packen zusammen und biegen auf den Panoramaweg ein. Wurzelige, teils technische Gegenanstiege erschweren während der ersten 20 Minuten Abfahrt das Vorankommen, bis der kammnahe Trail immer flowiger wird und zum feinen Rollercoaster mutiert. Schluss mit Treten! Ab jetzt gilt: Rollen und genießen! Und als wäre der Trail nicht kurzweilig genug, beamt der Blick über die alpine Hochebene Ross und Reiter endgültig in maximalen Flow-Modus.

Zum Finale fordern moosige, teils felsige Wald- und Karrenwege nochmals volle Konzentration, bis wir auf die Dörferstraße treffen und locker ausrollen. Als Belohnung gönnen wir uns anschließend – mit Seilbahnunterstützung – noch zwei Mal einen spaßigen Enduro-Trail (Tour 4). Nach rund 4300 Höhenmeter Abfahrt an diesem Tag rollen wir sehr zufrieden am Parkplatz der Seilbahn aus. Die Wolken haben sich verzogen, endlich begrüßt ein feiner Abendhimmel die „Müde Reiter GmbH“, die im Hotel schon bald Schäfchen zählt. Denn am letzten Tag unseres Aufenthalts steht der Hochnall auf dem Programm, eine erwachsene Hochtour.

Agnes begleitet uns heute per Bike zu den Erdpyramiden, einer fantastischen Erosionslandschaft, die Assoziationen zu Utah weckt – fast eine Art Bryce-Canyon im Mini-Format! Agnes hat sichtlich Freude, bergauf ordentlich in die Pedale zu treten. „Tut’s mir ja auf der Gönner Alm einen Graukäse essen, damit’s nach dem Gipfel net schwächelt“, weiht sie uns in das Geheimnis ihrer Kräfte ein.

Zwei Stunden und eine gehaltvolle Südtiroler Jausen-Delikatesse später chillen wir unter dem Gipfelkreuz des Hochnall. Kein Mensch weit und breit – dieser Blick gehört uns allein! Dass die Abfahrt bergab noch ganz schön anstrengend wird und die Gegenanstiege zurück nach Gais auch noch die letzten Kraftreserven aus unseren müden Beinen saugen werden, ist absolut in Ordnung. So wie die Welt in diesem wunderschönen Trailparadies. Also döst ruhig noch etwas länger in der Sonne – daheim wartet nur der Nordstau!

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05 / 2024
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Erscheinungsdatum 02.04.2024