So testet MOUNTAINBIKE
Testprozedere erklärt: So testen wir Mountainbikes

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Hinter jedem Biketest steht ein enormer Aufwand. Wir zeigen, wie wir unsere Biketests gestalten und welche Anstrengungen wir betreiben, um Mountainbikes für unsere Leserinnen und Leser professionell vergleichen zu können.

So testet das Team des MOUNTAINBIKE Magazins als eine der wichtigsten Testinstanzen der Bike-Szene!
Foto: Christoph Laue

Komplex, unbestechlich und für alle Leser einsehbar: Jedes MOUNTAINBIKE-Urteil basiert auf einer Methodik mit ausgefeilten Punktetabellen, die wir hier im Detail erklären.

Wie alles beginnt – Auswahl der Testbikes

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Redaktion
Romantische Excel-Tabellen: So startet fast jeder Biketest bei MOUNTAINBIKE, wenn es ums Festlegen des Testfeldes geht.

Vor jedem Biketest wird die Kategorie der Testbikes festgelegt. Dann beginnt die Modellrecherche, auf deren Basis wir die Preisklasse und schließlich das Testfeld erarbeiten. In der Regel besteht ein Testfeld aus sechs bis zwölf Bikes. In Ausnahmefällen ist ein Feld aber auch mal exklusiver oder auch breiter aufgestellt. Wichtig für die Auswahl der Bikes ist neben der passenden Preisklasse der Neuigkeitsgrad der Bikes, der Innovationswert und auch die Popularität der Marke bei unseren Tests. Ein neues, innovatives und beliebtes Modell hat also größte Chancen, in den Test geladen zu werden. Auf der anderen Seite schauen wir aber auch immer nach spannenden "Exoten", um das Testfeld attraktiv und abwechslungsreich zu gestalten.

Wie kommen wir an unsere Testräder?

Die Bikes werden dann bei den Herstellern bestellt, also zum Test eingeladen. In der Regel kommen die Testbikes bereits Wochen vor dem eigentlichen Test in unserer hauseigenen Werkstatt an, wo sie von Fachpersonal aufgebaut und für den Test vorbereitet werden. Nach dem Test bleiben sie noch für mindestens einen Monat in der Testredaktion, ehe sie von uns wieder zum Hersteller zurückgeschickt werden.

Praxistest: Der Trail unter den Stollen

Jeder Biketest wird von einem Testleiter sowie erfahrenen Tester*innen und Redakteur*innen durchgeführt. Auf einem zum jeweiligen Einsatzzweck der Bikes passenden, selektiven Rundkurs wird jedes Rad von jedem/jeder Tester*in mindestens einmal gefahren. Danach notieren die Fahrer*innen jeweils ihre Noten und Eindrücke in sieben Bereichen – etwa in Sachen Vortriebseffizienz, Fahrwerk, Downhill oder Handling. Oft wird zum abschließenden Vergleich am Ende des Tests nochmal eine Runde mit dem ersten Bike gedreht, um die Eindrücke einordnen zu können.

So testet das Team des MOUNTAINBIKE Magazins als eine der wichtigsten Testinstanzen der Bike-Szene!
Christoph Laue
Testeindrücke darf jede*r Tester*in auf unserem Testbogen notieren. So kann man jedes Bike ideal einordnen und im Nachhinein beim Schreiben des Testberichts die Details beachten, die den Testenden aufgefallen sind.

Penibel genau stellen wir dafür an jedem Bike Reifendruck, Fahrwerk, Lenkerhöhe, Bremshebel etc. auf die jeweiligen Tester*innen ein. Nach dem Vergleichstest werden die Fahreindrücke besprochen und die finalen Punkte je Bereich festgelegt.

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Benjamin Hahn Fotografie
Auch die exakte, stets identische Positionierung der Sattelhöhe gehört für jeden Tester zum Setup eines jeden Bikes dazu.

Der "Charakter" des Bikes

Auch geben die Tester*innen an, ob sich das Bike tendenziell besser im Uphill oder im Downhill schlägt, ob es sich eher verspielt oder laufruhig auf dem Trail verhält und ob sich das Fahrwerk straff oder eher komfortabel anfühlt. Die Tendenzen sind in 10 Kästchen unterteilt. Ist bei der Wertung Uphill/Downhill das zehnte Kästchen rot markiert, eignet sich das Bike also perfekt für den Downhill, usw. Diese Bewertung findest du in den Testbriefen.

So testen wir! Im MOUNTAINBIKE Magazin wirst du diese Elemente wiederfinden.
MOUNTAINBIKE
Auch den "Charakter" eines jeden Bikes ordnen wir im Testbrief in drei Kategorien ein: Profil, Handling und Fahrwerk ein.

Die Teststrecke

Wir testen die Bikes auf Strecken, die ihrem Einsatzgebiet entsprechen. Ein Enduro mit viel Hub muss sich in deutlich härterem Geläuf beweisen als ein Racefully mit wenig Federweg. Mit schnellen Racebikes klettern wir dafür mehr Höhenmeter als mit einem Enduro – dem Einsatzzweck entsprechend eben.

Zumeist testen wir die Bikes in unserer Heimatregion Stuttgart, teils weichen wir in den nahegelegenen Schwarzwald oder in die Pfalz aus. Wir passen unsere Testorte zudem der Wetterlage an, um für jedes Bike vergleichbare Bedingungen zu garantieren. Ist es rund um Stuttgart zu feucht/unbeständig, zieht es uns in der Regel ins Vinschgau oder nach Finale Ligure – wo dann auch die Fotoproduktionen stattfinden.

Das Testprozedere des MOUNTAINBIKE Magazins erklärt! So laufen unsere professionellen, unabhängigen und renommierten Tests ab.
Stefan Eigner
Test und Fotoshooting an einem Ort. Das hat für uns mehrere Vorteile: Wir testen an coolen Locations mit anspruchsvollen, passenden Trails und bringen schöne Fotos mit.

So testen wir im Labor

In unserem hauseigenen Labor sind wir in der Lage sämtliche Messungen am Bike selbst durchzuführen. Lenkkopfsteifigkeiten, Tretlagersteifigkeiten, Komfortmessungen, Hinterbaukennlinien, Schwerpunktanalyse bis hin zu 2D-Data-Recording – unsere Testcrew rund um Testchef Chris Pauls hat in den vergangenen Jahren keine Kosten und Mühen gescheut und hat so immer neue Erkenntnisse gesammelt.

MB So Testet MOUNTAINBIKE Landingpage Geometrie
Benjamin Hahn Fotografie
Eingespannt: Unser haueigener Messtisch für Geometrie erlaubt es uns sämtliche Geo-Daten zu prüfen.

Unser Hauptaugenmerk liegt heute allerdings auf dem Praxistest – die viele Erfahrung im Labor hat uns auch gezeigt, dass die dort ermittelten Ergebnisse nicht immer eins zu eins in die Praxis übertragbar sind. Für jeden Test ermitteln wir die Gewichte von Komplettrad und Laufrädern, überprüfen die Geometriedaten und die Ausstattung und messen ggf. nach. Mittels unseres Geometrieprüfstand sind wir in der Lage jeden einzelnen Wert des Bikes zu überprüfen.

So testen wir! Im MOUNTAINBIKE Magazin wirst du diese Elemente wiederfinden.
MOUNTAINBIKE
Auch die Geometrie stellen wir in den Testbriefen ausführlich vor: Wie lang ist der Reach? Welche Vorbaulänge hat das Bike in der getestet Rahmengröße?

Ausstattung und Gewichte fließen ebenfalls in die Endnote mit ein. Bei vereinzelten Tests vermisst unser Werkstattleiter Jens Kraft auf Prüfständen des renommierten EFBE-Instituts die Steifigkeiten der Rahmen. Auch überprüfen wir ggf. Einzelgewichte von Gabel, Rahmen und Co., um so verstecktes Tuningpotenzial zu finden.

Die Punktewertung

Jedem MOUNTAINBIKE-Radtest liegt eine komplexe Punktematrix zugrunde. Um maximale Transparenz und Informationen zu bieten, gibt es die Ergebnistabelle zum Nachlesen. Jedes Jahr werden die Kategorien auf die Entwicklungen der Saison angepasst.

Wichtig ist auch die Gewichtung, die sich von Kategorie zu Kategorie unterscheidet. Da wir etwa für Downhill maximal 125 Punkte (All-Mountain) oder aber 175 Punkte (Kategorie Enduro) vergeben können, werden wir der jeweiligen Kategorie gerecht. Nur so können wir die Räder innerhalb der völlig unterschiedlichen Kategorien dem Einsatzbereich entsprechend bewerten und vergleichen.

So testen wir! Im MOUNTAINBIKE Magazin wirst du diese Elemente wiederfinden.
MOUNTAINBIKE
Diese Punktetabelle stammt aus Heft 01-2023, in dem wir fünf All-Mountain-Bikes verglichen haben. So sind in jedem Magazin die Punktevergabe transparent dargelegt.

In der Tabelle findest du die kumulierten Ergebnisse unseres Praxistests wie z.B. Geometrie/Handling oder Vortrieb, aber auch die im Labor ermittelten Werte und Bewertungen wie Gewichte und Ausstattung. Auch bewerten wir unter Verarbeitung/Sonstiges Details wie zum Beispiel ein Rahmenfach im Unterrohr, besonders clevere, ausgefallene Detaillösungen oder eine besonders gelungene Zugverlegung.

Die maxiamle Punktezahl beträgt für jede Bike-Kategorie 1000 Punkte. Ab 900 Punkten bekommt ein Bike die Note "überragend", ab 800 die Note "sehr gut". Ab 700 Punkten ist das Endergebnis "gut", ab 600 Punkten vergebnen wir ein "befriedigend". Kommen schwerwiegende Schäden oder gar Brüche im Test vor, vergeben wir das Urteil "schwach".

So testet das Team des MOUNTAINBIKE Magazins als eine der wichtigsten Testinstanzen der Bike-Szene!
Christoph Laue
Wir hoffen, euch unser Testprozedere verständlich und transparent erklärt zu haben. In diesem Sinne: Happy trails!

Der MOUNTAINBIKE-Profiler war bis Ausgabe 12/22 in Biketests zu finden

Das Spinnennetz zeigt, wo die Stärken und Schwächen des Bikes in Relation zum Testumfeld liegen. Je größer der Ausschlag in eine der acht Richtungen, desto prägender der Charakterzug. Ein Allrounder weist rundum eine große Fläche, ein Spezialist eine verschobene Grafk auf. Die jeweiligen Eigenschaften wie Up- oder Downhill sind meist gegensätzlich angeordnet. So siehst du auf einen Blick, welches Profil das Bike aufweist.

MB 0219 BMC Speedfox 02 TWO (Modelljahr 2019) Test Profil
MOUNTAINBIKE
Mit unserem MOUNTAINBIKE-Profiler findest du dein Traumbike ziemlich sicher. Damit erkennst du auf einen Blick den Charakter der Testbikes.

Uphill/Vortrieb:
Passt die Traktion? Steigt die Front? Ist die Sitzposition im steilen Anstieg optimal? Ein niedriges Gewicht steigert den Ausschlag im Profil ebenso wie die Rollfreudigkeit von Laufrädern/Reifen.

Downhill:
Ein sicheres Handling ist das A und O, damit ein Bike bergab performt. Dazu fließen die Federung sowie einige Parts wie das Cockpit, die Reifen oder die Bremsen in das Downhill-Profil ein.

Ausstattung:
... umfasst sämtliche Parts wie Schaltung, Antrieb, Federelemente, Laufräder, Reifen oder Anbauteile à la Sattel, Griffe, Cockpit. Aber wir bewerten auch gelungene und innovative Detaillösungen

Rahmen/Fahrwerk:
Ein top gemachter Rahmen mit geringem Gewicht, hohen Steifigkeiten und perfektem Fahrwerk bildet die Basis für das perfekte Bike.

Laufruhe:
hohe Spurtreue bringt Sicherheit bergab, kann unter Umständen aber ins Träge kippen, speziell wenn der Profiler einen geringen Ausschlag zeigt in Sachen Wendigkeit.

Wendigkeit:
Je wendiger ein Bike, desto agiler, spielerischer lässt es sich bewegen. Ein Ausschlag nur in diese Richtung (ohne hohen Ausschlag bei Laufruhe) lässt jedoch auf Nervosität schließen.

Robustheit:
Liegt der Fokus bei Rahmen und Parts weniger auf Leichtbau, sondern auf Solidität, steigt der Ausschlag der Grafk. Der Gegenpart ist Leichtbau.

Geringes Gewicht:
Niedriges Rahmen-, Parts- und Gesamtgewicht lassen auf ein spritziges, leichtfüßiges, in der Ebene wie im Uphill ausgezeichnetes Bike schließen.

Die aktuelle Ausgabe
04 / 2024
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Erscheinungsdatum 05.03.2024