Radcomputer: 12 Fahrrad-Tachos für Mountainbiker im Test (2015)
12 Bike-Computer / Fahrrad-Tachos im Praxis-Test

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Moderne Fahrrad-Tachos sind echte Feature-Monster, messen die Biker-Währung "Höhenmeter" barometrisch oder per GPS-Ortung. MountainBIKE hat zwölf aktuelle Bike-Computer ausgiebig getestet.

MB 0415 Bike-Computer Teaserbild
Foto: Benjamin Hahn

Ganz gleich ob datenverliebter Cross-Country-Profi mit Trainingsplan und Wattmesskurbel oder gemütlicher Touren-Mountainbiker mit Moser-Kärtchen in der Trikottasche: Jeder MTB-Typ kann von Informationen zu Strecke und Höhe der gefahrenen Route profitieren. Sei es zur Überwachung der Trainingseinheiten oder zur Orientierung auf Touren im Gelände.

Doch bei der Suche nach dem richtigen Fahrrad-Tacho bzw. Radcomputer kann die Navigation im unübersichtlichen Funktions-Dschungel der verschiedenen Tacho-Modelle zum Verwirrspiel werden. Denn in den kleinen Radcomputern verbergen sich nicht selten weit über 50 Funktionen, die teils nur lückenhaft auf der Verpackung oder der Hersteller-Homepage dokumentiert sind.

GPS-Geräte: Tests, Touren und FAQs

Hinzu kommt die Preisfrage: Zwischen 80 und 200 Euro müssen Mountainbiker für einen Radcomputer mit der für Mountainbiker wichtigen Höhenmessung berappen. Dabei weichen Funktionsumfang und Bedienkonzepte der Modelle stark voneinander ab, nicht immer ist ein hoher Kaufpreis mit Vielseitigkeit und intuitiver Menüführung gleichzusetzen.

Damit Sie sich beim Kauf eines Fahrrad-Tacho nicht von der verwirrenden "Feature-itis" angesteckt werden, sondern stets den Überblick behalten, hat MountainBIKE zwölf aktuelle Radcomputer einem ausgiebigen Test unterzogen. Die Mindestvoraussetzung für die Teilnahme am Test war eine Höhenmessung, die sogenannte "Altimeter-Funktion".

Höhenmesser-Kampf: Barometer versus GPS

Im Angebot aktueller Bike-Tachos mit Höhenmessung sind zwei Systeme tonangebend: Die klassische Messung mittels Speichenmagnet und Barometer findet sich bereits in günstigen Tachos ab 80 Euro. Die per GPS-Satellitenverbindung messenden Modelle starten mit einem Kaufpreis von knapp 130 Euro und machen sich die Koordinatenermittlung des Global Positioning System (GPS) zunutze.

Ihr Hauptvorteil ist, dass die lästige Ermittlung des Radumfangs sowie Montage und Einrichtung (Pairing) der Sensoren entfällt. Dafür messen die GPS-Radcomputer Höhe und Geschwindigkeit auch weniger akkurat.

Um die Höhenmessung der Systeme zu prüfen, wurden mehrere Radcomputer mit barometrischer Messung gleichzeitig an einem Mountainbike über eine definierte Testroute gefahren. Das Ergebnis: Die Werte der Barometer-Tachos wichen auf einer Runde mit etwa 160 Höhenmetern Anstieg um bis zu 15 Prozent voneinander ab.

Eine Durchschnittsabweichung aus mehreren Runden sowie ein Messwertsieger ließ sich nicht ermitteln, da die barometrische Höhenmessung auf die aktuellen Wetterveränderungen unterschiedlich schnell reagierte.

Die barometrische Höhenmessung stellt für Mountainbiker somit nur einen Kompromiss dar, kommt es doch im Gebirge, der Heimat des Mountainbikens, häufig zu Wetterumschwüngen und damit Luftdruckveränderungen, die das Ergebnis verfälschen. Mountainbiker, die eine möglichst genaue Höhenmessung wünschen, müssen an Hinweisschildern mit Höhenangabe, etwa an einer Hütte, regelmäßig nachkalibrieren.

Auch die GPS-Messung erzeugte starke Abweichungen, was eine Ausfahrt mit den getesteten Tachos und einem Referenz-Radcomputer (Garmin Oregon 650t) belegte: Von 401 bis 562 Höhenmetern reichten die Angaben. Der bedeutende Vorteil der GPS-Tachos ist hingegen ihre Fähigkeit zu einfacher Pfeil-Track-Navigation (Ausnahme: Polar). Ein einstellbarer Tageskilometer-Zähler (Roadbook-Funktion) fehlt den Mini-Lotsen daher.

Wichtig bei einem Radcomputer: die Bedienbarkeit

Ob ein Radcomputer wirklich genutzt wird, hängt nicht zuletzt von seiner Bedienbarkeit ab, denn die wichtigen Funktionen sollten mit wenigen Klicks erreichbar sein. Tachos wie der teure O-Synce erlauben die individuelle Konfiguration der Datenfelder. Tipp: Überlegen Sie sich vor dem Kauf, welche Daten Sie wirklich interessieren und probieren Sie das Auffinden ohne Handbuch am Radcomputer aus.

Sportliche Mountainbiker sollten einen Blick auf den Funktionsvergleich werfen, denn nicht alle Modelle bieten trainingsrelevante Messungen wie Herz-, Trittfrequenz oder erbrachte Leistung in Watt an. Der Sigma Rox 10.0 GPS zeigt sich im Konkurrenzumfeld als wahrer Tausendsassa, beherrscht sowohl einfache Track-Navigation, umfangreiche Messungen der "Körper-Daten" und zeigt kaum Lücken in der Feature-Liste.

Wägen Sie ab, ob Sie wirklich ein GPS-Radcomputer brauchen. Selbst einfach bedienbare, top ausgestattete Modelle wie der Sigma Rox 10.0 (Testsieg GPS) müssen nach etwa 20 Stunden wieder "ans Netz". Die Batterien des Ciclosport CM 9.3 A (Testsieg "ohne GPS") halten dagegen etwa ein Jahr.

Diese Produkte haben wir getestet:

Mit oder ohne GPS? Die Vor- und Nachteile

Radcomputer mit GPS – die Vorteile:

1 Flexibler Einsatz: GPS-Geräte zeichnen auch ohne Magnete und Sensoren am Bike Geschwindigkeit und Strecke auf, deshalb sind sie schnell an ein zweites Rad montiert — ohne aufwendiges Umrüsten.

2 Genauigkeit: Dank GPS entfällt das Einstellen des Radumfangs und damit eine potenzielle Fehlerquelle. Je länger die Tour ist, desto genauer die per GPS ermittelte Distanz.

3 Ausgangshöhe: Mit GPS entfällt das besonders auf Reisen mühsame Ermitteln der exakten Ausgangshöhe. Wird die Starthöhe nicht manuell eingegeben, nimmt das Gerät die per GPS bestimmte Höhe.

4 Display: GPS-Computer haben meist ein größeres Display und bieten mehr Möglichkeiten der individuellen Anpassung. Allerdings benötigen die Geräte auch wesentlich mehr Strom, was die Laufzeit des integrierten Akkus drastisch verringert.

5 Touren: Mit den meisten GPS-Geräten lassen sich Tracks nachfahren — praktisch, wenn man unbekanntes Terrain erkunden möchte.

Radcomputer ohne GPS – die Vorteile:

1 Batterielebensdauer: Normale Radcomputer arbeiten im Gegensatz zu GPS-Geräten mit Batterien, die je nach Nutzung bis zu ein Jahr lang halten und nicht wie die Akkus der GPS-Geräte nur 10 bis maximal 20 Stunden. Gut für Biker, die gerne ausgedehnte Tagestouren fahren und nicht nach jeder Tour den Radcomputer aufladen wollen oder können.

2 Größe/Gewicht: Normale Bike-Computer kommen mit einem kleineren Display aus, sind daher meist kleiner und leichter als GPS-Geräte.

3 Genauigkeit: Bei langsamen Geschwindigkeiten (etwa bei Fahrten bergauf) ist die von den Sensoren ermittelte Geschwindigkeit genauer als per GPS-Erfassung. Enge Talschluchten und entlegene Gebiete bereiten keine Probleme, da kein Signalempfang benötigt wird.

4 Schnelligkeit: Kein Warten, bis das GPS-Gerät ausreichend Satelliten gefunden hat: Mit normalen Radcomputern muss nur die Aufzeichnung gestartet werden, und schon kann die Tour losgehen.

Barometrisch bzw. mit GPS: Wie funktioniert die Höhenmessung am Radcomputer?

Radcomputer mit Höhenmessung machen sich ein einfaches Phänomen zunutze: Der Luftdruck sinkt mit zunehmender Höhe – ab Meereshöhe rund ein Hektopascal pro acht Meter.

In vielen Radcomputern sind daher Barometer integriert, die aus Luftdruckveränderungen die Höhendifferenzen errechnen. Um auf gültige Werte zu kommen, müssen sie jedoch zunächst auf eine Ausgangshöhe kalibriert werden.

Barometrische Höhenmessung funktioniert nur dann relativ genau, wenn die Wetterlage konstant bleibt. Ändert sich der Luftdruck durch eine Wetterfront oder simple Temperaturschwankungen, erkennt der Radcomputer nicht, woher diese Veränderungen rühren, und es entstehen Abweichungen.

Im Laufe einer Tagestour kommt es so zwangsläufig zu Ungenauigkeiten in der Messung. Diese lassen sich minimieren, wenn die Höhe während der Tour an bekannten Punkten (wie Berghütten) nachkalibriert wird.

GPS-Geräte haben den Vorteil, dass sie eine ungefähre Höhe (Genauigkeit zwischen 16 und 25 Meter) aus den Satellitensignalen errechnen können.

Die GPS-Positionsbestimmung erzeugt aber ebenfalls Ungenauigkeiten, besonders beim Fahren an Hängen, da die Fahrerposition hier oftmals auf einen höher liegenden Punkt des Hanges lokalisiert wird.

Weitere Korrekturmöglichkeit: Einige Hersteller bieten per Auswertungssoftware am Computer eine nachträgliche Korrektur der Höhenwerte.

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Erscheinungsdatum 05.03.2024