Mountainbiketouren im Wienerwald
Trailguide: Wienerwald

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Biken im Wienerwald? Klingt bieder, aber das Gegenteil ist der Fall, wie die drei Top-Biker Tom Öhler, Johannes Pistrol und Manfred Stromberg hier beweisen. Denn unweit der Metropole Wien locken geniale Trails, mediterrane Landschaften und ganz viel Kultur.

Trailguide: Wienerwald

Hinweis der Redaktion:

Die Benutzung der von uns vorgeschlagenen Routenbeispielen ist nur in den vertraglich fixierten Zeiträumen gestattet: März bis Oktober von 9:00 –17:00 Uhr // April bis September von 8:00 –18:00 Uhr bzw. Mai bis August von 7:00 –19:00 Uhr. Bitte beachten: Radfahren abseits der Routen und außerhalb der freigegebenen Zeiten ist illegal.

Allgemeine Infos

Lage&Charakter: Der Wienerwald ist eine hügelig bis mittelgebirgsartig ausgeprägte Region, die 105 645 Hektar mit Höhenlagen zwischen 300 und knapp 900 m umfasst. Er liegt in Niederösterreich am westlichen Rand der 1,9 Millionen Einwohner zählenden Metropole Wien – an der Grenze zwischen dem Mostviertel und dem Industrieviertel. Die beschaulichere Kleinstadt Mödling und der Kurort Baden liegen im Weinbaugebiet Thermenregion unmittelbar südlich der Hauptstadt. Der Wienerwald ist größtenteils bewaldet und als Biosphärenpark ausgezeichnet.

Anreise: Wien und die umliegenden Städte sind leicht mit dem Pkw zu erreichen, allerdings ist ein Auto in der Großstadt eher hinderlich. Es bietet sich die Anreise mit dem Zug an. Von Wien aus können Mödling und Baden leicht mit der Bahn erreicht werden.

Beste Reisezeit: In den unteren Regionen ist im Wienerwald Biken ganzjährig möglich. Von Ostern bis November sollten auch alle höheren Gipfel erreichbar sein. Das Trailcenter Hohe-Wand-Wiese ist von März bis Oktober geöffnet.

Übernachtung: Für alle, die auch das unvergleichliche Kulturangebot der österreichischen Hauptstadt nutzen wollen, empfiehlt es sich, Quartier direkt in Wien zu beziehen. Von preiswerten Unterkünften bis zu Luxushotels findet man ein maximal breites Angebot. Infos gibt es im Internet: wien.info Auch in Mödling kann gediegen übernachtet werden, etwa im Babenbergerhof: babenbergerhof.com

Guiding, Shuttle, Lifte: Am Trailcenter Hohe-Wand-Wiese können geführte Touren gebucht werden. Hier stehen auch Shuttles und ein Schlepplift bereit: hohewandwiese.com Infos mit Karten zu den Trails am Anninger finden Sie hier: wienerwaldtrails.at Auf der blauen Donau schwimmt kein Krokodil. Aber unten wartet ein Heuriger. Und dahinter die Metropole Wien.

Tour 1:

Länge13,68 km
Dauer1:42 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied541 Meter
Höhenmeter absteigend527 Meter
Tiefster Punkt261 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
KML-Daten

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Tour 2:

Länge9,92 km
Dauer1:00 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied366 Meter
Höhenmeter absteigend366 Meter
Tiefster Punkt261 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
KML-Daten

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Tour 3:

Länge27,55 km
Dauer2:50 Std
SchwierigkeitsgradSchwer
Höhenunterschied766 Meter
Höhenmeter absteigend766 Meter
Tiefster Punkt242 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
KML-Daten

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Tour 4:

Länge25,65 km
Dauer2:30 Std
SchwierigkeitsgradMittelschwer
Höhenunterschied681 Meter
Höhenmeter absteigend676 Meter
Tiefster Punkt255 m ü. M.
Höchster Punkt m ü. M.
GPS-Daten
KML-Daten

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Leicht müde blinzeln wir in die Morgensonne. Nachdem wir den Sonnenaufgang in freier Natur genossen haben, soll es über den Bergrücken vor uns in die Abfahrt gehen. Der Trail startet sanft, fällt jedoch nach wenigen Metern jäh ab. Die Linienwahl wird gleich sehr anspruchsvoll. Jetzt heißt es also doch besser, hellwach zu sein! Unser Local Johannes bahnt sich gekonnt den Weg über Felsplatten und Stufen. Der Wegverlauf ist kaum zu erkennen. Enge Kurven in ausgesetztem Gelände fordern das gesamte fahrtechnische Können. Die ideale Spielwiese für Johannes Pistrol, den ich "Mr. Steep" nenne, und für Trial-Profi Tom Öhler. Und so werden nun Hinterräder versetzt, schräge Platten gequert, enge Durchfahrten und hohe Stufen gemeistert. Wo ist dieses hoch anspruchsvolle Terrain? Auf einem 3000er in den Alpen mit epischer Abfahrt? Oder an der krassen Innsbrucker Nordkette, dem Stammrevier aller "Vert-Rider"?

Wo schon die U-Bahn ein kulturelles Highlight ist: Jugendstil-Ikone Otto-Wagner-Pavillon am Karlsplatz in Wien.

Nun, wir sind tatsächlich in den Alpen. Allerdings im Moment nur auf 300 Metern über dem Meeresspiegel. Und uns fordern läppische 100 Tiefenmeter Abfahrt. Wir sind am nordöstlichen Ende der Alpen. Wir sind im Wienerwald!

Hier in den Ausläufern werden die Alpen zum Mittelgebirge, aber immerhin bringt der Wienerwald Höhen von fast 900 Metern zustande. Fast das gesamte Gebiet des 45 Kilometer langen und maximal 30 Kilometer breiten Mittelgebirges ist als UNESCO-Biosphärengebiet anerkannt und entsprechend schützenswert. Mich lässt nicht nur der knackig-steile Trail glauben, wir seien in einer ganz anderen Gegend. Auch die wunderschönen Schirmföhren des Naturparks Föhrenberge kommen sonst eher im mediterranem Raum vor.

Unter Föhren fahren, aber besser nicht fallen: Ausgesetzte Pfade gibt es auch im Mittelgebirge.

"Ich war oft für Trialshows in Wien und Mödling und hab’ die schönen Wälder gesehen. Ich dachte immer, hier wäre es sicher nett zum Radeln. Die Mischung aus flowig bis extrem schwer und ausgesetzt hat mich überrascht – und begeistert", TOM ÖHLER, der Trialprofi ist das Schweizer Taschenmesser unter den Bikern: kann alles – und das auch noch perfekt.

Sandstein trifft Kalkstein

Der Wienerwald misst 45 mal 20–30 km und bietet Höhenlagen zwischen 300 und knapp 900 m. Geologisch gehört der Großteil des Wienerwaldes zu den Flyschalpen (vorwiegend Sandstein) und wird Flysch-Wienerwald genannt, der Südosten gehört hingegen zu den Kalkalpen (KalkWienerwald).

Trails, Geschichte, Kultur

Wir kniffeln uns den Trail hinunter. Kurze Stopps lassen Blicke auf die 20000-Einwohner-Stadt Mödling und eine mächtige rote Ziegelbrücke zu, die mit vielen Rundbögen das schmale Tal unter uns überspannt. Johannes, gebürtiger Mödlinger, Bauingenieur und Post-Doc an der TU Wien, kennt sich aus: "Vor uns liegt ein Aquädukt der ersten Wiener Hochquellwasserleitung. Noch heute wird durch diese Leitung gut die Hälfte der Wiener Trinkwasserversorgung sichergestellt. Die Leitung ist über 100 Kilometer lang und bringt Wasser aus der Gegend von Rax und Schneeberg." Eine eindrucksvolle Ingenieursleistung, musste doch das gleichmäßige Gefälle über die gesamte Strecke bis nach Wien sichergestellt werden. Und das im Jahr 1873!

Morgenstund’ hat Gold im Rahmen. Und Tom hat seine Bremse auch um sechs in der Früh im Griff.

Der Trail spuckt uns regelrecht auf den Kirchplatz von St. Othmar aus. Anders gesagt: aus dem Wald in die Gothik. Seit 1100 Jahren steht hier ein Gotteshaus. Ich liebe diese Dichte von Landschaft und Kultur, von Trails und Geschichte.

Wir rollen weiter in die liebliche Mödlinger Innenstadt, am meist gebuchten Standesamt Österreichs vorbei, schön gelegen am Schrannenplatz. In der Fußgängerzone kehren wir in ein altehrwürdiges Kaffeehaus ein. Ein weiteres typisches Stück Wiener und niederösterreichischer Kultur. Bei Melange und Esterházy-Schnitte planen wir die nächste Runde.

Wurzelig und witzig geht es am Anninger um.

Hoch geht es zum Anninger, einem 675 Meter hohem Berg an der sogenannten Thermenlinie in Niederösterreich. Die Auffahrt ist gut ausgeschildert und führt zum Anningerhaus. Die Forstwege haben eine faire Steigung, führen uns durch den herrlichen Schwarzföhrenwald. Diese Kieferart mutet allerdings eher silbern an (später finde ich heraus, dass die Zapfen innen schwarz sind – ach so ...). Der Wienerwald wurde hier um 1815 von Johann Joseph Fürst von Liechtenstein mit dieser Föhre aufgeforstet. Der Regent hat die Landschaft des östlichen Wienerwalds stark geprägt, so sind auch einige romantische Burgruinen und Türme auf seine Wünsche hin errichtet worden. Auf dem Weg zum Schutzhaus bleibt uns Luft zum Plaudern. Wir reden, natürlich, übers Mountainbiken. Übers Mountainbiken in Österreich. Und das ist, gelinge gesagt, ein bisserl kompliziert. Der vom Tourismus-Ministerium ausgerufene Werbeslogan "You like it? Bike it!" hat hier eine Menge Spott ausgelöst. Eher könnte man sagen, dass das Gegenteil der Fall ist. Wenngleich meist geduldet, ist Mountainbiken sogar auf Forstwegen verboten – wenn es nicht ausdrücklich erlaubt ist. Von Singletrails wollen wir mal gar nicht reden. Oder doch? Weil hier ist nämlich alles gut.

Johannes erklärt, dass die Trails am Anninger seit letztem Jahr offiziell eröffnet sind und ein legales und spaßiges MTB-Paradies darstellen. Die Forststraßen dürfen jetzt allerdings nicht mehr bergab befahren werden. Die offiziellen Wegweiser weisen (recht nett) darauf hin. Wir sind etwas amüsiert, gleichzeitig tun uns die technisch wenig versierten Mountainbiker ein wenig leid.

Trails mit Pfiff und Würze

Als wir das Anninger Schutzhaus (624 m) erreichen, legen wir die Schoner an und starten in den beschilderten "Kiental-Trail". Kurvenreich dreht dieser recht steil bergab. Der feuchte Boden und die herausblinzelnden Wurzeln machen uns schnell klar, dass die Geschwindigkeit wohldosiert sein will – kein Geläuf für Jedermann. Wir jedenfalls haben eine Menge Spaß an der Würze dieses Weges. Dann folgt ein flowiger Abschnitt, bevor wir in den leichtesten Gang schalten, um eine kurze Rampe bergan zu überwinden.

Vorne eine fahrtechnische Meisterleistung von Johannes. Hinten eine meisterhafte Ingenieursleistung: die erste Wiener Hochquellwasserleitung.

Jetzt wird es wieder knackiger, Tom schanzt sich mit viel Speed über die großen Sprünge, Johannes und ich fahren einfach daran vorbei. Ein paar Wurzelstufen geben dem Trail zusätzlichen Pfiff. An einer mächtigen Felsstufe mache ich wieder Fotos und schaue mir dabei in Ruhe die Ideallinie bei Johannes und Tom ab. Dieses Steilstück kann aber auch umfahren werden, keine Sorge.

Weiter geht es zum Husarentempel. Bei der Auffahrt sagt Johannes, das Mödling schon vor der Legalisierung der Anninger Trails ein Füllhorn von Schmalspurwegen bot. "Schuld" war die Straßenbahn, genauer gesagt die legendäre Linie 360. Die führte von Wien nach Mödling, und dies schon im Jahre 1887 unter Dampf. Viele Wiener wollten raus aus der Stadt und erholten sich im gut erreichbaren Mödlinger Wienerwald. So entstanden unzählige Wege, von denen Biker und Wanderer bis heute profitieren.

Wir erreichen den Husarentempel. Der klassizistische Bau im Stil der Antike thront auf dem Kleinen Anninger und ist weit ins Wiener Becken sichtbar – umgekehrt ist auch der Blick auf das nahe gelegene Wien und die Föhrenwälder fantastisch. Wir genießen bei einer Jause die Aussicht.

Danach zaubert Tom einige krasse Trial-Moves für meine Kamera. Und Johannes zeigt uns seinen persönlichen Einstieg in den Trail: über extrem hohe Stufen, sehr schmal und mit einer ultra engen Kurve. Hier zeigt der Meister technisch-steiler Abfahrten auf nur zwei Tiefenmetern seine Klasse. Meine Kamera klickt anerkennend im Schnellmodus.

Es muss nicht immer Wein sein: Johannes, Tom und Manfred (v. l. n. r.) nach einem langen Tag im Heurigen. Mit einer Traubensaftschorle.

Wir sind auf dem "Husarentempel"-Trail. Dieser ist zu Recht schwarz markiert, und insbesondere bei Nässe wird er für übermutige Enduristen schnell zum echten Husarenritt werden. Bald nach dem Start will die Linie über Wurzeln in steilem Gelände gut getroffen werden. Steil und steinig bleibt es dann auch, mal schnell, mal technisch. Und wenn die Reifen auf dem nassen Kalkboden ins Rutschen geraten, gehen Jauchzer durch meine Experten-Reisegruppe. "Slippery when wet", meint Tom am Trailende mit einem Grinsen im Gesicht.

"Hawi d’Ehre" – ?!?

Abendessen. Und wo kann man das besser und typischer als im Heurigen in der lieblichen Biedermeier-Stadt Baden? Schließlich befinden wir uns im bekannten Weinbaugebiet Thermenregion. Seit der Römerzeit werden hier edle Tropfen kultiviert. In den Buschenschenken werden die eigenen Weine und lokale Speisen angeboten. Schon an der Theke, dem sogenannten Buffet, läuft uns das Wasser im Munde zusammen. Dort bestellt man die kalten und warmen Speisen bei der "Buffet-Dame". Das Essen und ein Glaserl Wein oder "G’spritzter" werden an den Tisch geliefert. Der Besuch beim Heurigen ist tief verankerte Tradition, alle Generationen finden sich hier beieinander beim Plausch.

Am folgenden Tag machen wir uns auf zum Trailcenter an der Hohe-Wand-Wiese im westlichen Stadtgebiet von Wien. Der kleine Schlepplift hier hat schon lange keine Wintersportler mehr transportiert. Dafür können wir uns an der Sattelstütze einhaken! Vom Ausstieg treten wir noch ein paar Höhenmeter einen Uphill-Trail hoch, um zum Start der "Kenda"-Line zu gelangen – die Wiener Variante der berühmten "A-Line" von Whistler. Durch fein geshapete Anlieger und mit viel Airtime pressen und fliegen wir durch den dichten Wald zu Tale. Das macht Bock auf mehr! Wir probieren alle Trails aus, die teils sogar familienfreundlich sind. Die Trails machen mindestens so viel Spaß wie ihre originellen Wiener Namen, die ich mir von Johannes übersetzen lasse: "Hawi d’Ehre" (Habe die Ehre), "Spompanadln" (Unfug), "Zwutschkerl" (Kleines Kind) "Ka Bemmerl" (Kein Köttel). Verantwortlich für spaßige Trails und lustige Namen ist der Verein Wienerwaldtrails – eine Initiative engagierter Mountainbiker, die sich für ein legales Streckennetz einsetzten und schon sehr viel erreicht haben.

Stadt, Land, Wasserleitung: Der Blick auf Mödling ist von famoser Art.

Nachdem wir uns ausgetobt haben, schmieden wir bei einem Erfrischungsgetränk weitere Pläne. Leider verheißt der Wetterbericht kein Fotolicht für den nächsten Tag. Für einen schönen Blick auf Wien entschließen wir uns daher noch den nahe gelegenen Leopoldsberg zu besuchen. In Vertrider-Manier tragen und schieben wir unsere Räder im Eiltempo Treppen und Fußweg hinauf, um das beste Licht noch zu erwischen. Oben blicken wir dann vom nordöstlichen Ende der Alpen auf die Metropole – von der Donau bis zur Innenstadt. Im Abendlicht philosophieren wir über das Mountainbiken im Wienerwald. Johannes ist glücklich über die Vielfalt des Reviers. Einsteiger finden ganz einfache Abfahrten, Tourenfahrer und Enduristen haben eine überaus große Spielwiese. Experten können sich auf technisch schwierigen Abfahrten beweisen. Das alles am Rande der Stadt. So wird es nie langweilig.

Nach unserem langen Tag knurrt der Magen. Johannes kennt einen Heurigen am Fuße des Leopoldsbergs. Wir lassen uns nicht lange bitten und stürzen uns in die Abfahrt und auf die Stadt zu. Auch hier startet es flowig – und dann wird es wieder extrem steil und technisch. Am fahrerischen Limit kämpfen wir uns eine supersteile Rinne hinab. Dann geht es in den Heurigen zu einem G’spritzten und Liptauerbrot. Morgen wollen wir uns eine Ausstellung Moderner Kunst im Museumsquartier anschauen. Eben alles dicht an dicht. Willkommen im Wienerwald!

[Link auf Anker 0]Interview mit Tom Öhler und Johnannes Pristol

Johannes Pistrol (li) und Tom Öhler

"Die fast unschlagbare Vielfalt an Trails macht diese Gegend so besonders!"

Fahrtechnik-Experten unter sich: Darum lieben Trial-Pro Tom Öhler und Wienerwald-Experte Johannes Pistrol das Revier westlich von Wien.

Tom, du lebst in Innsbruck und damit mitten in den Alpen. Was verschlägt einen Trail-Star wie dich hier in den Wienerwald?

Ich kannte die Gegend grob von meinen vielen Trialshows in Wien und Mödling. Da bin ich oft unter dem Mödlinger Aquädukt durchgefahren, habe hochgeschaut und gedacht: In diesen schönen Wäldern kann man sicher gut Mountain biken! Ich wollte hier auch hin, gerade weil es nicht das klassische Mountainbike-Ziel ist. Bei meinem "Schlüsseldienst" (Fahrtechniktraining von Tom Öhler, Anm. d. Red.) habe ich schon die unterschiedlichsten Regionen kennen- und schätzen gelernt. Alle habe ihren eigenen Charakter.

Johannes, was macht für dich als Local den Reiz des Bikens im Wienerwald aus?

Ich kannte die Gegend grob von meinen vielen Trialshows in Wien und Mödling. Da bin ich oft unter dem Mödlinger Aquädukt durchgefahren, habe hochgeschaut und gedacht: In diesen schönen Wäldern kann man sicher gut Mountain biken! Ich wollte hier auch hin, gerade weil es nicht das klassische Mountainbike-Ziel ist. Bei meinem "Schlüsseldienst" (Fahrtechniktraining von Tom Öhler, Anm. d. Red.) habe ich schon die unterschiedlichsten Regionen kennen- und schätzen gelernt. Alle habe ihren eigenen Charakter.

Johannes, was macht für dich als Local den Reiz des Bikens im Wienerwald aus?

Für mich sind es im Wesentlichen die unmittelbare Nähe zur Großstadt und die fast unschlagbare Vielfalt an Trails, die diese Gegend zu etwas Besonderem machen. Von Forststraßentouren über Flowtrails und sanfte Waldwege bis hin zu richtig anspruchsvollen, steilen Abfahrten mit fahrtechnischen Herausforderungen ist für alle Könnensstufen etwas dabei. Das dichte Wegenetz, das oftmals mehrere Abfahrtmöglichkeiten bietet, erleichtert das Herantasten an größere Herausforderungen. Für Abwechslung sorgt auch die Geologie: Während im Westen Wiens die Flyschzone perfekt geshapete Trails erlaubt, kommt etwas weiter südlich auf den trockenen Böden der östlichsten Ausläufer der Kalkalpen in Kombination mit den Schwarzföhrenwäldern richtiges Urlaubsgefühl auf – und man wähnt sich in Italien.

Tom, was waren deine Highlights hier?

Ich wollte schon immer mal das Trailcenter Hohe-Wand-Wiese kennenlernen, speziell über die Kenda-Line hatte ich schon viel gehört. Die hat echt viel Spaß gemacht. Wunderschön sind auch die Föhrenwälder bei Mödling, es war eine Wonne, dort die unterschiedlichsten Trails zu fahren. Und im Heurigen in Baden war das Essen fantastisch!

Johannes, Biken in Österreich ist oft ein problematisches Thema. Wie steht es um legale Trails im Wienerwald?

Von wenig attraktiven reinen Forststraßenstrecken vor einigen Jahren hat sich das Gebiet dank engagierter Bikerinnen und Biker in den letzten Jahren extrem weiterentwickelt. Angefangen hat es mit dem Verein Wienerwaldtrails, der erste Singletrail-Strecken legalisiert bzw. gebaut hat. Die Strecken werden gewartet und weiter ausgebaut. Zusätzlich gibt es das Trailcenter Hohe-Wand-Wiese und seit gut einem Jahr auch die Anninger Trails, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Im Osten Österreich viel Neues also.

Johannes, von dir kennt man sonst Fotos und Videos steiler Abfahrten von hohen Gipfeln. Wie erlernt man die notwendige Technik ohne richtige Berge?

Als gebürtiger Mödlinger ist der Anninger mein Hausberg und schon viele Jahre mein Spielplatz. Man würde es von einem Hügel, auf dem nur 400 Höhenmeter zu bewältigen sind, nicht erwarten, aber er hat auch richtig knifflige Trailabschnitte zu bieten. Manche Sektionen fahre ich auch heute noch nur ein paarmal im Jahr, wenn wirklich alles passt. Auf anspruchsvollen Bergtouren muss man dann nur noch das im "Flachland" Erlernte zusammenfügen oder aneinanderreihen, dann klappt es auch dort.

Tom, was gefällt dir abseits des Mountainbikens an der Region?

Die Kulinarik! In Wien kann man unglaublich gut international essen. Es finden sich die exotischsten Lokale. Und als Gegensatz dazu ist die lokale Kultur der Heurigen und Kaffeehäuser lebendig – das mag ich extrem und entspricht meiner Art als gemütlicher Typ sehr. Mit dem Rad im Sommer durch Wien zu rollen ist großartig. Die Stadt hat so viel zu bieten: historische Gebäude, Museen, Parks, ein wunderbar buntes Publikum.

Johannes, Wien wird regelmäßig als lebenswerteste Stadt ausgezeichnet. Gilt das auch für Mountainbiker?

Ich fahre in erster Linie wahnsinnig gern Fahrrad – ob mit dem Fixie zur Arbeit, mit dem Rennrad von der Haustür weg ins Wiener Umland und an der Donau entlang oder mit dem Mountainbike im Wienerwald. Für mich als Radfahrer ist Wien definitiv sehr lebenswert, und speziell das Angebot für Mountainbiker ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Zudem ist man mit dem Zug in eineinhalb Stunden am Fuße eines 2000ers – das gelingt auch nicht von jeder Großstadt aus.

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Erscheinungsdatum 05.03.2024