La Palma: Inselumrundung in 4 Etappen
Kurz und kompakt: Alle Infos zur La-Palma-Umrundung mit dem MTB

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Die "Isla Bonita" gilt Bikern gerade in der kalten Jahreszeit als Top-Reiseziel. Eine Umrundung der Insel ist ein besonderes Erlebnis.

MB La Palma 5
Foto: Ralf Schanze

Die vier Etappen der La-Palma-Umrundung – inklusive Trailbooks und GPS-Daten:

MB 0211 La Palma - Übersichtskarte
La Palma: Die 4 Etappen der Inselumrundung (für Großansicht: Grafik anklicken)

Lage: La Palma liegt etwa 450 km vor der nordwestafrikanischen Küste.

Beste Reisezeit: Als Insel des „ewigen Frühlings“ bietet La Palma ganzjährig mildes Klima. Im Sommer wird es nicht so heiß wie auf dem Festland. Nur wenn der Wüstenwind Calima bläst, steigt das Thermometer manchmal über 40 Grad. Im Winter fallen mehr Niederschläge.

Anreise: La Palma wird von den meisten deutschen Flughäfen angeflogen.

Ausrüstung: Drei Liter Wasser pro Tour und Proviant einpacken. Feste, möglichst hohe Schuhe sind wegen scharfer Lavasteine Pflicht, ebenso Protektoren. Auf viele Reifenpannen einstellen! Ein GPS-Gerät sorgt auch bei Hilferufen für exakte Positionsangaben.

Bike: Fully ist Pflicht – idealerweise All Mountain mit 130-150 mm Federweg.

Bike-Stationen: „Bike´n´ Fun“ in Los Llanos: Leihbikes, Werkstatt, Touren. www.bikenfun.de

Übernachtung: Los Llanos: Apartmenthaus Adjovimar, www.adjovimar.com;
Santa Cruz: Hotel Maritimo, www.hotelmaritimo.com;
Barlovento: Hotel La Palma Romantica, www.hotellapalmaromantica.com;
Puntagorda: Mar y Monte, www.la-palma-marymonte.de. Überall reservieren!

Karten: La Palma, Freytag & Berndt, 1:30000 (alter Verlauf GR 130);
Calbildo de La Palma, Red de Senderos 1:40000 (neuer Verlauf GR130).

Reiseführer: Mountainbike-Guide La Palma, R. Schanze/S. Schüler, Hellblau-Verlag, 16,90 Euro.

Generelle Info: Patronato de Turismo, Santa Cruz, www.lapalmaturismo.com

Touren

La-Palma-Reportage: „Insel-Rocken“

Die vier Etappen der La-Palma-Umrundung – inklusive Trailbooks und GPS-Daten:

Leo lacht schallend und klopft sich auf die Schenkel. „Den GR 130? Mit dem Fahrrad? Ihr seid verrückt!“ Mein Kumpel Leo ist den Weitwanderweg GR 130 vor einigen Monaten zu Fuß gegangen und kann sich auch mit viel Fantasie nicht vorstellen, ihn per Moun­tainbike zu bestreiten. Das macht ihn für mich umso interessanter – wo sich andere auf ihre Füße verlassen, versuche ich es gerne mit dem Bike.

Eine lange, rote Linie sehen Siegmund, Inhaber der Bikestation Bike & Fun aus Los Llanos, und ich auf der Landkarte. Immer schön in Küstennähe, windet sie sich wie eine Schlange über kleine Trails und Straßen rund um die Insel. Sieht nach einem Bike-Leckerbissen aus. Theoretisch.

Also los! Ein bisschen Abenteuergeist muss sein, und wir werden schon merken, was geht und was nicht. Start ist in Los Llanos, gemütlich geht es nach Jedey. Hier ändert sich der Tenor der Tour schon: Der GR 130 wird zu einem sandigen, schwarzen Lavaweg, der später mit dicken Geröllbrocken durchsetzt ist. Also heißt es Protektoren anlegen – und Trails rocken, bis der Lenker bebt! Wir surfen durch schwarzen Lavasand, jumpen über Steinfelder, auf und ab. Die Szenerie erinnert an Mondlandschaften. Gegen Ende wird der Anstieg immer steiler, und spätestens beim Erreichen der Landstraße steht fest, dass diese Inselumrundung kein Kindergeburtstag wird.

In Fuencaliente füllen wir unsere Wasservorräte nach. Der Weg führt nun an den schwarzen Stumpen verbrannter Kiefern vorbei, die die letzte Feuersbrunst im Winter zerstört hat, weiter gen Nordosten. Hier zeigt sich, dass der Fahrspaß auf dem GR 130 erarbeitet werden will: Je anstrengender es raufgeht, desto trailiger geht es anschließend wieder runter. Eine einfache Weisheit, die sich die folgenden Tage noch häufiger bewahrheiten wird.

In das erste steile Sträßchen, das hinab in die Hauptstadt Santa Cruz führt, biegen wir am späten Nachmittag ab. Aus dem Hafen dröhnen Schiffshörner, und die kleinen Gassen scheinen geradewegs ins Meer zu führen. Zwischen bunten Hausfassaden geht es Kurve um Kurve weiter, aus offenen Türen schwingt Salsamusik, es duftet nach Knoblauch und gebratenem Fisch. Und dann hüpfen wir über die ersten Kirchtreppen hinab zur Plaza. Klack, klack, klack, die Ketten zappeln, die Gabeln vibrieren. Endlich am Ziel, in der Altstadt von Santa Cruz. Endlich Essen!

Den ersten Zahn des Ehrgeizes, die Wanderroute nicht zu verlassen, zieht uns der GR 130 dann am nächsten Tag hinter Puntallana: Der Barranco Nogales öffnet sich hier wie der riesige Schlund eines Mons­ters. Auf der anderen Seite geht es fast senkrecht auf einem ungesicherten Pfad wieder hoch. Da heißt es kapitulieren, auch angesichts des Zeitfensters – wir wählen den Chickenway namens Straße.

Aber in den Barrancos dahinter kommt man als Biker wieder voll auf seine Kos­ten: Der Trail folgt wie ein „Bikeway to Heaven“ atemberaubend der Küstenlinie, schwingt sich durch Bananenplantagen, stürzt sich, vorbei an Wasserfällen und mitten durch dschungelähnliche Pflanzenwelten, hinab zum Meer. Rechts tost die Brandung, links sind wir immer auf der Suche nach den rot-weißen Strichen auf roten Schildern, die den Routenverlauf des GR 130 kennzeichnen.

Besonders exotisch zeigt sich eine Schlucht kurz vor San Andres: An steilen Felswänden kleben Pflanzen mit Blättern, die fast so groß wie Laufräder sind. Auf dem Trail überwuchert Klee den Boden. Wer hier den Fuß absetzt, muss damit rechnen, dass er schmatzend in kleinen, gurgelnden Wasserrinnen versinkt. Fahrtechnisches Abenteuerland meets Jurassic Park!

Allerdings tut die letzte Schiebepassage hoch hinauf nach Barlovento noch einmal richtig weh. Vor allem den Waden. Auf Asphalt wuchten wir unsere Bikes bei Steigungen um 30 Prozent nach oben, verfluchen die Entscheidung, den rot-weißen Strichen zu folgen. „Stopp!“ ruft Siegmund plötzlich. Ihm hat die Steigung hinten die Sohlen aus den Bike-Schuhen geschoben.

Aus Erfahrung wird man klug. Und so beschließen wir am nächsten Tag, den GR 130 im Norden zu umfahren. Die Barrancos sind hier noch steiler, und die Wege entlang der Steilküste wären mit geschultertem Rad zu gefährlich. Außerdem kosten Schiebe- und Tragepassagen Zeit, und es empfiehlt sich, am Abend Puntagorda zu erreichen: Hier im wilden, unberührten Norden gibt es sonst keine Unterkünfte.

Davon abgesehen lockt die alte Nordstraße als Alternative. Das kleine Sträßchen ist kaum befahren und windet sich kurvenreich mit leichter Steigung durch Märchenwälder mit riesigen Bäumen und dichtem Buschwerk. Wenn das üppig wuchernde Grün den Blick Richtung Küste freigibt, bieten sich spektakuläre Aussichten in die Schluchten, in denen der GR 130 verläuft.

Recht entspannt erreichen wir später auf flowigen Trails Garafia und treffen hier, an der windumtosten Nordwestspitze der Insel, wieder auf den GR 130. Wie gute alte Bekannte führen die rot-weißen Streifen des Wanderwegs hinter dem beschaulichen Örtchen wieder in die ersten Barrancos. Anspruchsvolle Downhill-Passagen wechseln sich mit anstrengenden Trageabschnitten ab, schnell rauscht auch der Tag dem Ende entgegen. Auf den letzten Metern nach Puntagorda lassen wir ein paar Schluchten aus, um bei Tageslicht das Ziel zu erreichen.

Auf dem Papier keine 1000 Höhenmeter und knapp 30 Kilometer: Der Schlussspurt nach Los Llanos steht an, und man sollte ihn nicht unterschätzen. Längst ist klar, dass der GR 130 seinen eigenen Rhythmus besitzt und meist mehr Zeit kostet als veranschlagt. Doch irgendwann kommt der letzte Trail in die letzte Schlucht, hinab in den Barranco de la Angustias: ein Kurvenfeuerwerk über alte Pflasterwege, die zwischen Himmel und Meer zu schweben scheinen. Ein krönender Abschluss des Königswegs! Und bei einem kühlen Bier unter alten Lorbeerbäumen auf der Plaza rufe ich Leo an: Doch, doch, der GR 130 lässt auch Biker-Herzen höher schlagen!

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04 / 2024
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Erscheinungsdatum 05.03.2024