Biken am Gerlospass - MTB-Abenteuer in der Zillertal-Arena
Kurz und kompakt: Alle Infos zum MTB-Spot Gerlospass

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Das Tourenangebot rund um Gerlos ist praktisch unerschöpflich. Das Motto: Meter machen vor der Kulisse des Alpenhauptkamms!

MB 0610 Gerlospass 2
Foto: Christoph Malin

Drei Top-Touren rund um Gerlos - inklusive Trailbooks und GPS-Daten:

MB 0610 Gerlos - Zillertal - Übersichtskarte
Alle vier Top-Touren am Gerlospass.

Lage: Der Ort Gerlos liegt auf 1200 Metern Höhe unweit des gleichnamigen Passes am Talschluss des Gerlostals, das unweit von Zell vom Zillertal abzweigt. Direkt auf der anderen Seite des Passes beginnt das Bundesland Salzburg. Auch hier – genauso wie im Zillertal selbst – locken unzählige Touren.

Beste Reisezeit: Je nach Schneelage beginnt die Bike-Saison ab Ende Juni und dauert bis weit in den Herbst hinein an.

Anreise: per Auto oder Bahn nach Innsbruck, weiter ins Zillertal bis Mayr­hofen (Infos und Fahrplan: www.oebb.at, www.zillertalbahn.at, www.vvt.at). Das Hotel Almhof bietet Gästen einen Shuttle-­Service von Mayrhofen zum Gerlospass an.

Unterkünfte: Der Almhof in Gerlos ist auf Familien mit Kindern eingerichtet. Almhof Family Resort, Tel. 00 43/52 84/53 23, www.kinderhotel-almhof.at
Top Service fürs Bike gibt‘s im Gaspingerhof, Tel. 00 43/52 84/53 35 49, www.gaspingerhof.at
Weitere Bike-Hotels in der Region und den gesamten Alpen online unter www.bike-holidays.com

Guiding: geführte Touren im Almhof oder bei www.berg-aktiv.at (Tel. 00 43/
52 84/56 30).

Busverkehr: Busse verkehren regelmäßig zwischen Zillertal und Gerlospass (s. Anreise).

Karten: Bike-Karte Zillertal, Blatt 2 „Zell, Gerlos, hinteres Zillertal“, Maßstab 1:40 000. Kompass- Verlag, Blatt 37 „Zillertaler Alpen – Tuxer Alpen“, Maßstab 1:50 000. Mayr-Verlag, Blatt 32 „Wander-, Rad-, MTB- und Tourenkarte Gerlos“, 1:35 000.

Reiseinfo: TVB Zell/Gerlos, Zillertalarena, Tel. 00 43/ 52 84/52 44,
www.zillertalarena.com

Aus technischen Gründen können wir zur "Tour 4 - Am Brandbergjoch" leider keine GPS-Daten anbieten.

Touren

Gerlos-Reportage: "Thrillertal" - Mountainbiken rund um den Gerlospass

Vier Top-Touren rund um Gerlos - inklusive Trailbooks und GPS-Daten:

"Koa Angst“, ruft der Staudacher Michi. „Mir sein glei do, s‘ischt nimmer weit.“ Wenn das bloß nicht schon wieder einer von Michis Skilehrer-Witzen ist. Seit geraumer Zeit schon stemme ich mich dieser deftigen Rampe unterhalb des Isskogels entgegen. Während ich schwer über dem Lenker hängend nach Luft ringe, gibt Konditionswunder Staudacher, Chef der Skischule am Gerlospass und im Sommer Bike-Guide im dortigen Hotel Almhof, einen Schenkelklopfer nach dem anderen zum Besten.

Aber wo ist er denn nun, der Gipfel? Um uns herum versperrt hartnäckiger Hochnebel jede Sicht. Doch gerade als ich überlege, ob ich doch schieben und Michi ziehen lassen soll, wird es langsam „oberhell“, wie die Tiroler sagen. Der Nebel reißt auf, und plötzlich gleißen die vergletscherten Dreitausender der Zillertaler Alpen aus einem unwirklich blauen Himmel. Mit letzter Kraft rolle ich am Gipfelkreuz aus und lasse mich auf die Bank plumpsen.

„Kennsch den scho?“ grinst der Michi jetzt breit. „Lieber a zu lockere Schnalle als a zu feste Bindung!“ Nicht gerade Alice-Schwarzer-tauglich, in der Emma würde das bestimmt nicht gedruckt. Dennoch kann ich mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Willkommen in der Zillertal-Arena! Der Staudacher Michi ist eben ein typischer Vertreter des lus­tigen Bergvölkchens am Gerlospass. Sich selbst nicht so ernst nehmen, das scheint hier oben das allgemein gültige Credo zu sein.

Legendär ist der Gerlospass hauptsächlich für seine Wintersaisons – als Teil der gigantischen Skischaukel der „Zillertal Arena“ – und nicht zuletzt auch für die berühmt-berüchtigten Après-Ski-Partys, die hier oben gefeiert werden und sich mit denen von Ischgl um Platz eins streiten. Doch wo sich im Winter wahre Horden von Skifahrern zu Tale werfen, herrscht jetzt angenehme Ruhe. Man scheint es mit Händen greifen zu können: Die Einheimischen erholen sich vom Winter, und der so hektische Rhythmus des Orts hat einen gemächlicheren Takt angenommen. Im Sommer herrscht sanfter Wandertourismus vor, Rentner in Cafés dominieren das Bild, während Kühe zufrieden ihr Gras mampfen. Mit dem Mountainbike kommt man sich schon beinahe revolutionär vor.

Nur eines ist nicht saisonbedingt: Das Feiern genießen die Gerloser im Sommerebenso wie im Winter – wie gestern im Restaurant „Jägerstüberl“ von Vizebürgermeister Kammerlander. Dort ging mit Hüttengaudi, Musikantenstadl, begeisterten Touristen und Skilehrern in der Sommerpause dermaßen die Post ab, dass ich mir vorkam wie im tiefsten Winter. Heute muss ich halt vorläufig mit etwas eingeschränkter Kondition dafür bezahlen. Egal, was soll‘s. Die Stimmung war sensationell. Hollareidulijö!

Der Nebel hat sich mittlerweile komplett aufgelöst, und auch der letzte, vom Vizebürgermeister persönlich ausgeschenkte Zirbenschnaps – ein teuflisches Gebräu aus Kieferzapfen – ist zum Glück aus meinen Adern in die klare Berg­luft am Isskogel verdampft. So langsam werde ich wieder munter – genau rechtzeitig, denn oben empfängt uns einer jener Rundumblicke, die direkt aus der Tourismuswerbung entsprungen zu sein scheinen. Ich beglückwünsche mich selbst, den Löwenanteil des Aufstiegs mit dem Isskogel-Lift zurückgelegt zu haben. Denn so kann ich die „Arena Panoramatour“ zwar nicht ganz frisch, aber doch einigermaßen ausgeruht genießen.

Die Panoramarunde wurde 2005 aus der Taufe gehoben. Sie führt konditionsstarke Biker über 30 Kilometer und gut 1700 Höhenmeter von Zell am Ziller über Erlach zuerst zur Kreuzwiesenhütte. Dort wird die Baumgrenze überwunden, und der Weg führt mit weiten Ausblicken über die Außer- und Innerertensalm sowie die Gerlostal- und Kellneralm zurück nach Gerlos. Dann gibt es zusätzlich eine Variante für noch eingefleischtere Genießer: Man steuert diesen herrlichen Höhenweg auf weniger anstrengende Weise direkt von Gerlos aus an – und dann geht‘s in Gegenrichtung bergab.

Doch egal, welche Variante, auf etwa halber Distanz der Tour lockt die Kreuzwiesenalmhütte mit ihrer fabelhaften Sonnenterrasse. Hier oben lässt sich das Panorama des Alpenhauptkamms mit seinen Gletschergipfeln auf besonders formatfüllende Weise genießen.

Bekannt ist die Kreuzwiesenalm für ihr freundliches Personal und das gute Essen – nicht nur in dieser Höhe ist das eine gerne mitgenommene Annehmlichkeit. Schön auch, dass sich der Wirt entgegen einer vielerorts praktizierten Unsitte traut, original Zillertaler Gerichte mit auf die Speisekarte zu setzen. Für hungrige Radlermägen besonders zu empfehlen: die „Graukassuppe“, eine Gaumenfreude der eher nahrhaften Sorte. Jetzt noch ein Jausenbrettl mit Schinken, Essiggurken, Brot und natürlich Graukäse oder ein „Melcher Mus“, die hiesige Variante des Kaiserschmarrn. Egal, wie man den Streifzug durch die Zillertaler Küche beschließen mag – sich wieder von dieser Sonnenterrasse zu lösen fällt schwer.

Ein Dutzend Skilehrerwitze später eisen wir uns dennoch los: Schließlich warten entspannte 1300 Höhenmeter Abfahrt am Stück vom Gerlosberg hinunter ins Zillertal. Und wie zum Beweis, dass der heutige Tag ein guter war, erwischen wir in Zell am Ziller direkt den Bus, der uns wieder hinauf zur Passhöhe shuttlet. Genau rechtzeitig, schließlich steht heute im Hotel ein Jägerschnitzel auf dem Speisezettel – wie ortsüblich im Format XXL!

Hier lässt es sich aushalten! Als wir am nächsten Tag gut gelaunt ins wildromantische Wildgerlostal starten, um den dunkelgrünen Durlassboden-Stausee zu umrunden, komme ich sogar dem Staudacher Michi zuvor. Mit meinem Lieblings-Skilehrerwitz: „Woran erkennt der Skilehrer, dass die Saison vorbei ist? Er muss seine Hose wieder selber ausziehen!“ Einen Moment lang schaut mich der Staudacher Michi ungläubig an, und bricht dann in schallendes Gelächter aus. Na also, geht doch. Der nächste Winter kommt bestimmt.

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Erscheinungsdatum 05.03.2024