Wie kräftig packen die MTB-Bremsen des Jahrgangs 2012 zu? MountainBIKE hat elf Modelle in jeweils drei Größen getestet.
Wie kräftig packen die MTB-Bremsen des Jahrgangs 2012 zu? MountainBIKE hat elf Modelle in jeweils drei Größen getestet.
Damit Sie wissen, mit welchem Modell Sie stets die Kontrolle behalten, hat MountainBIKE elf neue Stopper mit jeweils drei Scheibengrößen ausgiebig getestet – ein vielfältiges, hochspannendes Testfeld wie seit Jahren nicht mehr. Die Preisspanne liegt zwischen 77 und 377 Euro.
Das spannendste Testfeld seit Jahren
Magura drängt sich mit der komplett neuen Bremsenfamilie Mission Team ins Rampenlicht, schickt die mit viel Carbon angereicherte Top-Bremse MT8 sowie das budgetfreundliche Modell MT4.
Shimano kontert mit gleich drei komplett neuen Speed-Kontrolleuren. Die neue XT übernimmt die "Ice"-Technik der XTR Trail mit Sandwichscheiben und Kühlrippenbelägen. Auch die Shimano-SLX setzt auf Luftzirkulation am Belag. Die "Servowave"-Technik kommt auch bereits bei der neuen Deore zum Einsatz, dem günstigsten Stopper im Test.
Avid ergänzt das Feld mit den neuen Modellen Elixir 7 und Elixir 9, die Elixir C und CR ablösen. Mit etwa einem Jahr Verspätung geht die RO von Formula mit großen ovalen Bremskolben in den Vergleichskampf. Als zweiten Vertreter schicken die Italiener die auf Leichtbau getrimmte R1 Racing mit vergrößertem Ölvolumen.
Auch Hayes rührte bereits vergangenes Jahr die Werbetrommel für die neue Prime-Familie. Aber erst jetzt ist "Primetime": mit dem Modell Pro. Trickstuff wirbt mit "Made in Germany" und versucht mit der in Freiburg gefrästen Cleg2 die Konkurrenz auszubremsen.
Ein buntes wie namhaftes Testfeld, das hohe Erwartungen schürt. Neben ausreichend Standfestigkeit zählt etwa auch die Bremskraft zu den K.o.-Kriterien einer Bremse. Kräftige Modelle wie etwa Formula-RO oder Shimano-XT benötigen geringe Handkräfte und verhindern dadurch verkrampfte Unterarme auf langen Abfahrten.
Zudem verschlechtern schwachbrüstigere Stopper wie etwa die Cleg2 die Dosierbarkeit. Im Gegenzug erschweren aber auch zu bissige Bremsen die Suche nach der optimalen Bremskraft für die jeweilige Situation. Ein weiteres wichtiges Kriterium: Hebelergonomie. Mit zu schmaler oder scharfkantiger Hebelform fühlt sich eine Bremse deutlich schwächer an. Die beste Wohlfühlnote erreichen Avid und Shimano, dicht gefolgt von Magura und Hayes.
Das Gewicht spielt für MountainBIKE bei sicherheitsrelevanten Teilen wie Bremsen eine eher untergeordnete Rolle, für Racer nimmt der Punkt einen deutlich höheren Stellenwert ein. Magura-MT8 und Formula-R1-Racing zeigen, wie extremer Leichtbau funktioniert.
Um die zahlreichen Kriterien für jede Bremse zu ermitteln, treibt MountainBIKE einen enormen Aufwand aus Labor- und Praxistests.
Bremsleistung
Hohe Bremskraft schont die Kraft in den Unterarmen und verkürzt den Bremsweg.
Die RO liefert auf dem Prüfstand die klaren Bestwerte, bei trockenen wie nassen Bedingungen. Danach punkten Shimano-XT und -SLX dank "Servowave"-Technik.
Standfestigkeit
Ausreichend hitzefest, bleibt die Bremsleistung auch nach langen Abfahrten konstant.
Sowohl auf dem Prüfstand
als auch im Praxistest hielt Shimanos XT die Bremsleistung konstant hoch. Aber auch Formula-RO und die Magura-Modelle zeigten sich hitzefest.
Gute Dosierbarkeit führt schnell und einfach zur gewünschten Bremskraft.
Die Shimano XT beweist, dass sich hohe Bremskraft und gute Dosierbarkeit nicht ausschließen müssen. Knapp dahinter lauert bereits die feinfühlige Avid Elixir 9.
Gute Bremsen müssen nicht teuer sein. Hier bekommen Sie am meisten fürs Geld.
Shimano bietet hohe Bremsleistung und top Ergonomie für kleines Geld. Die Elixir 7 bietet preisbewussten Racern die Chance auf eine sehr leichte und ergonomische Bremse.
Nur ein enormer Aufwand aus Praxis- und Labortest ermöglicht eine aussagekräftige Beurteilung von Scheibenbremsen.
Den Praxisteil absolvierte die erfahrene Testcrew auf den anspruchsvollen Trails in Latsch.
In langen Steilstücken, losem Geröll, auf Speedpassagen und in engen Serpentinen mussten sich die Bremsen in sämtlichen Scheibengrößen mehrmals beweisen.
Parallel zum Praxistest wanderten die Stopper in das Speziallabor am Technikum Wien, wo mit jedem Modell und allen verfügbaren Scheibengrößen verschiedene Messreihen durchgeführt wurden.
Die objektiven Ergebnisse ermöglichen zuverlässige Aussagen über Bremskraft und Standfestigkeit. Zur Ermittlung der Bremsleistung dreht ein starker Motor die jeweils montierte Bremsscheibe mit konstanter Drehzahl, während ein Pneumatikzylinder den Bremshebel mit einer Kraft von bis zu 85 Newton betätigt.
Eine hochpräzise Kraftmesszelle misst dabei das entstehende Bremsmoment. Die Messungen erfolgen jeweils mit eingebremsten Belägen und immer mehrmals bei gleicher Starttemperatur. Via Software lassen sich anschließend Hebelkraft und Bremsleistung in Diagrammform darstellen, woraus sich etwa die maximale Bremskraft ablesen lässt.
Das gleiche Prozedere erfolgt auch mit konstant benässter Bremsscheibe, um das Nassbremsverhalten der jeweiligen Belag-Scheiben-Kombination zu eruieren. Für die Ermittlung der Standfestigkeit müssen die Bremsenmodelle Bremszyklen in Serie mit definierter Bremskraft absolvieren. Ein Mikroprozessor regelt dabei die Handkraft, sodass die Bremskraft an den Belägen immer gleich bleibt.
Nur so lassen sich die Messwerte unterschiedlicher Bremsen vergleichen. Übersteigt die notwendige Hebelkraft ein bestimmtes Maß aufgrund von Fading, stoppt die Messung. Die Anzahl der absolvierten Bremszyklen lässt Rückschlüsse auf die Standfestigkeit zu.
Zusätzlich misst ein Potenziometer die Hebelposition und deckt Hebelwanderung durch Fading auf – ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Parameter für die Standfestigkeit.
Nervtötende Geräusche
Um Schleifgeräusche zu vermeiden, muss der Bremssattel immer optimal zur Bremsscheibe ausgerichtet sein. Häufig schleift die Bremse nach dem Wechseln der Beläge. Drücken Sie deshalb vor dem Einbau der neuen Beläge die Kolben mit einem stumpfen Werkzeug (Reifenheber) zurück.
Quietscht die Bremse bei Betätigung, helfen meist neue Beläge oder eine andere Belagsorte. Quietschen oder Klingeln kann aber auch durch Vibrationen entstehen, die sich manchmal nicht abstellen lassen.
Lösungsvorschläge: Scheibengröße oder Reifendruck ändern, im schlimmsten Fall Bremse tauschen.
Bei langen Abfahrten sinkt die Bremskraft häufig aufgrund von Hitzeentwicklung. Abhilfe schafft etwa ein größerer Scheibendurchmesser. Bleibt die Bremsleistung auch im kalten Zustand auffällig schwach, liegt es in der Regel an verglasten oder abgefahrenen Belägen.
Die glänzende Oberfläche verglaster Beläge lässt sich mit Schmirgelpapier aufrauen. Aufgebrauchte und ungleichmäßig abgenutzte Beläge gleich gegen neue ersetzen! Um die volle Bremsleistung zu erhalten, sollten Sie zudem die Scheiben regelmäßig mit Bremsenreiniger säubern.
Bei überhitzten Bremsen kann sich der Druckpunkt und somit die Hebelposition verändern. Vor dem Weiterfahren abkühlen lassen!
Lässt sich der Hebel bereits im kalten Zustand bis zum Lenker ziehen, befindet sich meist Luft im System. In dem Fall hilft nur Entlüften. Eine Anleitung finden Sie hier.
Shimano schnürt mit der XT das beste Gesamtpaket und holt sich trotz leichterer Konkurrenz den Testsieg. In Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis liegen Shimano-SLX und Deore an der Spitze.
Magura fährt mit der superleichten und sehr standfesten MT8 den Race-Tipp ein, nur etwas mehr Biss forderten die Tester. Die MT4 steht als ebenfalls sehr standhafte, aber deutlich günstigere Alternative zur Auswahl.
Wer nach hoher Bremspower giert, greift am besten zur kräftigen, aber dennoch leichten Formula-RO. Der noch schlankere Bruder R1 Racing schafft es sogar unter die 300-Gramm-Grenze, neigt aber etwas zum Faden.
Avid bietet mit Elixir 7 und 9 zwei leichte, racetaugliche Bremsen für faires Geld. Sehr bedienerfreundlich, aber mit leichten Fadingproblemen präsentiert sich die Prime von Hayes. Trickstuff liefert mit der Cleg2 eine solide Vorstellung, die Bremsleistung fiel allerdings etwas schwach aus.
Die Auswahl ist groß. Setzen Sie Ihre Prioritäten und rufen Sie mit Ihrem favorisierten Untertan zur Trail-Schlacht.
Name der Bremse/Link zum Testbericht | Discgröße | Preis (vorne/hinten) | Testurteil | |
Avid Elixir 7 | 160-Millimeter | 168/177 Euro | Sehr gut | |
Avid Elixir 7 | 180-Millimeter | 177/177 Euro | Sehr gut | |
Avid Elixir 7 | 200-Millimeter | 177/177 Euro | Sehr gut | |
Avid Elixir 9 | 160-Millimeter | 202/211 Euro | Sehr gut | |
Avid Elixir 9 | 180-Millimeter | 211/211 Euro | Sehr gut | |
Avid Elixir 9 | 200-Millimeter | 211/211 Euro | Sehr gut | |
Formula R1 Racing | 160-Millimeter | 354/367 Euro | Gut | |
Formula R1 Racing | 180-Millimeter | 376/372 Euro | Sehr gut | |
Formula R1 Racing | 203-Millimeter | 377/377 Euro | Sehr gut | |
Formula R0 | 160-Millimeter | 334/347 Euro | Sehr gut | |
Formula R0 | 180-Millimeter | 356/352 Euro | Sehr gut | |
Formula R0 | 203-Millimeter | 357/357 Euro | Überragend | |
Hayes Prime Pro | 160-Millimeter | 219/236 Euro | Gut | |
Hayes Prime Pro | 180-Millimeter | 239/239 Euro | Gut | |
Hayes Prime Pro | 203-Millimeter | 241/241 Euro | Sehr gut | |
Magura MT4 | 160-Millimeter | 179/179 Euro | Sehr gut | |
Magura MT4 | 180-Millimeter | 179/179 Euro | Sehr gut | |
Magura MT4 | 203-Millimeter | 179/179 Euro | Sehr gut | |
Magura MT8 (Racetipp) | 160-Millimeter | 369/369 Euro | Sehr gut | |
Magura MT8 | 180-Millimeter | 369/369 Euro | Sehr gut | |
Magura MT8 | 203-Millimeter | 369/369 Euro | Sehr gut | |
Shimano Deore | 160-Millimeter | 77/88 Euro | Gut | |
Shimano Deore | 180-Millimeter | 86/91 Euro | Gut | |
Shimano Deore | 203-Millimeter | 90/94 Euro | Sehr gut | |
Shimano SLX | 160-Millimeter | 129/141 Euro | Sehr gut | |
Shimano SLX | 180-Millimeter | 141/147 Euro | Sehr gut | |
Shimano SLX (Kauftipp) | 203-Millimeter | 152/157 Euro | Sehr gut | |
Shimano XT | 160-Millimeter | 179/191 Euro | Sehr gut | |
Shimano XT | 180-Millimeter | 191/197 Euro | Überragend | |
Shimano XT (Testsieger) | 203-Millimeter | 202/207 Euro | Überragend | |
Trickstuff Cleg2 | 160-Millimeter | 384/384 Euro | Gut | |
Trickstuff Cleg2 | 180-Millimeter | 384/384 Euro | Gut | |
Trickstuff Cleg2 | 203-Millimeter | 384/384 Euro | Sehr gut// |