Lukas erklärt: So funktioniert Tubeless am MTB
Lukas erklärt: Tubeless am MTB

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Viele Biker tauschen im Reifen Schlauch gegen Dichtmilch. Wie funktioniert „Tubeless“ und was bringt es?

Lukas erklärt: Tubeless am MTB
Foto: Claudius Schulte

Weniger ist manchmal mehr: Die Tube less-Technologie macht Ihr Bike besser! Beim Tubeless-Setup sitzt der Reifen direkt in der Felge. Felgenhorn und Reifen(wulst) müssen für den Betrieb ohne Schlauch speziell ausgelegt sein, mittlerweile ist „tubeless-ready“ gängig am Markt, alle (hochwertigen) Felgen und Reifen sind dafür ideal. Für die Montage braucht es außerdem noch ggf. ein Dichtband für die Felge, Tubeless-Ventile mit Dichtringen und vor allem: Dichtmittel. Weil die meisten Dichtmittel flüssig, weiß und milchig daherkommen, hat sich der Begriff „Milch“ etabliert. Dichtmilch besteht aus mehreren Zutaten, die wichtigsten sind Latex und Ammoniak. Der Latexanteil steuert feine Gewebepartikel bei, die bei Kontakt mit Luft verhärten. So werden Löcher bis zu 1 cm Durchmesser abgedichtet. Ammoniak ist in der Mischung für die Konsistenz und Gerinnung der Dichtmilch zuständig und auch für den Geruch. Es gibt aber auch Produkte, die etwa ohne Ammoniak (kann Reizungen auslösen) auskommen. Die genaue Rezeptur der verschiedenen Dichtmittel unterscheidet sich stark, was sich in Eigenheiten und Einsatzzwecken bemerkbar macht.

In Sachen Fahrverhalten gewinnt ein Bike mit Tubeless-Aufbau aber immer dazu: Durch den fehlenden Schlauch im Reifen sinkt die rotierende Masse des Laufrades, folglich lässt sich das Bike leichter beschleunigen. Vor allem aber fällt die „Walkarbeit“, also die Reibung zwischen Schlauch und Mantel, weg, was zu deutlich weniger Rollwiderstand führt. Die Defektquelle „Snakebite“, bei der der Schlauch bei Kompression zwischen Reifen und Felge eingeklemmt wird, ist bei Tubeless zudem fast ausgeschlossen. Positiver Nebeneffekt: Ein niedrigerer Reifendruck ist ohne Plattfußrisiko möglich. Das macht wiederum den Reifen flexibler, er kann sich dem Untergrund besser anpassen, der Grip steigt und (ja!) der Rollwiderstand sinkt erneut.

Die Nachteile? Die Montage des Systems erfordert fast immer einen Kompressor oder eine Tubeless-Pumpe mit Zusatztank, die blitzartig Luft in den Pneu schießt. Nicht immer gelingt die kleckerfreie Montage, und erst auf lange Sicht ist Tubeless günstiger als der Kauf neuer Schläuche. Auch die Handhabung ist komplexer: Die Milch trocknet mit der Zeit im Reifen aus, die Dichtleistung geht verloren. Ein Nachfüllen ist alle 2–7 Monate ebenso wie regelmäßige Füllstandskontrolle nötig. Auch das Wetter spielt eine Rolle: Volle Sonneneinstrahlung auf den Reifen lässt die Milch schnell austrocknen.

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04 / 2024
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Erscheinungsdatum 05.03.2024