Test: Alu- und Carbonlaufräder ab 600 Euro
Alu + Carbon-MTB-Laufräder ab 430 Euro im Test

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Laufräder gelten als das beste Tuning fürs MTB. Doch stimmt das wirklich? Und was bieten aktuelle Nachrüstsätze? Wir haben 13 Modelle ab 430 Euro getestet.

Alu + Carbon-MTB-Laufräder ab 430 Euro im Test
Foto: Moritz Schwertner

🏆 Die Gewinner auf einen Blick

  • Testsieger unter den Alu-Laufrädern werden die Veltec ETR Extradrei. Veltecs Satz ist perfekt aufgebaut, punktet mit niedrigem Gewicht und einem spitzen Wert bei der Trägheitsmessung.
  • Bei den Carbon-Laufrädern sichern sich die Acros Enduro-Carbon-LSR 29" den Testsieg. Acros liefert ein superleichtes und klasse aufgebautes Paar Carbon Rundlinge. Toll für Nachrüster: der Satz ist auch für Non-Boost erhältlich!
  • Den Kauftipp bei den Alu-Laufrädern holen sich die Race Face Aeffect R, dank grundsolidem Laufradaufbau, guten Steifigkeitswerten und ordentlichem Tempo.
  • Die Newmen Advanced SL A.30 sichern sich den Kauftipp unter den Carbon-Laufrädern. Optisch machen die superleichten Sätze eine Menge her und auch die Beschleunigung kann voll punkten.

Die Alu-Laufräder ab 430 Euro

Crankbrothers Synthesis Enduro Alloy

Moritz Schwertner
Crankbrothers Synthesis Enduro Alloy

Preis pro Paar: 600 Euro

Gewicht v./h.: 913.5 g /111 g

max. Systemgewicht: keine Angabe

Material Felge/Speiche Maulweite v./h.: Alu/Stahl 31/29 mm

Speichenanzahl, Art der Einspeichung: 28/32, dreifach gekreuzt

Achsstandards vorne: 15 x 110 mm

Achsstandards hinten: 12 x 148 mm

Disc-Aufnahme/Freilauf: 6-Loch / MS, XD, HG

Lieferumfang: TL-Band, TL-Ventile

Gewicht: 2024,5 g

Aufbau:

Steifigkeit:

Beschleunigung:

Testfazit: Die Crank-Räder gehören zu den seiten- und torsionssteifsten im Test. Sie kamen vorne mit kleinem Höhenschlag (0,48 mm) aus der Box, sind sonst aber sehr solide aufgebaut. Trotz des hohen Gewichts erreichen sie bei der Trägheitsmessung gute Werte, da die recht leichte Alu-Felge die schweren Naben kaschiert.

Testurteil: Gut

DT Swiss XM 1700 Spline

Moritz Schwertner
DT Swiss XM 1700 Spline

Preis pro Paar: 719 Euro

Gewicht v./h.: 897 g/993 g

max. Systemgewicht: 120 kg

Material Felge/Speiche Maulweite v./h.: Alu/Stahl 30/30 mm

Speichenanzahl, Art der Einspeichung: 28/28, dreifach gekreuzt

Achsstandards vorne: 15 x 110 mm

Achsstandards hinten: 12 x 148 mm

Disc-Aufnahme/Freilauf: CL / MS, XD, HG

Lieferumfang: TL-Band, TL-Ventile

Gewicht: 1890 g

Aufbau:

Steifigkeit:

Beschleunigung:

Testfazit: Die beliebten Mittelklasse-Laufräder der Schweizer sind – für Alu-Felgen – leicht und prima zu beschleunigen. Das Vorderrad überragt bei der Seitensteifigkeit die Konkurrenz, generell liegen die Steifigkeiten auf sehr gutem Niveau. Grundsätzlich DT-typisch seriös aufgebaut, aber mit etwas zu viel Höhenschlag vorne.

Testurteil: Sehr gut

Mavic Crossmax XL S 29

Moritz Schwertner
Mavic Crossmax XL S 29

Preis pro Paar: 750 Euro

Gewicht v./h.: 881 g/1010 g

max. Systemgewicht: 120 kg

Material Felge/Speiche Maulweite v./h.: Alu/Stahl 30/30 mm

Speichenanzahl, Art der Einspeichung: 24/24, zweifach gekreuzt

Achsstandards vorne: 15 x 110 mm

Achsstandards hinten: 12 x 148 mm

Disc-Aufnahme/Freilauf: 6-Loch, CL / MS, XD, HG

Lieferumfang: TL-Ventile, Speichen

Gewicht: 1891 g

Aufbau:

Steifigkeit:

Beschleunigung:

Testfazit: Zuletzt war es um Mavic still. Das neue Crossmax- Laufrad kommt dezenter daher als früher – und ist rundum eine solide Wahl. Für ein Alu-Rad relativ leicht, glänzt die wie gehabt sehr gute Mavic-Aufbauqualität. Steifigkeitswerte sowie die Beschleunigung liegen im Mittelfeld des aber generell sehr starken Testfeldes.

Testurteil: Gut

Newmen Evolution SL A.30

Moritz Schwertner
Newmen Evolution SL A.30

Preis pro Paar: 680 Euro

Gewicht v./h.: 831 g/971 g

max. Systemgewicht: 125 kg

Material Felge/Speiche Maulweite v./h.: Alu/Stahl 30/30 mm

Speichenanzahl, Art der Einspeichung: 28/28, dreifach gekreuzt

Achsstandards vorne: 15 x 110 mm

Achsstandards hinten: 12 x 148 mm

Disc-Aufnahme/Freilauf: 6-Loch / MS, XD, HG

Lieferumfang: -

Gewicht: 1802 g

Aufbau:

Steifigkeit:

Beschleunigung:

Testfazit: Leicht und flott! Die Newmen-Alu-Räder sind nur minimal schwerer als die von Testsieger Veltec, lassen sich aber genauso prima (für einen Alu-Satz) beschleunigen. Der Aufbau ist gelungen mit minimalem Seiten-, aber quasi null Höhenschlag. Keine besonders hohen, aber unter dem Strich gute bis sehr gute Steifigkeiten.

Testurteil: Sehr gut

Race Face Aeffect R

Moritz Schwertner
Race Face Aeffect R

Preis pro Paar: 600 Euro

Gewicht v./h.: 923,5 g/1070 g

max. Systemgewicht: keine Beschränkung

Material Felge/Speiche Maulweite v./h.: Alu/Stahl 30/30 mm

Speichenanzahl, Art der Einspeichung: 28/28, dreifach gekreuzt

Achsstandards vorne: 15 x 110 mm

Achsstandards hinten: 12 x 148, 12 x 157 mm

Disc-Aufnahme/Freilauf: 6-Loch / MS, XD, HG

Lieferumfang: TL-Band, TL-Ventile, Speichen

Gewicht: 1993,5 g

Aufbau:

Steifigkeit:

Beschleunigung:

Testfazit: Auf der Habenseite der Alu-Laufräder aus Kanada steht ein grundsolider Laufradaufbau samt sehr guter Steifigkeitswerte. Trotz des stattlichen Gewichts von fast zwei Kilo für den Satz macht die Felge Tempo: In Sachen Beschleunigung gehört das Race-Face-Rad zu den besten im Alu-Testfeld. Auch daher ein Kauftipp!

Testurteil: Sehr gut (MOUNTAINBIKE-Kauftipp)

Shimano Deore XT WH-M8120

Moritz Schwertner
Shimano Deore XT WH-M8120

Preis pro Paar: 430 Euro

Gewicht v./h.: 933 g/1079 g

max. Systemgewicht: keine Angabe

Material Felge/Speiche Maulweite v./h.: Alu/Stahl 30/30 mm

Speichenanzahl, Art der Einspeichung: 28/28, zweifach gekreuzt

Achsstandards vorne: 15 x 110 mm

Achsstandards hinten: 12 x 148 mm

Disc-Aufnahme/Freilauf: CL / MS

Lieferumfang: TL-Band, TL-Ventile

Gewicht: 2012 g

Aufbau:

Steifigkeit:

Beschleunigung:

Testfazit: Günstig, aber gut! Shimanos XT-Laufradsatz schlägt sich trotz preislichem Respektabstand zur Konkurrenz wacker. Der Aufbau der Laufräder ist sehr gut, die Steifigkeitswerte sind mit Crankbrothers die besten im Test. Lediglich bei der Trägheitsmessung und dem Gewicht fällt das XTRad zurück.

Testurteil: Gut

Spank 350 Vibrocore

Moritz Schwertner
Spank 350 Vibrocore

Preis pro Paar: 699 Euro

Gewicht v./h.: 917 g/1119 g

max. Systemgewicht: keine Angabe

Material Felge/Speiche Maulweite v./h.: Alu/Stahl 30/30 mm

Speichenanzahl, Art der Einspeichung: 28/28, dreifach gekreuzt

Achsstandards vorne: 15 x 110, 20 x 110 mm

Achsstandards hinten: 12 x 148, 12 x 150/157 mm

Disc-Aufnahme/Freilauf: 6-Loch / MS, XD, HG

Lieferumfang: TL-Band/-Ventile, Speichen, Nippel

Gewicht: 2036 g

Aufbau:

Steifigkeit:

Beschleunigung:

Testfazit: Die Spank-Räder besitzen eine Schaumstoff-Schicht in der Felge, die Vibrationen dämpfen soll. Generell eher schwerer, "nur" gut zu beschleunigender Satz, dessen Hinterrad die schlechtesten Seitensteifigkeiten im Test zeigt. Per se sehr gut aufgebaut, aber mit etwas zu viel Seitenschlag vorne und hinten nach Belastung. Knapp "gut".

Testurteil: Gut

Veltec ETR Extradrei

Moritz Schwertner
Veltec ETR Extradrei

Preis pro Paar: 549 Euro

Gewicht v./h.: 827,5 g/964,5 g

max. Systemgewicht: keine Angabe

Material Felge/Speiche Maulweite v./h.: Alu/Stahl 30/30 mm

Speichenanzahl, Art der Einspeichung: 32/32, dreifach gekreuzt

Achsstandards vorne: QR, 15 x 100, 15 x 110, 20 x 110 mm

Achsstandards hinten: QR, 12 x 142, 12 x 148 mm

Disc-Aufnahme/Freilauf: 6-Loch / MS, XD, HG

Lieferumfang: TL-Band

Gewicht: 1792 g

Aufbau:

Steifigkeit:

Beschleunigung:

Testfazit: Veltecs Satz ist perfekt aufgebaut und zeigt das geringste Gesamtgewicht im Alu-Testfeld. Auch der Wert bei der Trägheitsmessung ist im Vergleich Spitze. Die Seitensteifigkeiten sind ebenfalls bar jeder Kritik, nur die (weniger wichtige) Torsionssteifigkeit ist nicht top. Preiswert, auch in alten Standards erhältlich!

Testurteil: Sehr gut (MOUNTAINBIKE-Testsieger)

Carbon-Laufräder ab 1199 Euro

Acros Enduro-Carbon-LRS 29"

Moritz Schwertner
Acros Enduro-Carbon-LRS 29"

Preis pro Paar: 1199 Euro

Gewicht v./h.: 731 g/819 g

max. Systemgewicht: keine Beschränkung

Material Felge/Speiche Maulweite v./h.: Carbon/Stahl 29/29 mm

Speichenanzahl, Art der Einspeichung: 28/28, dreifach gekreuzt

Achsstandards vorne: 15 x 100, 15 x 110 mm

Achsstandards hinten: 12 x 142, 12 x 148 mm

Disc-Aufnahme/Freilauf: 6-Loch, CL / MS, XD, HG

Lieferumfang: TL-Band, TL-Ventile, Inbus

Gewicht: 1550 g

Aufbau:

Steifigkeit:

Beschleunigung:

Testfazit: Acros liefert mit dem Enduro-Laufradsatz ein mit 1550 g superleichtes und klasse aufgebautes Paar Carbon-Rundlinge. Die Steifigkeiten liegen ebenso in allen Bereichen auf sehr gutem Niveau. Toll für Nachrüster: Der auch preislich äußerst attraktive Satz aus Baden-Württemberg ist auch für Non-Boost erhältlich.

Testurteil: Überragend (MOUNTAINBIKE-Testsieger)

Crankbrothers Synthesis Enduro Carbon

Moritz Schwertner
Crankbrothers Synthesis Enduro Carbon

Preis pro Paar: 1699 Euro

Gewicht v./h.: 829 g/1017 g

max. Systemgewicht: keine Angabe

Material Felge/Speiche Maulweite v./h.: Carbon/Stahl 31/29 mm

Speichenanzahl, Art der Einspeichung: 28/32, dreifach gekreuzt

Achsstandards vorne: 15 x 110 mm

Achsstandards hinten: 12 x 148 mm

Disc-Aufnahme/Freilauf: 6-Loch / XD, HG

Lieferumfang: TL-Band, TL-Ventile

Gewicht: 1846 g

Aufbau:

Steifigkeit:

Beschleunigung:

Testfazit: Die Synthesis sind die schwersten und "langsamsten" Kohlefaser-Räder im Test. Dafür sind die Crankbrothers rundherum sehr gut aufgebaut, und sie glänzen dank massiver Bauweise mit nahezu perfekten Seitensteifigkeiten. Vorne mit breiterer Maulweite als hinten, dort dafür mit 32 Speichen extra stabil aufgebaut.

Testurteil: Sehr gut

DT Swiss XMC 1501 Spline One

Moritz Schwertner
DT Swiss XMC 1501 Spline One

Preis pro Paar: 1599 Euro

Gewicht v./h.: 766 g/ 863 g

max. Systemgewicht: 120 g

Material Felge/Speiche Maulweite v./h.: Carbon/Stahl 30/30 mm

Speichenanzahl, Art der Einspeichung: 28/28, dreifach gekreuzt

Achsstandards vorne: 15 x 110 mm

Achsstandards hinten: 12 x 148 mm

Disc-Aufnahme/Freilauf: CL / MS, XD, HG

Lieferumfang: TL-Band/-Ventile, MS-Freilauf

Gewicht: 1629 g

Aufbau:

Steifigkeit:

Beschleunigung:

Testfazit: Die Schweizer punkten bei ihrem Carbon-Modell mit perfektem Aufbau und niedrigem, wenn auch nicht superleichtem Set-Gewicht. Die Steifigkeiten liegen auf sehr gutem Niveau, und wie (fast) alle Carbonis im Test beschleunigen die DTs super. Gibt es auch als XRCVariante für Cross-Country und als EXC (Enduro).

Testurteil: Überragend

Newmen Advanced SL A.30

Moritz Schwertner

Preis pro Paar: 1450 Euro

Gewicht v./h.: 715 g/864,5 g

max. Systemgewicht: 125 g

Material Felge/Speiche Maulweite v./h.: Carbon/Stahl 29/29 mm

Speichenanzahl, Art der Einspeichung: 28/28, dreifach gekreuzt

Achsstandards vorne: 15 x 110 mm

Achsstandards hinten: 12 x 148 mm

Disc-Aufnahme/Freilauf: CL / MS, XD, HG

Lieferumfang: TL-Band, TL-Kit von Milkit

Gewicht: 1579,5 g

Aufbau:

Steifigkeit:

Beschleunigung:

Testfazit: Optisch macht Newmens superleichter Carbon-Satz mit den silbern glänzenden Naben eine Menge her. Die Laufräder beschleunigen nur minimal schlechter als Testsieger Acros, auch beim Aufbau gibt es keinen Grund zur Kritik. Aufgrund der etwas schlechteren, aber immer noch sehr guten Steifigkeiten "nur" Zweiter.

Testurteil: Überragend (MOUNTAINBIKE-Kauftipp)

Race Face Next R31

Moritz Schwertner
Race Face Next R31

Preis pro Paar: 1699 Euro

Gewicht v./h.: 816 g/912 g

max. Systemgewicht: keine Beschränkung

Material Felge/Speiche Maulweite v./h.: Carbon/Stahl 31/31 mm

Speichenanzahl, Art der Einspeichung: 28/28, dreifach gekreuzt

Achsstandards vorne: 15 x 110 mm

Achsstandards hinten: 12 x 148, 12 x 157 mm

Disc-Aufnahme/Freilauf: 6-Loch / MS, XD, HG

Lieferumfang: -

Gewicht: 1728 g

Aufbau:

Steifigkeit:

Beschleunigung:

Testfazit: Wie Crankbrothers setzt auch Race Face eher auf Stabilität denn auf ausgewiesenen Leichtbau. Dafür überzeugt der Aufbau der breiten Felgen, auch die ermittelten Steifigkeitswerte des teuren Next-R-Satzes sind durch die Bank sehr gut. Lässt sich zudem Carbon-typisch prima beschleunigen.

Testurteil: Sehr gut

Alles im Lot – der Laufrad-Test

Wer abnehmen will, muss leiden. Das gilt für die meisten Menschen – und fürs Bike-Tuning. Wobei damit nicht (nur) knochenharte Carbon-Sättel gemeint sind, sondern der Griff zum Portemonnaie. Sein Bike besser zu machen kostet. Mal weniger, mal mehr. So beeinflussen Sie mit einem Satz Reifen das Fahrverhalten Ihres MTBs bereits für unter 100 Euro extrem. Ein neuer Laufradsatz kostet hingegen das Vielfache – dennoch gelten die Rundlinge als das Tuning-Mittel schlechthin. Ist dem wirklich so? Und für wen oder wann lohnt die Investition? Ist Carbon dabei das Nonplusultra, oder eignen sich auch gute Alu-Sätze? Fragen, die wir mit diesem Test klären.

Einmal mehr haben uns pandemiebedingt nicht alle angefragten Hersteller einen Laufradsatz zur Verfügung stellen können. Dennoch konnten wir 13 Laufradsätze, acht mit Alu-Felge ab 430 Euro, fünf mit Carbon-Felge ab 1199 Euro, auf unsere Prüfstände stellen. Dabei wählten wir keine speziellen Race-Modelle, sondern solche mit einem sehr breiten Einsatzspektrum von Tour über Trail und All-Mountain bis hin zu Enduro. Allen gemein sind daher grundsätzliche stabile Aufbauten und moderne Eckdaten: "Boost"-Achsen vorne/hinten (siehe Lexikon), Freiläufe für 12-fach-Kassetten sowie Felgen mit rund 30 mm Maulweite – ideal für angesagte 2,35"–2,5" breite Reifen. Auch bei den Preisen haben wir uns bewusst nicht in die beiden Extreme begeben, sondern bei Alu wie bei Carbon die gehobene Mittel- bis Oberklasse gewählt. Wobei es Carbon-Laufräder eh nicht "in billig" gibt. Kein Hersteller käme (gottlob) auf die Idee, eine sündhaft leichte und teure Kohlefaser-Felge mit einer schweren Low-Cost-Nabe zu kombinieren.

Moritz Schwertner
Im Angesicht des Experten: Zusammen mit Profi-Laufradbauer Haider Knall checkten wir die Laufräder auch auf die Mittigkeit der Einspeichung.

Aber warum sind Laufräder das ideale Tuning? Weil sie, wenn hochwertig, nur positive Effekte bringen. Sie sparen Gewicht und damit Massenträgheit, was das Bike leichter, agiler im Handling und spurtfreudiger macht. Gleichzeitig gehen sie in Sachen Steifigkeit und Langlebigkeit keinerlei Kompromisse ein. So zumindest das Versprechen.

Leicht und mit viel Speed

Tatsächlich: Die getesteten Laufräder weisen zumeist attraktive Gewichte auf, die deutlich unter denen eines "08/15-Satzes" in einem 3000-Euro-Fully liegen dürften. Logo, die Carbonis wiegen dabei weniger als die Alu-Modelle: im Schnitt 265 g pro Satz. Wobei die beiden Kohlefaser-Wheels von Acros und Newmen mit unter 1600 g Paargewicht echte Traumwerte erreichen – bei voller Enduro- und hoher Gewichtsfreigabe (Acros nennt gar keine Beschränkung). Dass auch Alu leichte Laufräder erlaubt, zeigen Newmen und Veltec, deren Sätze auf je rund 1800 g kommen – klasse. Mit den Alu-Rädern von Crankbrothers, Shimano und Spank überbieten drei Sätze jedoch die kritische Zwei-Kilo-Marke. Das passt zur jeweiligen Philosophie der Hersteller (robust, komfortabel, langlebig ...), geht aber kaum als Gewichts-Tuning durch und hat entsprechend Punktabzüge zur Folge.

Je leichter, desto beschleunigungsfreudiger? In der Regel trifft dies zu. Aber auch sehr schwere Laufräder können eine vergleichsweise(!) geringe Massenträgheit aufweisen. Denn es kommt vor allem auf das Gewicht der Felge an, da diese bei der Rotation den längsten Weg zurücklegt. Eine schwere (robuste) Nabe fällt buchstäblich nicht so sehr ins Gewicht. Beispiel: Der Race-Face-Aeffect-Satz wiegt fast zwei Kilo, rollt aber dennoch bei den Alu-Modellen am drittschnellsten durch die Lichtschranke und ist damit flotter als einige leichtere Räder.

Rundum hohe Steifigkeiten

Größtenteils leicht und schnell sind sie also, die getesteten Oberklasse-Sätze. Aber auch in Sachen Steifigkeiten und Aufbau gibt es Erfreuliches. "Insgesamt", sagt Experte Haider Knall (siehe Testaufbau im Detail), "sind die Laufräder deutlich besser geworden, wenn man sie mit den Daten aus unserem letzten Test aus 2017 vergleicht." Knall: "Der Boost-Standard hat da maßgeblich für eine positive Veränderung hin zu steiferen Laufrädern gesorgt." Deutliche Ausreißer nach unten gibt es tatsächlich keine.

Fast alle Test-Laufräder werden Ihr Bike (sofern es nicht aus der absoluten Highend-Kategorie stammt) also wirklich besser machen: leichter, schneller, präziser, eventuell komfortabler oder gar edler. Wer das Maximum will, kommt dabei um Carbon kaum herum, da sich diese durch die leichten Kohlefaser-Ringe auch signifikant besser beschleunigen lassen. Dabei zeigt Carbon-Testsieger Acros, dass so ein Traumlaufrad sogar halbwegs bezahlbar sein kann. Auch der Zweitplatzierte, Newmen, ist preislich durchaus attraktiv. Das gilt erst recht für den besten Alu-Satz im Test von Veltec.

Der Testaufbau im Detail

Einmal mehr haben wir für den Laufradtest keine Mühen gescheut und auf die Expertise sowie die Prüfstände von "Laufrad-Guru" Haider Knall von Haico Wheels zurückgegriffen.

Zu Beginn ging es für die Laufräder auf die Waage. Jedes Laufrad haben wir ohne die meist vorinstallierten Tubeless-Bänder und -Ventile gewogen, um maximale Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Das Gewicht floss mit 30 Prozent in die Endnote der Laufradsätze ein.

Danach ermittelten wir die Felgenbreite, die Speichenanzahl, deren Bauart und die Anzahl der Kreuzungen. Daraufhin beurteilte Knall den Aufbau jedes Laufrads im Auslieferungszustand, indem er die Mittigkeit, den Seiten- und Höhenschlag sowie den Rundlauf überprüfte.

Moritz Schwertner
Die aufgezeichneten Daten haben wir in ein komplexes Bewertungsschema einfließen lassen.

Im Anschluss erfolgten die Steifigkeitsmessungen auf zusammen mit MOUNTAINBIKE und ROADBIKE stets weiterentwickelten Prüfständen. Zur Ermittlung der Seitensteifigkeit ließ Knall ein Gewicht von 25 Kilo seitlich auf die Felge einwirken – bei eingespannter Nabe des Laufrades. Der Wert (in Nm/°, siehe Grafik rechts), gibt an, bei wie vielen Newtonmetern sich die Felge um ein Grad seitlich bewegt. Je mehr Kraft benötigt wird, desto seitensteifer ist das Laufrad – wichtig für ein präzises Lenkverhalten auf dem Trail. Die Torsionssteifigkeit zeigt, wie sehr sich die Hinterradnabe bei Kettenzug (also in der Praxis bei einem Antritt ins Pedal) in Relation zur fixierten Felge verdreht. Auf dem Prüfstand zog dazu eine Kraft von 75 Kilo via Kette am Freilaufkörper. Die Steifigkeiten betragen zusammen 25 Prozent der Endnote, wobei wir die Seitensteifigkeit aufgrund ihrer höheren Praxisrelevanz im MTB-Alltag deutlich stärker als die Torsionssteifigkeit gewichtet haben (80:20).

Im nächsten Schritt maßen wir die Massenträgheit der Laufräder. Dazu beschleunigte Knall die Felgen mit einem Prüfgewicht von 538 g und stoppte mit einer Lichtschranke die Zeit, die das Rad für eine Umdrehung benötigte. Je geringer die Zeit, desto besser lässt sich in der Praxis das betreffende Laufrad beschleunigen. Die Trägheit bzw. Beschleunigung nimmt 20 Prozent der Endnote ein.

Nach Abschluss der Steifigkeits- und Trägheitsmessungen checkte Knall erneut den Rundlauf aller Laufräder, um weitere mögliche Schwachstellen im Aufbau aufzudecken. Das Ergebnis rundete die Benotung des Aufbaus (25 Prozent) ab.

Steifigkeiten

Die (grau) Seitensteifigkeiten für Vorder- und Hinterrad (je in Nm/°) geben an, wie viel Widerstand die Felge gegen die Testbelastung aufbringt. Je höher der Wert, desto steifer ist das Laufrad.

Die (orange) Torsionssteifigkeit zeigt, wie sich das Hinterrad im Nabenbereich im Antritt verwindet. Je höher der Wert, desto besser bzw. desto mehr Kraft ist für einen Millimeter Auslenkung nötig.

MOUNTAINBIKE
MOUNTAINBIKE

Laufrad-Lexikon

6-Loch: Aufnahme für Bremsscheiben via sechs Schrauben (meist Torx 25).

Boost: Von Trek (mit Sram) am Hinterrad eingeführtes Achsmaß von 12 x 148 mm, das 12 x 142 mm ablöste und heute Standard ist. Boost-Vorderachsen messen 15 x 110 mm.

Centerlock: Shimanos Vielzahn-Aufnahme für Bremsscheiben. Wird auch viel von DT Swiss genutzt.

HG: Einst Abkürzung für Hyperglide (Shimano), wird HG jetzt oft als Code für den "alten" MTB-Freilauf benutzt. Der passt für alle 8- bis 10-fach-Kassetten, aber auch teils für 11- und sogar 12-fach (siehe XD).

Hookless = hakenlos. Beschreibt die Form der Felgenränder, die ohne das früher gängige Hakenprofil auskommt. Funktioniert nur mit Tubeless-Ready-Reifen.

Microspline: Von Shimano entworfener Freilaufkörper für die Montage aktueller 12-fach-Shimano-Kassetten.

Tubeless (Ready): Meint die schlauchlose Montage des Reifens. Ein erster Standard (UST von Mavic) setzte sich nicht durch, heute sind fast alle Felgen und Reifen "Tubeless Ready" (Abkürzungen je nach Hersteller: TL, TR oder TLR) und damit auf den Einsatz mit Dichtmilch hin optimiert.

QR: Eigentlich Abkürzung von Quick Release = Schnellspanner. Wird heute als Bezeichnung für alte Achsmaße (5 bzw. 9 x 100 mm vorne, 5 bzw. 10 x 135 mm hinten) benutzt, die einige Hersteller für Nachrüster anbieten.

XD-Body: Von Sram ursprünglich für die eigenen 11-fach-Kassetten entwickelter Freilauf, der die Montage eines 10er-Ritzels erlaubt. Heute auch bei 12-fach-Sram-Kassetten Standard. Ausnahme: Sram NX/SX, die "dank" 11er-Ritzel auf HG ihren Sitz finden

Crash Replacement

Vor allem die Angst voreinem herben finanziellen Verlust im Falle eines Felgenbruchs oder Ähnlichem lässt viele vor Carbon zurückschrecken.Die meisten Hersteller bieten daherverlängerte Garantiezeiten und ein "Crash Replacement" an.

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Im Fokus: spannende Details der Test-Laufräder

Laufräder sind Langweiler? Von wegen, wie unsere Detail-Strecke zeigt. Denn auch wenn sie alle rund sind: Identisch sind sie auf keinen Fall.

Crankbrothers: Die "Höcker" im Bereich der Speichenbohrung sollen an den Carbon- Laufrädern der US-Amerikaner fer mehr Widerstandsfähigkeit in diesem stark belasteten Bereich sorgen.

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Spank verbaut "Straight Pull"-Speichen. Diese sind nicht seitlich eingehängt, sondern gerade durch die Speichenlöcher gesteckt. Dadurch entfällt mit der Biegung der Speiche eine potenzielle(!) Schwachstelle.

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Shimano & Mavic setzen bei ihren Alu-Laufrädern sowohl am Vorderrad wie auch am Hinterrad auf zweifach gekreuzte Speichen, alle anderen Mitbewerber kreuzen hingegen dreifach.

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Acros, Newmen & Co verbauen hakenlose Felgen. Doch Obacht, denn hier halten ausdrücklich nur sogenannte Tubeless- Ready-Reifen – die Sie jedoch dennoch mit Schlauch fahren können.

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Mavic: Bei der Alu-Felge der Franzosen sind die Speichen nicht komplett durch die Felgen gesteckt. Dadurch kommt der Laufradsatz beim Tubeless-Aufbau ohne separates Dichtband aus.

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Veltec: Die Sauerländer verbauen an ihrerHinterradnabe einen "Anti-Bite"-Freilauf.Veltec verspricht, dass sich dadurch dieKassetten nicht in den Aluminium-Körper"einfressen" können.

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Newmen: Schön gearbeitete Aluminium-Felgen findet man durchwegs in diesem Test. An Newmens wertigem Evolution-SLSatz sieht man den Felgenstoß quasi nur mit der Lupe.

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