Das Flash von Cannondale ist das derzeit schnellste Hardtail, das Specialized Epic dominiert bei den Fullys. Bahnt sich nun ein Machtwechsel an? Scott Scale und Rocky Mountain Element greifen an!
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Ein Traum. Nichts anderes sind die vier Racebikes in diesem Test. Weil: unglaublich leicht, unglaublich edel, permanent beschleunigungsgeil und inspirierend durch pantherhafte Agilität. Traumhaft aber auch, weil sie zeigen, welch geballte Technik ein Bike 2011 in sich vereinen kann und wohin der Entwicklungsweg auch bei günstigeren Bikes künftig gehen wird.
Alle vier Bikes sind das Ergebnis von Ingenieurskunst, Ehrgeiz und dem Willen, nicht nur an der Spitze mitzufahren, sondern sie souverän zu beherrschen. Um so erstaunlicher dabei: So eigenständig die vier Charaktere sind, ihr Erbgut weist frappierende Ähnlichkeit auf. Sie sind leicht, steif und verdammt schnell!
In den beiden spannenden Testduellen treffen die technischen Speerspitzen in zwei Paarungen aufeinander. Das Specialized Epic S-Works, das den seltenst gesehenen Spagat zwischen feuriger Race-Attitüde und spielerischem Trail-Handling gut beherrscht, ringt im vollgefederten Duell mit Rocky Mountains Element RSL Team.
Das kanadische Bike gilt als eines der Traditionsgesichter im CC-Rennsport. Verlor das Fully aus Übersee mit überholter Hinterbau-Kinematik und schwerem Alu-Chassis zuletzt deutlich an Boden, provoziert es mit neuem Vollcarbon-Chassis und Viergelenk-Hinterbau das kalifornische Specialized-Establishment. Das Comeback eines Klassikers?
Auf der Hardtail-Seite könnte der Zweikampf ebenfalls kaum spannender sein.Über Jahre hinweg dominierte das austrainierte Scott Scale durch geringes Gewicht und hohe Steifigkeiten das Segment der Race-Hardtails, ehe es 2010 von Cannondales Flash regelrecht degradiert wurde.
Das Flash beeindruckte in diversen MB-Tests mit Sensationsgewichten und -steifigkeiten und seinem einzigartigen Fahrkomfort. Scott will nun zum Gegenschlag ausholen und präsentiert das überarbeitete Scale mit komfortoptimiertem Rahmen und einem Gewicht von rekordverdächtigen 899 Gramm. Genug, um sich die Siegerkrone zurückzuerobern?
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Beim Nachtrennen „Schlaflos im Sattel“ tasteten die Tester zunächst die Leistungsgrenze der vier Carbon-Boliden ab. Im Anschluss erfolgte der Test auf dem selektiven MB-Parcours im Stuttgarter Forst. Zum Abschluss traten die Dreambikes zum Labortest in der modernst ausgerüsteten MB-Werkstatt an.
Dass noch nicht alle vier Testräder in puncto Ausstattung im Serienstatus an den Start gingen, ist dem sehr frühen Testzeitraum geschuldet. Da die MB-Redaktion im Interesse der MB-Leser keine Zeit verstreichen ließ, verfügt das Scott Scale noch nicht über die Seriengabel, schaltet das Rocky noch mit der aktuellen Shimano XTR und ist das Cannondale noch das Modell 2010. Die Rahmen allerdings – und darauf konzentrierte sich der MB-Test – sind 2011er Modelle oder aber sie wurden für 2011 nicht verändert (Cannondale).
Berauschende Beschleunigung genossen die Tester dann an Bord des Cannondale Flash. Abermals bestätigt das Rad seine derzeitige Ausnahmestellung: Keines ist leichter, keines ist steifer, keines kann schneller. Die Lenkpräzision sucht durch den supersteifen Lenkkopf und die Lefty-Gabel ihresgleichen. An die raketenähnliche Schubkraft des Flash reicht das Scott Scale 2011 noch nicht heran.
Der superleichte Rahmen mit mageren 880 Gramm indes ermöglicht ein 8,4-Kilo-Bike, das sehr stabil im Antritt steht, sich als wieselflink erweist und sich mit Vorliebe steile Uphills und kurvenreiche Trails einverleibt. Das Scale ist aber nicht so leicht beherrschbar und auch nicht so breitbandig angelegt. Weiterer, entscheidender Punkt, der das Cannondale zum Champion kürt: der als beispiellos erlebte Komfort, den der Hinterbau und die mittig querprofilierte, schlanke 27,2-mm-Sattelstütze bereitstellen.
Auch ein Sicherheitsplus auf fiesen Strecken: Der Kontakt zum Untergrund hält länger. Nichtsdestotrotz macht das Scott Boden gut: Das Verhältnis Rahmensteifigkeit zu -gewicht ist verbessert, Steifigkeit und Vortrieb haben darunter nicht gelitten. Und dank der dämpfenden Sitzstreben fährt sich das Rad nun auch merklich komfortabler.
Höhere Traktion und damit mehr Fahrsicherheit und Fahrspaß sind entscheidende Argumente für Racefullys vom Schlage eines Rocky Mountain Element und Specialized Epic. Beiden gemein ist ihr hohes Wohlfühlpotenzial durch eine gutmütige, wohlüberlegte Geometrie, die auch der ambitionierte Normalfahrer ausreizen kann – und sei es nur, um mehr Fahrspaß zu erleben.
In giftigen Anstiegen setzt sich allerdings das aggressivere Epic dank strafferem Sport-Fahrwerk und Vollgas-Geometrie (siehe Testbrief) noch gegen Herausforderer Rocky durch. Auf kurvigen Trails agieren beide auf gleich hohem Niveau. Allerdings fühlten sich die Tester nicht gewohnt souverän im Specialized platziert: Der L-Rahmen fällt sehr groß aus. Rahmenhöhe M war zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar.
Und auch das Fahrwerk harmonierte nicht in bekannter Manier. Zudem klackerte die vermutlich defekte Gabel des Epic, wenn es hart zur Sache ging. Auch wenn das Epic im Downhill die Nuance spielerischer kontrollierbar fährt – mit ausgewogener Geometrie und schluckfreudigem Fahrwerk platziert sich das Element auf Augenhöhe zum Epic. Das bedeutet „unentschieden!“
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Zu einem Test besonderer Art reisten MB-Testchef André Schmidt, MB-Techniker Chris Pauls und MB-Tester Thomas Schmitt am ersten August-Wochenende. Beim angesagten Nachtrennen „Schlaflos im Sattel“ (SiS) wurden die Bikes neun Stunden lang auf dem zwölf Kilometer langen Rundkurs intensiv gefordert, erreichten die Redaktion aber wieder in gesundem Zustand.
Ein Test unter fairen Realbedingungen: Racebikes in einer Rennsituation. Die hier gesammelten Erfahrungen flossen in die Praxisbeurteilung ein.
Auf der selektiven, fünf Kilometer langen MB-Teststrecke fährt jeder der vier Tester jedes Bike. Im Anschluss daran bewertet er über einen umfangreichen Fragebogen Fahrverhalten und Ausstattung aller Räder isoliert. Die abschließende Besprechung der Bikes klärt offene Fragen.
Um die Fahrqualitäten der Bikes adäquat auszuloten, zogen die Tester vor Testbeginn Contis roll- und gripstarken X-King als Einheitsreifen auf.
Auf EFBe-Prüfständen misst MB die Rahmensteifigkeiten der Bikes im Lenkkopf- und Tretlagerbereich. Zudem werden die Gewichte von Rahmen, Gabel und Laufrädern ermittelt und die Rahmen vermessen.
Der in den Testbriefen von Cannondale und Scott in Millimetern notierte Komfortwert beschreibt den Weg, den der Klemmkopf der Sattelstütze bei einer angehängten Last von 80 Kilo am Stützkopf zurücklegt. Je höher dieser Wert, desto komfortabler fährt sich das Bike – das schont die Haltemuskulatur des Bikers, gerade im Rennen ein spürbarer Vorteil.
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Die vollgefederten Fahrmaschinen von Specialized und Rocky zeigen eindrucksvoll, wie leicht beherrschbar und gleichzeitig breitbandig ein CC-Racefully heutzutage sein kann. Scott und Cannondale belegen, dass das Hardtail eine Zukunft hat, vorausgesetzt, es ist hochkomfortabel!
Wie wichtig die Feinabstimmung von Details auch für Hochkaräter wie das Specialized Epic S-Works ist, beweist das nicht vollkommen harmonische Fahrwerk.