Das Rotwild R.X2 FS EVO ist ein komfortables, edel ausgestattetes und wendiges All-Mountain für lange Touren. In Sachen Variabilität muss man speziell mit 29"-Bereifung Kompromisse (Tretlagerhöhe) eingehen.
Das Rotwild R.X2 FS EVO ist ein komfortables, edel ausgestattetes und wendiges All-Mountain für lange Touren. In Sachen Variabilität muss man speziell mit 29"-Bereifung Kompromisse (Tretlagerhöhe) eingehen.
Testurteil
Im Grunde scheint das Rotwild R.X2 FS EVO das variabelste Vario-Bike in diesem Testfeld zu sein.
Rotwild bietet das Rotwild R.X2 FS EVO mit allen drei gängigen Laufradgrößen an. Wie beim Simplon Rapcon 140 MRS 22 wird die Kettenstrebenlänge über ein verstellbares Ausfallende auf die Laufradgröße angepasst. Eine austauschbare Steuersatzschale ändert den Lenkwinkel um angegebene 1,5° – wir haben 1,25° gemessen.
Ein guter Ansatz, den die Südhessen nicht ganz konsequent zu Ende führen. Denn: Die Tretlagerhöhe passt Rotwild nicht an, sie wächst also beim Einsatz von größeren Laufrädern in der Höhe – was spürbaren hohen Einfluss auf das Handling und die Trail-Performance hat.
Vortriebseffizient ist das Rotwild R.X2 FS EVO ohne Zweifel. Dank des steilen Sitzwinkels drücken die Beine ideal von oben auf die Pedale. In 27,5" und 29" pushen die rollfreudigen wie traktionsstarken Conti Mountain King den leichten Rahmen mit dem sensiblen Hinterbau nach vorne, im Plus-Aufbau bringen die Pneus wie erwartet viel Traktion auf den Trail. Das Ganze bei eher kompakter, durchweg sehr angenehmer Sitzposition.
Rotwild empfiehlt für den 27,5-Plus- und 29"-Aufbau die Standard-Steuersatzschale mit 0° (Schalen müssen mit Aus- und Einpresswerkzeug getauscht werden) und die längere Kettenstrebenposition. Wobei „lang“ relativ ist: 437 mm sind immer noch vergleichsweise kurz, und der Lenkwinkel liegt mit 66,6 Grad im erwartbaren Bereich. Eigentlich Gardemaße für ein ausgewogenes Trailbike.
Doch das Rotwild R.X2 FS EVO kann diese Erwartungen nicht ganz auf den Waldboden bringen. Die relativ tiefe Front sorgt für ein direktes Lenkverhalten. Grundsätzlich zeigt sich das Rotwild R.X2 FS EVO dadurch in allen Laufradgrößen durchaus wendig und agil.
Allerdings sitzt das Tretlager vor allem bei 29"-Reifen sehr weit oben: 357 mm, bei 27,5 Plus sind es noch „normale“ 345 mm. Speziell als 29er wirken schnelle Kurvenwechsel durch den hohen Schwerpunkt verzögert, das Rotwild R.X2 FS EVO fühlt sich zudem stelzig an. Vor allem bei Highspeed fehlte uns deshalb ein wenig das Sicherheitsgefühl, das 27,5+ und 29" eigentlich auf den Trail zaubern. Das Rotwild R.X2 FS EVO braucht somit in schnellen, verblockten Abfahrten eine strengere Hand am Steuer.
Unter dem Strich präsentiert sich das Rotwild R.X2 FS EVO mit 29"- und Plus-Reifen jeweils mehr als komfortorientiertes und bergauf erfreulich flinkes Tourenbike – und weniger als freches Trailbike à la Pivot Switchblade Pro.
Ändert sich das mit flacherer Geometrie und den kleinen 27,5"-Laufrädern? Zunächst stellen wir den Radstand auf superkurze 424 mm ein, bauen den Lenkwinkel um auf 65,2°. „Ganz schön flach für ein 140-mm-Fully“, so unser Werkstatt-Chef Haider Knall. Auf dem Trail sollte dies für enorme Laufruhe sorgen. Tut es auch, solange man mit Highspeed bergab ballert.
Lässt der Biker es jedoch etwas gemütlicher angehen, büßt die Lenkung etwas an Präzision ein. Das Rotwild R.X2 FS EVO wirkt kippelig – ein bekanntes Phänomen bei sehr flachen Lenkwinkeln, die eher bei Profis beliebt sind.
Im Grunde hätten wir uns in der Ausgangseinstellung einen Lenkwinkel um 66,5° gewünscht und eine Steuersatzschale, die ihn nur um 0,5° abflacht bzw. steiler macht. 1,25° Veränderung am Steuerkopf sind doch recht viel, machen das Handling zu speziell.
Während Rotwild bei der Geometrie die optimalen Werte nicht ganz getroffen hat, ist die Ausstattung ein Volltreffer. Highlights wie die elektrische Schaltung Shimano XT Di2 rechtfertigen den hohen Preis des Rotwild R.X2 FS EVO. Die edlen Fox-Federelemente arbeiten zuverlässig und effizient.
Modelljahr | 2017 |
---|---|
Preis | 6999 Euro |
Gewicht 27,5" | 12,7 kg/2525 g/1724 g/4374 g * |
Gewicht 27,5+ | 12,7 kg/2525 g/1724 g/4396 g * |
Gewicht 29" | 12,6 kg/2525 g/1724 g/4261 g * |
Vertriebsweg | Fachhandel |
Verfügbare Rahmenhöhen | S, M, L, XL |
Getestete Rahmenhöhe | L |
Rahmenmaterial | Carbon |
Lenkkopfsteifigkeit | 70,3 Nm/° |
Federgabel | Fox 34 Float Factory |
Federweg getestet | 140 mm |
Federbein | Fox Float DPS Evol Factory |
Federweg getestet | 140 mm |
Gänge und Übersetzung | 2 x 11: 36/26 Zähne vorne, 11–40 Zähne hinten |
Schaltwerk | Shimano XT Di2 |
Schalthebel | Shimano XT Di2 |
Kurbel | Shimano XT |
Umwerfer | Shimano XT Di2 |
Bremse | Shimano XT |
Bremsen-Disc vorne | 200 mm |
Bremsen-Disc hinten | 180 mm |
Sattelstütze | Kind Shock LEV Integra (Vario, 150 mm) |
Vorbau | Pro Koryak 55 mm |
Lenker | Koryak 760 mm |
Naben/Felgen 27,5" | DT Swiss XM 1501 Spline One 25 |
Reifen 27,5" | Continental Mountain King RS 2,4" |
Naben/Felgen 27,5+ | DT Swiss XM 1501 Spline One 35 |
Reifen 27,5+ | Schwalbe Nobby Nic TLE 2,6" |
Naben/Felgen 29" | DT Swiss XM 1501 Spline One 25 |
Reifen 29" | Continental Mountain King RS 2,4" |
Testurteil | Sehr gut (215 Punkte) |
* Gewicht Komplettbike ohne Pedale/Rahmen/Federgabel/Laufradsatz (komplett)
Rotwild R.X2 FS EVO (Modelljahr 2017) im Vergleichstest
Das Rotwild R.X2 FS EVO ist ein komfortables, edel ausgestattetes und wendiges All-Mountain für lange Touren. In Sachen Variabilität muss man speziell mit 29"-Bereifung Kompromisse (Tretlagerhöhe) eingehen.