Exklusives Down-Country-Fully im Trail-Check
Test: Stoll M2

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Ganz auf Kundenwunsch entsteht bei Stoll ein Traumrad mit Race-DNA. Wir haben das Down-Country-Bike getestet.

MB Einzeltest Stoll M2
Foto: Tore Morhenn

Was passiert, wenn sich ein detailbesessener Ex-Worldcup-Teammanager mit Maschinenbau-Hintergrund und einer Geschäftsidee in die Bike- Branche wagt? Im Falle von Stoll Bikes eine kleine Erfolgsgeschichte. Doch der Reihe nach. Als Thomas Stoll 2016 aus der eigenen Garage heraus mit seiner Firma ins Rampenlicht der Szene tritt, kommt die junge Marke gleich mit strikter Philosophie: Der Kundenwunsch steht im Mittelpunkt – und das nicht als Worthülse. Das geht bei Stoll bis heute bei der "Anprobe" los. Bei Testevents in ganz Europa oder am Firmensitz in Beringen unweit von Schaffhausen (Schweiz) können Interessenten mit Mitarbeitern und oft auch mit Chef Thomas persönlich auf Probefahrt gehen, werden so bei der Auswahl der Parts beraten. Noch individueller ist das Herzstück des Bikes, der Rahmen. Er wird auf die exakten Kundenbedürfnisse hin von der deutschen Carbon-Schmiede Bike Ahead per Hand laminiert. Je nach Fahrergewicht gestalten die Franken das Layup der Carbon-Faser und garantieren so eine fürs Fahrergewicht optimale Steifigkeit. Die Ausstattung und Rahmendekore kann man dann nach eigenem Gusto wählen.

Neben dem Race-Hardtail R1 bietet Stoll erfolgreich einen futuristischen Fully-Rahmen an, der für die Saison 2021 einige Updates erhält. Was bleibt, sind drei verschiedene Federwegsvarianten, die mittels verschiedener Umlenkhebel realisiert werden: Trailbiker greifen auf das T2 zurück, das 140 mm Federweg bietet. Das M2 Worldcup zielt mit 100 mm Hub an Bug und Heck auf XC-Piloten. Unser Testbike, das M2, geht mit 120-mm-Fahrwerk in der gerade angesagten Down-Country-Kategorie an den Start. Die angesprochene Individualität hat ihren Preis, die vier M2-Grundausstattungen beginnen bei circa 7300 Euro. Das Testbike bleibt mit Sram-XX1-Eagle-Schaltung, Shimano-XTR-Bremse, DT-Swiss-Federelementen und vielen weiteren Edelparts knapp unter der 10 000-Euro- Marke – verglichen mit den Highend-Produktlinien der großen Hersteller á la Specialized S-Works, Trek Project One oder Cannondale Ultimate ist das gar nicht mal so teuer.

MB Einzeltest Stoll M2
Tore Morhenn
Das M2 hängt bergauf und im Talschuss stets am Gas, ohne dabei zickig im Handling zu sein. Die tiefe Front fordert eine aktive Fahrtechnik und erfreut Racer.

Erstkontakt: In der Seitenansicht wirkt das M2 mit seiner kantigen Form und matten Carbon-Optik wie ein Tarnkappenbomber. Gewichtsfanatikern entfährt beim Rahmengewicht ein kleines Jauchzen: Luftige 2000 g in leichtester Ausführung ohne Dämpfer verspricht Stoll. Der Hinterbau ist nun komplett aus einem Teil laminiert und bietet mehr Reifenfreiheit, die Lager sind für bessere Dauerhaltbarkeit massiver gestaltet, und die Dämpferposition ist optimiert worden. Generell gibt es am detailreichen Rahmen viel zu entdecken, wie zum Beispiel die hübsche, in der Schweiz "luftig" CNC-gefräste Umlenkwippe.

Schnell hoch, schnell runter

Auch die Geometrie hat Stoll überarbeitet: Der Lenkwinkel fällt mit 67,5° immer noch nicht sehr extrem, aber doch flacher als bisher aus, der Reach ist auf 444 mm in Größe M gewachsen. Zusammen mit der tiefen Front und dem an unserem Testrad recht langen Vorbau sitzt es sich sehr sportlich, leicht gestreckt auf dem Bike. Racer fühlen sich im Nu wohl, der Sitzwinkel steht schön steil – und schon mit der ersten Kurbelumdrehung schießt das 10,3 Kilo leichte M2 los wie der Teufel! Dank der rollwiderstandsarmen Wolfpack-Reifen und der leichten Newmen- Carbon-Laufräder hält man es spielend auf Geschwindigkeit. Im Talschuss harmoniert das eher straffe DT-Swiss-Fahrwerk klasse mit dem steifen Carbon-Rahmen. Garstige Schläge werden zwar auch mal dezent an den Fahrer durchgereicht, aber gerade dieser Race-Charakter sorgt für Spaß im Trail-Tango. Das Handling ist per se narrensicher und gutmütig, nur bei sehr gewagten Kurventänzen ist eine ordnende Hand gefragt – was aber ideal in die Down-Country-Kategorie passt, die für uns ja zwischen XC und Trailbike liegen soll.

Zu guter Letzt: Da Rahmen und viele Parts aus Europa kommen, verspricht Stoll eine Wartezeit von nur sechs Wochen auf dieses individuelle Traumrad für Racer mit Anspruch.

 hochwertiger, individualisierter Rahmen

 gelungener, sehr sportlicher Charakter

 straffes, vortriebsorientiertes Fahrwerk

 Ausstattung vom Allerfeinsten

Preis

9345 €/Direktvertrieb

Gewicht

10,3 kg

Rahmenmaterial

Carbon

Rahmengröße

S, M, L

Federweg

Gabel 120 mm, Rahmen 120 mm

Schaltung

1 x 12 Gänge, 34 : 10-52 Zähne, Sram-X01-Eagle-Schaltwerk, -XX1-Eagle-Hebel.- Kassette,- Kurbel

Bremsen

Shimano XTR (M9100), 180/160 mm

Federgabel

DT Swiss F232 One

Federbein

DT Swiss R232 One

Laufräder

Newmen SL X.A 30 (30 mm)

Reifen (v/h)

Wolfpack Race MTB TL 23 x 2,4"

Stoll M1 Einzeltest Geometrie
MOUNTAINBIKE

Fazit von Redakteur Lukas Hoffmann: "Weder in Optik, Handling oder Ausstattung ist das Stoll ein Bike von der Stange. Das M2 hat seine Ecken und Kanten. Das begeistert mich. "

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Erscheinungsdatum 05.03.2024