Neuer Trend: Was können DC-Bikes?
Sechs Down-Country-Bikes im Test (2021)

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Die neuen Down-Country-Bikes bieten mit modernen Geos und erstaunlich potenten Fahrwerken die perfekte Melange aus leichtem Marathonbike, spaßigem Trailbike und komfortablem Tourer. Welches aber das beste ist? Wir haben sechs Topmodelle ab 6999 Euro getestet.

Down Country Bikes Test 08/2021
Foto: Stefan Eigner - eignerframes

Down-Country-Bikes/Link zum Testbericht

Preis

Gewicht

Testergebnis

Specialized Epic Evo Expert

6999 €

11,2 kg

Überragend

Cannondale Scalpel Carbon SE LTD Lefty

8399 €

11,1 kg

Sehr gut

Orbea Oiz M Pro OMX TR

5692 €

11,3 kg

Sehr gut

Simplon Cirex XTR-12

8229 €

11,3 kg

Sehr gut

BMC Fourstroke 01 LT One

7999 €

12,1 kg

Sehr gut

Transition Spur Carbon X01

6999 €

11,9 kg

Sehr gut

Darf’s ein bisschen mehr sein? In den vergangenen Jahren haben sich sogenannte Down-Country-Bikes von gepimpten Cross-Country-Fullys hin zur eigenen Kategorie gemausert. Anfangs päppelten die Entwickler ihre 100-mm-Racefullys auf, indem sie eine 120-mm-Gabel in den Bug steckten, gripstärkere Reifen aufzogen und eine Vario-Sattelstütze montierten. Heute betreiben die Hersteller deutlich mehr Aufwand, um eigenständige, sportive Allrounder zu kreieren. Zwar basieren fünf der sechs Bikes in diesem Test auf einem XC-Carbon-Fully, inzwischen aber mit angepasstem Heck für ein ausgewogenes Fahrwerk und ein ausbalanciertes Handling. BMC, Cannondale, Simplon und Orbea kitzeln mit speziellen Umlenkwippen und teils längeren Dämpfern mehr Hub aus den Heckpartien. Spezialized spendiert dem Epic Evo einen komplett eigenständigen Hinterbau samt der Möglichkeit, die Geometrie anzupassen. Transition widmet der Down-Country-Kategorie mit dem Spur sogar eine eigene Plattform: Das US-Fully gibt es nur mit 120-mm-Fahrwerk.

Der Reifen entscheidet viel

Nicht nur in der Rahmenphilosophie unterscheiden sich die Hersteller, speziell an einem Anbauteil lässt sich die Ausrichtung fix erkennen: am Reifen. So montiert Cannondale auf dem Scalpel SE vorne einen leichten, noch gut griffigen Maxxis-Ardent-Race-Pneu, während mit dem Rekon Race am Hinterrad eine Art Semislick rotiert, der bei schmierigen Bodenverhältnissen nur erfahrenen Bikern zu empfehlen ist. In Antritt und Rollverhalten ist das Scalpel dafür kaum zu schlagen, es fährt sich fast so spritzig wie ein klassisches Racefully. Das andere Extrem zeigen Transition und Orbea: Mit dem Maxxis Dissector sitzt vorne ein klebriger Enduro-Reifen mit massivem Profil und hohen Nehmerqualitäten auf dem Laufrad, hinten setzen beide auf den Maxxis Rekon. Auch BMC und Simplon statten ihre Bikes mit eher schweren, dafür gripstarken Reifen aus, wodurch beide im Vergleich mehr im Talschuss, weniger im Uphill punkten. Den perfekten Spagat findet Specialized mit dem groben Ground-Control-Reifen vorne und dem schnellen Fast Trak heckseitig.

Down Country Bikes Test 08/2021
Moritz Schwertner
Im Test wurden die Bikes auf Herz und Nieren geprüft.

Generell gilt: Wo ein Rad bergabtauglicher wird, da nimmt es auch zu. Neben den angesprochenen Reifen fallen besonders die Laufräder ins Gewicht. Generell sind aber alle Bikes im Test – auch durch die hohen Preise von 7000 bis 8300 Euro – erfreulich leicht. Cannondale, Orbea, Simplon und Specialized wiegen je nur knapp über 11 Kilo, Transition und BMC kratzen an der 12-Kilo-Marke bzw. liegen knapp drüber. Verglichen mit einem aktuellen Trailbike mit 130–140 mm Federweg ist das immer noch geradezu diätisch! Zumal es den Down-Country-Modellen in diesem Test an (fast) nichts mangelt. So setzen alle auf stabile Federgabeln mit 34- (Fox 34 SC) oder 35-mm-Standrohren (Rock Shox SID). Auch Vario-Stützen sind selbstredend überall an Bord, oft sogar mir üppigem Hub von 150 mm. Hier geizt das BMC: Die 80 mm der eigentlich tollen, weil integrierten BMC-Stütze sind für anspruchsvolle Trails zu wenig. Letzteres gilt auch für die Sram-Level-Bremse bei BMC und Cannondale, die mit 180/160-mm-Discs früh zum Fading neigt und Bremspower vermissen lässt.

Der perfekte Allrounder?

Wie beliebt die "Tourenbikes 2.0" inzwischen sind, zeigte unsere Testeinladung: Viele Hersteller mussten die Teilnahme absagen, da ihre Modelle bereits vergriffen waren. Natürlich spielt auch hier Corona und die aktuell erhöhte Nachfrage nach Radsportartikeln eine große Rolle.

So oder so zeigte sich unsere Testcrew von den vielseitigen Bikes sehr angetan: Sie sind die Schnittmenge aus teils unterschiedlichen Kategorien. So müssen sie sich bergauf nur knapp den schnelleren 100-mm-Racefullys geschlagen geben, auf moderaten Mittelgebirgstrails sind sie nur minimal weniger spaßig als Trailbikes unterwegs, auf langer Strecke bieten sie quasi den Komfort klassischer Tourer. Bikerinnen und Biker, die ein Rad für den Marathon und für ausgedehnte Singletrail-Touren suchen, finden im Testfeld sicher einen idealen Partner. Als bester Allrounder beweist sich dabei wie im Test 12/2020 das Epic Evo von Specialized. Ganz viel Agilität und "Spritz" liefern Cannondale und Orbea, während BMC, Simplon und Transition ihre Stärken mehr bergab ausspielen.

Kommentar von Redakteur Lukas Hoffmann: "Spannend, dass die Hersteller die Kategorie unterschiedlich auslegen. Von Racebike mit mehr Hub bis Mini-Trailbike ist alles dabei."

Die sechs Bikes & eine Auswahl an Alternativen im detaillierten Test hier:

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Erscheinungsdatum 02.04.2024