Kurz und knapp: Scott Ransom 2024
- komplett überarbeitetes Enduro mit 170 mm Federweg
- Rahmen nun mit integriertem Federbein
- Carbon-Hauptrahmen, Hinterbau aus Carbon oder Alu
- mit 29"-Laufrädern oder als Mullet (29" Vorder- / 27,5" Hinterrad) aufbaubar
- Preise: ab 5199 Euro, Gewicht: ab 15,2 kg
2021 begann für Scott eine neue Ära: Mit dem Spark stellten die Schweizer das erste "IST"-Bike (Integrated Suspension Technology) vor. Nicht lange dauerte es und mit dem Light-E-MTB Lumen und dem All-Mountain-Bike Genius bekam das XC- und Tourenfully große Brüder. Nun kommt weitere Verstärkung: Mit der Neuauflage des Ransom feiert der integrierte Dämpfer am beliebten Enduro der Schweizer Premiere. Dabei betont Scott nicht nur den optischen, sondern auch den technischen Benefit der Konstruktion: Kein Staub, Matsch oder Wasser kann an den Dämpfer und einen Großteil der Lager gelangen!
Innovatives & Bewährtes
Das Ransom setzt wie sein Vorgänger aus dem Jahr 2019 nach wie vor auf vorne wie hinten 170 mm Federweg und kommt mit Carbon-Rahmen in zwei Fasergüteklassen. Das hintere Rahmendreieck ist je nach Ausstattungsvariante aus Kohlefaser oder aus Aluminium gefertigt. Ausgeliefert wird das Bike mit 29"-Laufrad vorne wie hinten. Optional lässt es sich mit 27,5"-Hinterrad und Flip-Chip-Umstellung auf ein Mullet-Setup umbauen – daraus resultiert eine Geometrieänderung, etwa mit 10 mm kürzeren Kettenstreben. Große Neuheit ist zudem der komplex verschachtelte Sechsgelenker-Hinterbau à la Specialized Enduro/Kenevo SL, der sich um den integrierten Dämpfer herum entfaltet.
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Um diesen gut zu erreichen bzw. um ein schnelles Set-up des Hinterbaus zu gewährleisten, hat Scott auch für das Ransom eine Serviceklappe entwickelt, eine von außen ablesbare "Sag"-Anzeige ist ebenso dabei. Im Unterrohr findet sich zudem ein Staufach. Dieses wird nicht wie bei den meisten Herstellern mit einer Klappe von oben erreicht, sondern ein passendes Toolkit wird von unten ins Unterrohr geschoben. Das Kit beinhaltet einen Schlauch und zwei Reifenheber. Dazu fasst die Serviceklappe ein Minitool. Im Unterrohr fest eingebaut ist eine Plastikhülle, dank dieser kann das Toolkit nicht nach oben rutschen und soll bombenfest sowie leise im Unterrohr sitzen.
Neue Geometrie des Ransom
Dass Scott das Ransom deutlich abfahrtslastiger als das Vorgängermodell einordnet, zeigt die stark überarbeitete Geometrie. Der Lenkwinkel steht nun bei 63,8°, vorher waren es recht steile 64,5°. Der Sitzwinkel ist dafür um 1,9° steiler, misst 77,4° in Größe L. Die Kettenstreben sind in allen Größen 440 mm (mit 29"-Rädern) lang, der Radstand beträgt in Rahmengröße L dann 1270 mm. Auch Reach und Stack weisen mit 483 und 633 mm in Größe L jetzt deutlich modernere Maße auf als am Vorgänger.
An allen Modellen verbaut Scott einen eigenständigen Fox-Float-X-Nude-Luftdämper, am Topmodell selbstredend in edler Factory-Ausführung mit Kashima-Beschichtung. Theoretisch passen auch andere Federbeine. Scott-typisch wird der Nude-Dämpfer per "Tracloc"-Lenkerfernbedienung betätigt. Drei Modi stehen parat. Im offenen Modus bietet das Heck den vollen Federweg, im "Traction"-Modus sind Hub gekürzt und Dämpfung erhöht, bei "Ramp" wiederum fällt die Progression stärker aus.
Die fünf Modelle in der Übersicht
Die Kombi aus dem einfacheren HMF-Carbon-Rahmen und Alu-Hinterbau wiegt inklusive Dämpfer und Hardware nur 2800 g. Der Voll-Carbon-Rahmen mit edler HMX-Faser bringt 3450 g auf die Waage. Wog unser 2021er Testbike (damaliges Topmodell Ransom Tuned AXS, Größe M) noch knapp 14,0 Kilo, soll das neue Topmodell Ransom 900 RC 15,2 Kilo auf die Waage bringen. Unter anderem der integrierte Dämpfer und das Staufach samt Toolkit treiben das Gewicht naturgemäß nach oben.
Bike | Federweg | Preis | Farben | Gewicht | Dämpfer | Federgabel | Schaltung | Bremsen | Laufräder |
Ransom 930 | 170/170 | 5199 € | grau | 16,7 kg | Fox Float X Nude | Rock Shox Domain R Solo Air | Shimano Deore | Shimano BR-MT520 | Syncros X-30S/Formula CL 811/148 |
Ransom 920 | 170/170 | 5999 € | gelb | 16,4 kg | Fox Float X Nude | Rock Shox Zeb Select+ | Sram NX/SX Eagle | SRAM DB8 | Syncros Revelstoke 2.5 |
Ransom 910 Contessa | 170/170 | 7999 € | weiß/ | 15,7 kg | Fox Float X Nude | Fox 38 Float Performance Elite
| Sram GX Eagle AXS Transmission | Sram Code RSC Stealth
| Syncros Revelstoke 2.0 |
Ransom 910 | 170/170 | 7999 € | schwarz | 15,7 kg | Fox Float X Nude | Fox 38 Float Performance Elite | Sram GX Eagle AXS Transmission | Sram Code RSC Stealth | Syncros Revelstoke 2.0 |
Ransom 900 RC | 170/170 | 9999 € | weiß/ | 15,2 kg | Fox Float X Nude Factory | Fox 38 Float Factory | Sram X0 Eagle AXS Transmission | Sram Code Ultimate Stealth | Race Face Turbine R 30 |
Neben dem erwähnten 900 RC, das mit Fox-Factory-Federelementen und drahtloser Sram-X0-Transmission-Schaltgruppe kommt und 9999 Euro kosten wird, gibt es vier weitere Modelle. Das Ransom 910 kostet 7999 Euro und setzt auf die Sram-GX-Transmission-Schaltung. Es wiegt 15,7 Kilo und ist auch als Contessa-Modell (so nennt Scott seine Frauen-Bikes) erhältlich. Mit dem Ransom 920 hat Scott ein Modell mit knalliger gelber Lackierung und Sram-NX/SX-Schaltungsmix im Portfolio, das 5999 Euro kostet. Dem Einstiegsmodell Ransom 930 kostet nochmal schmalere 5199 Euro.
Ein Blick zurück: So gut waren die Ransom-Vorgänger!
Modell | Preis | Note | Test in |
Ransom 900 Tuned AXS | 8999 € | Sehr gut | 2021 |
Ransom 920 | 3999 € | Sehr gut | 2020 |
Ransom 900 Tuned | 7599 € | Überragend | 2020 |
Ransom 900 Tuned | 7499 € | Überragend | 2019 |
First Ride: das neue Ransom im ersten Test
Der Ransom-Vorgänger wusste mit variablem Fahrwerk und tollen Toureneigenschaften zu begeistern. Während der Neuauflage Ersteres erhalten bleibt, hat sich die Ausrichtung des Enduro-Bikes deutlich Richtung Abfahrtsspaß verschoben. Das Bike ist potenter und viel laufruhiger geworden, liegt satt und sicher auf dem Trail. Es lässt sich aber trotz des höheren Gewichts auch super handhaben, zudem werkelt der neue Hinterbau sensibel. Scott-typisch klettert auch das neue Ransom sehr gut. Sitzwinkel und -position sind geglückt, der "Tracloc"-Hebel für den Dämpfer funktioniert ebenfalls super. Man spürt deutlich, dass die Position im "Traction"- Modus beispielsweise vortriebsorientierter wird. Die Optik mit integriertem Dämpfer mag polarisieren, eines ist dafür klar: Das Ransom erkennt man sofort als Scott-Bike.
- Lukas Ittenbach, Redakteur"
Noch mehr Eindrücke vom neuen Ransom gibt es hier:
Vier Fragen an Kai Wheeler, Ingenieur bei Scott
MB: Das Ransom ist euer viertes Bike mit integriertem Dämpfer. Warum folgt auch das Enduro dem Design?
Kai: Die integrierte Federungstechnologie war bei unseren früheren "IST"-Bikes ein Schlüsselelement, um die Hinterbau-Performance zu verbessern und Vorteile bei der Rahmenstruktur zu nutzen. Zudem sitzt der innenliegende Dämpfer in einer niedrigen Position und darüber hinaus in einer sauberen und geschützten Umgebung.
Warum fiel die Wahl auf einen Sechsgelenker-Hinterbau?
Der große Vorteil des Sechsgelenkers ist die Flexibilität, jede Federungseigenschaft unabhängig voneinander abzustimmen, um die Bergabfähigkeiten zu maximieren, was das Hauptziel des Projekts war. Mit dem Design haben wir eine erstaunliche Kontrolle, um die gewünschte Kennlinie sowie exzellente "Anti-Squat"- und "Anti-Rise"-Werte zu erreichen.
Warum kann man das Ransom mit 29" oder als Mullet aufbauen?
Mullet stand von Anfang an im Lastenheft für das neue Bike, um maximale Vielseitigkeit zu bieten. Unser Flip-Chip bietet in beiden Positionen eine fast identische Kinematik und Geo. Das wurde erreicht, ohne das 29"- oder Mullet-Setting zu priorisieren. Die 10 mm kürzeren Kettenstreben bei Mullet vermitteln aber ein spielerischeres Gefühl.
Eine Geo-Änderung ist der steilere Sitzwinkel. Ein Wunsch der Profis?
Ja, der steile Sitzwinkel war ein Feedback der Fahrer, das wir berücksichtigen wollten. Mit Enduros klettert man viel, daher haben wir die Position angepasst, unter anderem für Fahrer, die lange Vario-Sattelstützen fahren. Zudem sorgt es für eine zentrierte Gewichtsverteilung im Uphill.