Test: Propain Tyee CF 29 (Modelljahr 2020)
Versender-Enduro mit Baller-Mentalität

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Das neue Enduro-Geschoss Tyee der aufstrebenden Versendermarke Propain im großen Einzeltest.

Propain Tyee CF 29
Foto: Moritz Schwertner

 Leichte Laufräder, hoher Vortrieb

 Potentes Heck, hohe Laufruhe

 Top Preis-Leistungs-Verhältnis

 Vario-Stütze "nur" 150 mm Hub

Die kleine Bike-Schmiede Propain aus Süddeutschland entwickelt sich zur heißbegehrten Versendermarke. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 2006 von den beiden Ingenieuren Robert Krauss und Markus Zander. Die Idee zur Markengründung hatten die beiden bei einem gemeinsamen Bike-Urlaub im Freeride-Mekka Whistler, Kanada. 2008 ging Propain mit dem ersten eigenentwickelten Downhillbike Rage an den Markt. Heute ist Propain eine wachsende Bike-Marke, die immer noch vornehmlich Gravity-lastige Bikes baut, aber ebenso für tolle Kinder-MTBs bekannt ist und mittlerweile auch ein 130-mm-Trailfully anbietet. Das neuste Bike im Fuhrpark der Schwaben ist jedoch das Enduro-Bike Tyee. Das Wort Tyee bedeutet Häuptling und wird "Tei-iii" ausgesprochen.

Zwar gab es das Tyee schon länger, erst letzten Dezember bekam es aber einen komplett neuen Rahmen. Seitdem ist das Tyee in beiden Laufradgrößen erhältlich: als 27,5er in den Größen S, M und L und als 29er in M, L und XL. Wie gehabt setzt Propain auf den hauseigenen "Pro 10"-Hinterbau mit virtuellem Hauptdrehpunkt. Jedoch wurde auch hier ordentlich Hand angelegt, so sitzt der Dämpfer jetzt nicht mehr hinter dem Sitzrohr, sondern im Rahmendreieck. Im Federverhalten soll die neue Anlenkung nun einen höheren "AntiSquat"-Wert bieten, was in der Regel für mehr Antriebsneutralität sorgt. Ein sanftes Ansprechverhalten soll das System aber ebenso bieten. Der Dinge harren am Heck 160 mm Federweg – egal ob bei 27,5 oder 29". An der Front arbeitet eine 170-mm- Federgabel.

Propain Tyee CF 29
Chris Pauls

Dass Propain hohen Wert auf die Verarbeitung legt, zeigen die gedichteten großen Hinterbaulager sowie die durch den Klarlack schimmernden Carbon-Lagen – was Propain "Blend-Carbon" nennt. Neben dieser "Raw"-Optik können im Konfigurator des Versenders weitere Farben gewählt werden. Apropos: Bei Propain bestehen alle Bikes aus vorkonfigurierten Sets, die bis ins Detail vor der Bestellung abgeändert werden können. Ob kurzer Vorbau, hoher Carbon-Lenker, Rock-Shox- oder Fox-Fahrwerk, Luft- oder Stahlfederdämpfer, Magura- oder Sram-Bremse, selbst die Aufkleber- und Grifffarbe kann aufeinander abgestimmt werden.

Ein Blick auf die Geometrien der Tyees zeigt, dass das 29er mit 445 mm langen Kettenstreben auf der laufruhigen Seite angesiedelt ist, während das 27,5"-Tyee auf ein kompakt kurzes 430er-Heck setzt. Generell sind die Geometrien der beiden Varianten mit flachem 64,5°-Lenkwinkel, steilem 77°-Sitz winkel sowie modern-langem 475-mm-Reach (bei Größe L) aber fast identisch.

Aufgebaut kam unser Testbike in 29" und mit Fox-36-Factory-Gabel, Fox-X2-Factory-Dämpfer, Sram-X01-Eagle-Schaltung, Sram-Code-Bremse sowie Newmen-Alu-Laufrädern. Der Preis? 5449 Euro. Das Gewicht? 14,2 Kilo – für ein Enduro ein noch guter Wert. Erfreulich dabei, dass die "rotierende Masse" (Laufräder, Reifen etc.) nur leichte 4811 Gramm wiegt. Und so zeigt sich das Tyee, auch wegen der gut rollenden Schwalbe-Reifen, leichtfüßig. Der steile Sitzwinkel und das äußerst antriebsneutrale Heck bringen die Power auf die "Straße". Selbst bei offener Dämpfung agiert der Hinterbau schön ruhig. Gut, denn der Plattform-Hebel sitzt tief am Federbein und ist nur schwer erreichbar. Das lange Heck sorgt zudem für ein exzellentes Kletterverhalten.

Im Downhill geht dann so richtig die Post ab. Das 29"-Bike liegt wie ein Brett in der Abfahrt. Wer aber denkt, dass das lange Heck spielerische Manöver unmöglich macht, irrt. Das Tyee fährt sich ausgewogen und geht geschickt aufs Hinterrad. Lediglich bei engem "Gekurve" fühlt sich das XL-29er (zu) sperrig an. Dafür gibt es einem in schwierigen Abfahrten oder bei Highspeed das schöne Gefühl, nie am Limit zu sein. Limitierend sind höchstens die etwas schmalen Schwalbe-Reifen. Das Fahrwerk arbeitet sehr feinfühlig und bietet auch bei dicken "Impacts" reichlich Reserven. Kleines Manko: Die Vario-Stütze bietet selbst an einem XL-Bike nur 150 mm Hub.

Spezifikationen

Preis

5449 Euro/Direktvertrieb

Gewicht

14,2 kg

Rahmenmaterial

Carbon

Größen

S (nur 27,5"), M, L, XL

Federweg

Gabel 170 mm, Rahmen 160 mm

Schaltung

1 x 12 Gänge, 32 : 10–50 Zähne, Sram-X0-Eagle-Schaltgruppe

Bremsen

Sram Code RSC 200/200 mm

Federgabel

Fox 36 Float Factory

Federbein

Fox Float X2 Factory

Laufräder

Newmen SL A 30

Reifen

Schwalbe Magic Mary Evo TLE 29 x 2,35"

Vario-Stütze

Fox Transfer Factory (150 mm)

Propain Tyee CF 29

Testergebnis: ÜBERRAGEND (903 Punkte)

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05 / 2024
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Erscheinungsdatum 02.04.2024