Exklusives US-Racefully im Einzeltest
Trek Supercaliber 9.9 AXS (Modelljahr 2020)

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Fully oder Hardtail? Eine echte Glaubensfrage. Vom "Weekend-Warrior", der beim Marathonrennen im deutschen Mittelgebirge um Sekunden kämpft, bis hin zum hochtrainierten Profi im MTB-Worldcup: Die Meinungen zum perfekten Bike für den Rennsport gehen auseinander.

Trek Supercaliber 9.9 AXS (Modelljahr 2020)
Foto: Tore Morhenn

Da wäre zunächst die Urform des Mountainbikes, das klassische Hardtail mit seiner maximal direkten Kraftübertragung von der Kurbel auf das Hinterrad. Zudem ist das Gewicht unschlagbar. Was nicht dran ist (in dem Fall die Heckfederung), wiegt auch nix ... Der Verzicht auf Dämpfer und Lagerung kann bis zu einem Kilo einsparen. Für den siegeswilligen Rennsportler sind das Welten!

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Zwischen Hardtail und Fully
Im Test: Trek Supercaliber 9.9 AXS - aus MB Heft Juni 2020
Am Supercaliber verschmelzen Hardtail und Racefully. Doch lassen sich zwei Welten in einem Bike vereinen
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Tore Morhenn
Der Dämpfer verläuft ins „Iso-Strut“-Rohr und ist so vor Torsionskräften geschützt.

Das Racefully mit zumeist 100-mm-Fahrwerk hingegen verzeiht im Renngeschehen mehr Fehler, bügelt Wurzelfelder souveräner weg und erfordert so die weniger perfekte Fahrtechnik und/oder Fahrlinie. Zudem bietet das vollgefederte Bike mehr Komfort am Heck, beansprucht die Haltemuskulatur des Racers weniger: Das kann vor allem bei langen, harten Rennen ein entscheidender Vorteil sein. Bergauf glänzt ein Fully zudem mit mehr Traktion, weil sich der Hinterbau Unebenheiten besser anpassen kann.

Key-Facts:

  • 3999€ – 10499€
  • "Iso-Strut"-Federbein in Zusammenarbeit mit Fox entwickelt
  • Hinterbau bietet in Kombination mit flexenden Sitzstreben 60 mm "Federweg"
  • Platz für 2 Flaschen im Rahmendreieck

Einen völlig neuen Versuch, Hardtail und Fully zu kreuzen und damit das Racebike zu revolutionieren, wagt nun Trek mit dem Supercaliber. Herzstück des Hinterbaukonzepts ist das "Iso-Strut"- Federungssystem, das Trek in enger Zusammenarbeit mit Fox entwickelte. Dabei sitzt ein kleiner Dämpfer in einem Rohr, das im Grunde dem Standrohr einer Fox-36-Gabel gleicht. Der Hinterbau gleitet beim Ein- und Ausfedern über zwei Führungsbuchsen, zugleich greift ein Bolzen auf den im Inneren sitzenden Dämpfer. Durch den großen Überlappungseffekt der Buchsen soll der Hinterbau, ähnlich wie bei einer Federgabel, ein sehr hohes Maß an Steifigkeit besitzen. Zudem wird der Dämpfer zum großen Teil im Iso-Strut-Rohr geführt und ist damit bestens vor Torsionskräften und Verdrehen geschützt.

Tore Morhenn
Im Sturzfall wird das Oberrohr mittels „Knock-Block“- Anschlagssteuersatz vor einem Schaden bewahrt.

60 mm Hub am "Hardfully"

Das Iso-Strut-Rohr ist fest am Rahmen verschraubt und somit Teil der Rahmenkonstruktion. Im Gegensatz zu anderen "Softtail"-Konstruktionen setzt Trek am Supercaliber-Hinterbau ein Hauptlager ein. Ansonsten befinden sich am Heck des Supercalibers aber keine weiteren Lagerpunkte. Der Federweg von 60 mm wird jedoch nicht nur vom Dämpfer im Inneren des Iso-Strut-Rohrs generiert, sondern auch durch vertikales Flexen der Sitzstreben. Da Carbon aufgrund der hohen Zugfestigkeit als Federmaterial sehr gut geeignet ist, ist das Verbiegen unbedenklich. Schlussendlich lässt sich der Dämpfer auch via Remote vom Lenker aus sperren und öffnen.

"Klasse, dass Trek außergewöhnliche Wege beschreitet – Racer werden das unglaublich schnelle Supercaliber lieben." Lukas Hoffmann, Redakteur

Aber wie sieht es mit dem Rahmengewicht aus? Unser Testrahmen in Größe S/M brachte 2171 Gramm mit Hardware wie Steckachse und Zugführung auf die Waage. Kein schlechter Wert, "ausgewachsene" Racefullys mit 100 mm Federweg am Heck sind aber teils leichter. Unsere Messprotokolle offenbaren: Mit 2048 Gramm wiegt das in der Rennszene beliebte Canyon Lux SLX samt Dämpfer über 100 Gramm weniger. Das Scott Spark RC von Olympiasieger Nino Schurter kommt als Frameset gar nur auf 1875 Gramm. Dass das fürstlich ausgestattete, aber auch sündteure Trek-Topmodell die magische 10-Kilo-Marke so zwar unterbietet, aber nicht pulverisiert, wundert also nicht.

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Trek Supercaliber
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So fährt sich das neue Trek

So viel zur Theorie. Wie fährt sich das spektakuläre Bike im Rennmodus? In einem Wort: brutal! Bei beherztem Antritt schießt das Trek nur so nach vorne, die Kraftübertragung ist genial. Auch die leichten Carbon-Laufräder sorgen mit den wenig profilierten Bontrager-Pneus für Vortrieb pur. Auf steilen Schotter-Uphills beeindruckt der Trek-Hinterbau selbst bei gesperrtem Dämpfer mit massig Traktion: Die flexenden Streben pressen die Reifen förmlich an den Boden. Aber auch mit offenem Federbein gibt sich der Hinterbau durch seine straffe Progression stets effizient, der Daumen bedient den Lockout in Folge nur selten.

Tore Morhenn
Ende 2019 war das spektakuläre Racebike in aller Munde. Durch Lieferverzögerungen wurden die ersten Bikes erst im Frühjahr 2020 an Käufer übergeben.

Rein in die Abfahrt. Auf flowigen Abfahrten zeigt sich der wendige Charakter des Supercalibers, mit viel Drehfreude zwirbelt es über den Trail, reagiert zackig und direkt auf jedes Lenkmanöver. Bei knackigen Steinfeldern oder Sprüngen wird es für den Fahrer kniffliger: Der Federweg ist schnell "weggeschnupft", moderne Racefullys mit 100-mm-Hinterbau wirken souveräner, verzeihen Fahrfehler eher. Auch dem Handling fehlt durch die eher kurze Geometrie (Tipp: die nächste Rahmengröße zumindest Probe fahren) und den nicht so flachen Lenkwinkel etwas Laufruhe. Die 160-mm-Bremsscheiben sowie der schmale Lenker fördern ebenfalls nicht den Bergabspaß.

Tore Morhenn

Im Vergleich zu einem Hardtail ist das Trek aber natürlich eine Macht im Talschuss. Unter dem Strich ist das teure Supercaliber eine reinrassige und formschöne Rennmaschine für ambitionierte Marathonisti. Nur XC-Racer mit Liebe für technische Tracks und Grammfeilscher wer- den mit dem Zwitter aus Hardtail und Fully möglicherweise nicht hundertprozentig glücklich.

 innovative, formschöne Konstruktion

 extrem effizient, top Vortrieb

 noble Ausstattung

 agiles, sehr direktes Handling

Trek Supercaliber 9.9 AXS

Trek Supercaliber

Preis/ Vertriebsart

10 499 €/Fachhandel

Gesamtgewicht

9,7 kg

Gewicht Laufradsatz

3433 g

Größen

S, S/M, M/L, L, XL

Rahmenmaterial

Carbon

Federweg

Gabel 100 mm, Rahmen 60 mm

Schaltung

1 x 12 Gänge, 34 : 10–50 Zähne, Sram-XX1-Eagle-AXS-Schaltgruppe

Bremsen

Sram Level Ultimate 160/160 mm

Federgabel

Rock Shox SID Ultimate Carbon

Federbein

Trek Iso Strut/Fox Factory

Laufräder

Bontrager Kovee XXX 30

Reifen (v/h)

Bontrager XR1 Team Issue 29 x 2,20"

Sattelstütze

Bontrager XXX

Anmerkung:

  • Gewicht Laufräder (Laufradsatz, Reifen, Kassette, Bremsscheiben)
  • Gesamtgewicht (komplett ohne Pedale)
MOUNTAINBIKE
Trek Supercalier Geometrie
MOUNTAINBIKE
Trek Supercaliber Charakter

Testergebnis: Überragend (905 Punkte)

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Erscheinungsdatum 02.04.2024