Über-EMTB mit umfangreichen Update für 2021
Specialized Turbo Levo (Generation 3.)

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Da ist sie! Die dritte Generation des vielleicht begehrtesten E-MTBs des Planeten, dem Specialized Turbo Levo, setzt wieder Maßstäbe.

Specialized Turbo Levo (Generation 3.)
Foto: Andre Schmidt

Specialized Turbo Levo 2022 – kurz und knapp

  • Mullet-Bereifung (Vorne 29, hinten 27,5 Zoll)
  • Motor-Update (Neue Kupplung, Riemen und Software)
  • Geometrie verstellbar
  • Display jetzt auf dem Oberrohr
  • Zwei Modelle ab 11 499 Euro ab Marktstart 2021 verfügbar

Als Specializeds Star-Ingenieur Jan Talavasek vor rund zehn Jahren mit einer Mini-Truppe in die Schweiz zog, weil er unbedingt E-Bikes entwickeln wollte, hielten ihn selbst Mitarbeiter der eigenen Firma für übergeschnappt: Der Schöpfer so legendärer MTBs wie Epic oder Enduro baut jetzt Rentnerschaukeln? Und das für eine hochsportliche Marke wie Specialized? No way!

Und heute? Da boomen E-MTBs, während klassische MTBs – zumindest was die Verkaufszahlen angeht – zur Nische werden. Dazu extrem beigetragen hat Jans Baby: das Turbo Levo. Schon die erste Ausgabe 2015 stellte die da noch betuliche E-Szene auf den Kopf. Es kam ohne Display, dafür mit App-Steuerung und stark am "Bio-Bike" orientierter Geometrie – ein Gamechanger. Die zweite Generation reihte dann Testsieg an Testsieg, und das bis quasi gerade eben:

Seit dem 23. März 2021 steht nun Levo Nr. 3 im Laden, wobei man die teils gravierenden Änderungen zunächst gar nicht erkennt. Wie gehabt setzen die US-Amerikaner auf das charakteristische "Sidearm"-Layout rund ums Federbein. Apropos: Mit 160 mm Hub vorne und 150 mm heckwärts hat sich auch hinsichtlich des Federwegs nichts getan.

Motorseitig setzt Specialized ebenfalls auf Bewährtes: Es werkelt das feinfühlige und leise, dennoch kräftige (90 Nm) Aggregat des deutschen Automobilzulieferers Brose. Die Berliner verbessern ihren Antrieb aber fortlaufend. So kommt nun ein neuer Riemen von Gates Carbon Drive sowie eine verbesserte Kupplung zum Einsatz – beides hatte am Levo öfter mal für Probleme gesorgt. Wie der Vorgänger kommt das neue Levo zudem mit einem großen, integrierten 700-Wattstunden-Akku, wobei Specialized eine deutlich bessere Abdichtung der Ladebuchse erzielen konnte.

Neuerungen en masse

Alles andere am Levo III ist teils aber radikal neu. So gibt es nun tatsächlich (endlich) ein Display, aber im Oberrohr integriert. 30 verschiedene Daten kann die "Mastermind TCU2" – frei belegbar sind vier Daten pro Seite – anzeigen, unter anderem den Ladestand des Akkus oder die Leistung des Fahrers. Sogar ein Höhenmesser ist integriert, zudem lässt sich über das Display die aktuelle Unterstützungsstufe in 10-Prozent-Schritten feinanpassen. Generell werden die vier Stufen aber wie gehabt vom Lenker aus angewählt. Auch die "Mission-Control"-App ist weiterhin dabei, sie kommuniziert auf Wunsch mit dem Display, Updates spielt Specialized sogar "over the air" auf.

Von Grund auf neu zeichneten die Kalifornier die Geometrie, wobei sich die Entwickler stark am jüngst vorgestellten Stumpjumper Evo orientierten. Prägnanteste Neuerung jedoch: Das Levo rollt nun vorne auf 29"-Reifen, hinten rotiert ein kleinerer 27,5"- Pneu, beides in wuchtiger 2,6"-Breite. Das erlaubt 13 mm kürzere Kettenstreben als beim Levo II. Auch der Rest entspricht aktuellen Trends: langer Reach, flacher Lenkwinkel, steiler Sitzwinkel. Wie das Stumpjumper Evo ist das Levo zudem mannigfaltig anpassbar. So lässt sich das Lager in der Kettenstrebe "flippen", was das Tretlager um 7 mm hebt/senkt. Zudem stehen drei verschiedene Steuersatzlagerschalen zur Verfügung, über die der Lenkwinkel eingestellt wird: von ultraflachen 63,0° bis zu moderaten 65,5°. Auch bei der Größenwahl setzen die Amis ihren neuen Weg fort und bieten das Levo wie Stumpi & Co. in sechs Größen von S1 bis S6 an. Dabei wachsen die jeweiligen Rahmengrößen vor allem in die Länge, weniger in die Höhe (Sitzrohr, Steuerrohr). Sinn ist, dass die meisten Fahrer zwischen mindestens zwei Größen wählen können, ohne mit dem Sattelauszug Probleme zu bekommen

In Sachen Fahrwerk kommen die zwei zunächst angebotenen Modelle – Pro und S-Works – jetzt mit wuchtigeren Federelementen. Vorne führt die formidable, massige Fox-38-Gabel, im Hinterbau arbeitet ein vielfältig einstellbarer Fox-X2-Dämpfer. Außerdem verspricht die Kinematik nun mit einem progressiveren Hebelverhältnis mehr Gegendruck im mittleren Hubbereich sowie generell hohe Reserven.

Die neuen Turbo Levo III-Modelle im Überblick

Turbo Levo Pro

Specialized

Preis: 11 499 Euro

Schon das "günstigste" neue Levo kostet so viel wie ein Kleinwagen. Die Ausstattung basiert auf Srams X01-EagleGruppe und Fox-Factory-Federelementen. Dazu gibt es reichlich Carbon (Rahmen, Felgen, Lenker, Kurbelarme)

Turbo Levo S-Works

Specialized

Preis: 13 999 Euro

Das Topmodell unterscheidet sich in erster Linie durch Srams Funktechnik AXS bei Schaltung und Vario-Sattelstütze von der Pro-Variante. Dazu gibt es leichtere Laufräder. In den USA ist das S-Works übrigens auch als Rahmenset erhältlich.

Erster Test: Specialized Turbo Levo III (2022)

Wir konnten das neue Turbo Levo III bereitstesten – ein paar Wochen vor Markteinführung. Trotz der erheblich veränderten Geometrie inklusive Mixed-Wheel-Konzept fühlt sich das Levo beim ersten Aufsitzen erstaunlich und angenehm vertraut an. Alles sitzt und passt, nix zwickt und zwackelt. Redaktionsleiter André Schmidt: "Ich habe bewusst Größe S3 gewählt, die meiner gewohnten Größe M entspricht. Ich könnte aber auch sicher S4 fahren." Klasse: Der steile Sitzwinkel sorgt für Schmackes auf Pedal und Front, sodass das Vorderrad auch bei steilsten Kraxeleien nicht steigt – was bei vielen "Mixed-Bikes" sonst gerne mal vorkommt. Dabei schiebt der Brose-Motor so an, wie man es von ihm gewohnt ist: feinfühlig in allen Modi, fast flüsterleise und bei Bedarf mit mehr als genug Power. Und auf dem Trail? Da macht das Levo eben Levo-Sachen.

Die Mischung aus Laufruhe und Wendigkeit ist für ein E-MTB perfekt, das Handling schlichtweg ein Gedicht. Dazu kommt das exzellente, sensible und perfekt abgestimmte 160/150-mm-Fahrwerk. Mit gewogenen 22,2 Kilo ist das Levo III zudem relativ leicht, wobei der große Akku sowie die massigeren Parts (Gabel, Dämpfer, Reifen) trotz Voll-Carbon-Rahmen und Edel-Parts kein echtes Traumgewicht erlauben. Apropos edel: Das Levo wird zunächst wie angesprochen nur in zwei Varianten auf den Markt kommen. Eine sündteuer. Die andere noch teurer ...

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Erscheinungsdatum 02.04.2024