Light-E-MTB-Motoren
Baby Powerhouses: Motoren für Light-E-Mountainbikes im Check

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Light-E-Mountainbikes erfreuen sich großer Beliebtheit, fahren sie sich durch ihr geringes Gewicht doch deutlich spritziger als ihre Full-Size-Brüder. Erreicht wird das in aller Regel durch leichte E-Aggregate und Akkus mit abgespeckter Kapazität. Wir stellen sechs aktuelle Light-E-MTB-Motoren mit ihren Vor- und Nachteilen vor.

Light-E-MTB-Motoren in der Übersicht
Foto: Christian Kohlhausen / Orbea / Fazua / MOUNTAINBIKE

Fazua aus Ottobrunn und TQ aus Seefeld, beides Bayern, Mahle aus Stuttgart und Maxon aus Sachseln in der Schweiz: Die Light-E-MTB-Welt spricht Deutsch. Zumindest, wenn es um die Motorenlieferanten geht. Glaubt man den Gerüchten, steht ein Minimal-Assist-Aggregat von Branchenriese Bosch auch kurz vor der Präsentation. Die Player aus Fernost üben sich hingegen noch in Zurückhaltung und bieten nur in der Leistung abgespeckte Motoren an.

Die vier aktuell wichtigsten, "echten" Light-Motoren eint hingegen ein Gewicht von unter zwei Kilo. Das maximale Drehmoment geht jedoch deutlich auseinander. So bietet der von Mahle gebaute Specialized-Motor nur 35 Nm. Zwar fühlt sich der Turbo SL in der Praxis stärker an, an die 50 Nm des brandneuen TQ oder gar die 60 Nm des ebenso frischen Fazua reicht er aber nicht heran. Letztere sind damit automatisch etwas stromfressender, kontern dies aber mit größeren Akkus – und bleiben dennoch beim Systemgewicht niedrig genug, um Bike-Gewichte von unter 19 Kilo möglich zu machen.

TQ HPR 50

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TQ

Der neue Star der Minimal-Assist-Motoren? Der zunächst exklusiv von Trek verbaute TQ-Motor sieht cool aus, auch die Daten beeindrucken. Er baut sehr kompakt und "kugelt" sich ums Tretlager herum, ist dazu mit 1850 g leicht, bietet dennoch auf dem Papier 50 Nm. Und die sind prima spürbar, etwas schwächer als der Fazua Ride 60, dafür kräftiger als Specialized und Maxon treibt der TQ voran. Dazu fährt er sich extrem kultiviert, das Zu-/Abschalten ist fast unspürbar, der Nachlauf minimal.

TQ HPR 50: leise & schick

Einzig Schaltfaulheit mag er nicht, wer mit zu hohem Gang in den Uphill sticht, "säuft ab". Ein Traum ist die Geräuschkulisse, der TQ ist flüsterleise. Auch das im Oberrohr eingelassene Display, der Remote sowie die (Trek-)App überzeugen auf Anhieb. Der Stromhunger ist größer als beim Specialized, sodass der 350-Wh- Akku etwas schneller leer ist als das 320er-Pendant in Levo/Kenevo SL.

Eckdaten des TQ HPR 50

  • Drehmoment: 50 Nm
  • Akku/Rangeextender: 350 Wh/160 Wh
  • Gewicht: 1850 g

Unter anderem wird der TQ HRP 50 aktuell im BMC Fourstroke AMP LT, dem Simplon Rapcon Pmax TQ und dem Trek Fuel EX-E verbaut.

Fazua Ride 60

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Fazua

Fazua ist der Pionier des Light-Segments, die meisten leichten Bikes der jüngeren Vergangenheit wurden und werden vom Ride-50-Aggregat der Bayern befeuert. Dessen Clou ist, dass sich Akku und(!) Motor bis auf Tretlager/Getriebe entnehmen lassen, was E- und "Bio"-Bike in einem ergibt. Darauf verzichtet der neue Ride 60, wodurch der Motor noch leichter und stärker geworden ist. Nominell 60 Nm bietet er, dazu einen "Boost"-Knopf, mit dem sich für zwölf Sekunden stolze 450 Watt aus dem Winzling pressen lassen.

Fazua Ride 60: drei Modi stehen zur Wahl

Auch den Akku hat Fazua aufgemotzt, er liefert nun 430 Wh. In der Praxis fährt sich der Neue bis auf ein minimales Aussetzen nach Pedalstillstand feinfühlig, in den stärkeren Modi "River" und "Rocket" richtig kräftig. Der Stromhunger ist verglichen mit schwächeren Motoren (Specialized, Maxon) naturgemäß etwas höher. Gewöhnungsbedürftig ist der weniger wertig wirkende "Ring"-Remote.

Eckdaten des Ride 60

  • Drehmoment: 60 Nm
  • Akku/Range Extender: 430/450 Wh
  • Gewicht: 1960 g

Der Fazua Ride 60 findet aktuell in Light-E-MTBs von Nox oder Haibike Platz und ist am Ghost Path Riot oder dem Pivot Shuttle SL zu finden.

Shimano EP8 RS

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Orbea

Die jeweiligen Topmotoren der japanischen Hersteller wie der Shimano EP8 wiegen mit rund 2.600–2.800 Gramm für "Power Horses" eher wenig. Das machen sich die Hersteller, oder besser gesagt ihre Partner, für eine andere Art des Minimal-Assist-Antriebs zunutze.

Orbea spezifiziert für sein beliebtes Light-E-MTB Rise den EP8 mit Zusatz "RS": Er ist auf 60 Nm gedrosselt, was den Stromhunger senkt und so kleinere und damit leichtere Akkus möglich macht. Per App sind aber auch die vollen 85 Nm freischaltbar.

Eckdaten des EP8 RS

  • Drehmoment: 60 Nm
  • Akku/Range Extender: 360 oder 540 Wh/252 Wh
  • Gewicht: 2600 g

Den Shimano EP8 RS-Antrieb findet man derzeit im Orbea Rise (Carbon und Alu).

Specialized Turbo SL 1.1

Etienne Schoeman / Specialized

Gewusst? Der Specialized-Motor, der im City-Flitzer Vado SL debütierte und dann das Levo SL und das Kenevo SL zu ersten Ikonen im Light-Segment machte, stammt aus Schwaben: vom Stuttgarter Automobilzulieferer Mahle. Bis heute setzt nur der US-Riese den kleinen, leichten Motor ein, jedoch mit eigener Peripherie (320-Wh-Akku, simpler Remote, exzellentes Display im Oberrohr, tolle App).

Specialized Turbo SL 1.1: wenig Drehmoment und gute Balance

Mit 35 Nm ist er nominell der schwächste auf dem Markt und tatsächlich kein Kraftmeier – dafür liegt sein Drehmoment über ein sehr breites Trittfrequenzband an. Im Gegensatz zur Konkurrenz "lebt" er auch bei geringer Kadenz, zudem zeigt er geringen Stromhunger und ist per App perfekt anpassbar. Das hochfrequente Surren des Motors kann nerven und passt nicht zum sonst höchst kultivierten Auftritt.

Eckdaten des Turbo SL 1.1

  • Drehmoment: 35 Nm
  • Akku/Range Extender: 320/160 Wh
  • Gewicht: 1950 g

Im Specialized Turbo Levo SL ist der Turbo SL 1.1 Motor verbaut.

Maxon Air

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Maxon

Der Air-Motor kommt vom Schweizer Hersteller Maxon aus Sachseln im Kanton Obwalden. Er punktet mit extrem niedrigem Systemgewicht von 3500 g für Motor und Akku. Letzterer zeigt mit 250 Wh jedoch wenig Ausdauer, selbst im Vergleich zur kleinen Specialized-Batterie fehlt rund ein Viertel an Wattstunden. Der vergleichsweise üppige "Range Extender" mit 250 Wh ist für lange alpine Rides daher fast Pflicht.

Maxon Air: Connectivity & Haptik

Wie bei der Konkurrenz gibt es eine App, mit der sich die Ride-Modi klasse anpassen lassen, sowie ein Display im Oberrohr. "On Trail" schiebt der Maxon beständig und angenehm natürlich, auch er mag aber keine geringen Trittfrequenzen und ist in Relation wenig kräftig.

Eckdaten des Maxon Air

  • Drehmoment: 40 Nm
  • Akku/Range Extender: 250/250 Wh
  • Gewicht: 1900 g

Von Schweizern für Schweizer: Neben Thömus steckt der Maxon-Air-Antrieb aktuell in den Bikes von Transalpes.

Yamaha Air Drive

Wie bei Shimano macht Yamaha es möglich, ein auf 50- Nm-Diät gesetztes Aggregat zu verbauen. Das System hört auf den Namen Air Drive. Der 2,9 Kilogramm leichte Motor wird ergänzt durch einen kompakten und leichten 410-Wh-Akku. 250 Watt Power stehen dem System zur Verfügung. Die Gewichtsersparnis von Motor und Akku in Kombination macht Gesamtgewichte unter 20 Kilo möglich. Das leichte E-Aggregat steckt derzeit in den Bikes der Air-Ray-Serie von Raymon.

Eckdaten des Yamaha Air Drive

  • Drehmoment: 50 Nm
  • Akku: 410 Wh
  • Gewicht: 2900 g
Light-E-MTB mit Yamaha Air Drive-Motor: R Raymon Air Ray
R Raymon
R Raymom Air Ray 12.0 mit Yamaha Air Drive Light-E-MTB-Motor

Für dich darf es gerne etwas mehr Power sein? Wir haben für dich die neuesten aktuellen E-MTBs – auch Full-Size-Modelle mit richtig viel Dampf – für euch im großen Überblick.

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05 / 2024
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Erscheinungsdatum 02.04.2024