Specialized Turbo Levo SL (2023)
Leiser, mehr Power und gleiche Reichweite!

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Deutlich unter 20 Kilo, mit kleinem, von Specialized entwickeltem Motor sowie Mini-Akku – das aufgefrischte Light-E-All-Mountain Specialized Turbo Levo SL schlägt auch 2023 die Brücke zwischen klassischem Trailbike und "Full-Size"-E-MTB.

Specialized Turbo Levo SL 2023

Kurz & knapp

  • Light-E-Allmountain mit Carbon-Rahmen und Laufrad-Mix (29" vorne, 27,5" hinten)
  • stärker, leiserer Motor mit nun 320 Watt und 50 Nm Drehmoment
  • moderne Geometrie mit 160/150-mm-Fahrwerk
  • Preise: Drei Modelle ab 7900 Euro bis 14000 Euro
  • Rahmen-Set für 7000 Euro verfügbar

2020 ging mit dem Turbo Levo SL für Specializeds E-Bike-Chef-Entwickler Jan Talavasek ein lang gehegter Traum in Erfüllung: Bei Markteinführung war es mit deutlich unter 20 Kilo fahrfertig das wohl leichteste Serien-E-Fully der Welt! Jetzt geht der Trendsetter, dem wir wohl die Fülle an Light-E-MTBs zu verdanken haben, in seine zweite Generation. Wir haben alle Infos zusammengefasst.

Mehr Drehmoment, mehr Leistung

Größte Neuerung ist das deutlich gestiegene Drehmoment bei dennoch geringerer Geräuschbelastung: Der "alte" SL1.1-Motor hatte – verglichen mit den Kontrahenten von Fazua und TQ wenig Drehmoment: nur 35 Nm Drehmoment. Das soll vorbei sein, der SL 1.2 liefert nun 50 Nm und in der Spitze bis zu 33 Prozent mehr Leistung. Zudem verspricht der US-Gigant um bis zu 45 Prozent reduzierte Geräusche. Damit ist man leistungstechnisch jetzt auf einem Niveau mit der Konkurrenz. Möglich macht das ein aktualisiertes Getriebedesign und ein neues, zweiteiliges Motorgehäuse mit integrierter Wabenstruktur zur besseren Geräuschableitung.

Mehr Power, gleicher Akku – und doch gleiche Reichweite

Dank der laut Specialized "branchenbesten Effizienz" des Antriebs bleibt beim Akku alles beim Alten: 320 Wattstunden misst der im Unterrohr fest eingebaute Akku, der sich wie beim Vorgänger um einen kleinen 160-Wattstunden-Range-Extender erweitern lässt. Insgesamt verspricht das Levo SL laut Hersteller im Trail-Modus (also bei mittlerer Motor-Power) rund 800 bis 900 Höhenmeter oder 20 bis 30 Kilometer Reichweite, mit Range-Extender vergrößert sich die Reichweite auf 1200 bis 1350 Höhenmeter oder 30 bis 45 Kilometer.

Specialized Turbo Levo SL 2023 Details
Haruki 'Harookz' Noguchi
Leichter Trail-Feger: Mit mehr Motor-Power dürfte das Turbo Levo SL auch bergauf eine Macht sein.

Geometrie vom Stumpjumper Evo adaptiert

Viel getan hat sich jedoch am – weiterhin komplett aus Carbon gefertigten – Rahmen. Das charismatische, vom Stumpjumper geerbte asymmetrische Design samt Querstrebe rund um den Dämpfer ist passé.Auch die Geometrie orientiert sich stark am aktuellen "Stumpi": Der Reach ist beim S4-Rahmen mit 470 mm nicht übermäßig lang, der Lenkwinkel im Auslieferungszustand mit 64,6° modern-steil – er lässt sich jedoch auf flache 63° oder sehr steile 65,5° einstellen. Die Kettenstreben sind mit 432 mm nach heutigen Maßstäben kurz, aber über alle Rahmengrößen identisch. Ebenfalls modern ist der mit 75,8° steile Sitzwinkel.

Wie bei Specialized üblich geben die US-Amerikaner keine "klassischen" Rahmengrößen in Zoll oder Konfektionsgrößen an, ihre Einteilung läuft unter der Bezeichnung S1 bis durchgehend nummeriert S6. Ab Rahmengröße S4, was in etwa Größe L bei anderen Herstellern entsprechen würde, verbaut Specialized 170-mm-Dropper, S3 hat eher kurze 150 mm Hub, S2 nur 125 mm, S1 mickrige 100.

Specialized Turbo Levo SL 2023 Details
Santander regelt: Das S-Works-Topmodell kostet wahnwitzige 14000 Euro...

Das Fahrwerk? Ein klassisches E-Allmountain!

Ab Rahmengröße S2 hat das Levo SL satte 160 mm an der Front und 150 mm im Heck; nur das kleine S1 muss mit 150/144 mm Hub klarkommen. Wie gehabt setzt Specialized bei den Federelementen ausschließlich auf Fox: Das Top-Modell S-Works für 14000 Euro kommt natürlich mit Fox' 36er-Factory-Forke daher, im Heck werkelt dann ein Float-X-Factory. Auch das Pro-Modell für 11500 Euro setzt auf das gülden-beschichtete Kashima-Fahrwerk, nur das "Einsteiger"-Modell Comp kommt zu deutlich günstigeren 7500 Euro mit Fox-36-Rhythm-Gabel und Float-DPS-Dämpfer daher.

Bessere Kinematik, anpassbare Geometrie, Mullet-Aufbau

Im Vergleich zum Vorgänger soll sich die Kinematik des Carbon-Rahmens insgesamt "schwungvoller" pedalieren lassen – Specialized hat hier laut eigener Aussage auf bessere Kletterfähigkeiten Wert gelegt, ohne dabei die Empfindlichkeit bei kleineren und mittleren Stößen einzuschränken. Ein Drahtseilakt, der nicht zuletzt dank speziell auf die Rahmen angepasste Fahrwerks-Tunes zurückgeht.

Ausgeliefert wird das neue Turbo Levo SL übrigens mit einem "Mullet"-Setup, also einem großen 29"-Vorderrad und einem kleineren 27,5"-Hinterrad. Hintergrund: Das kleinere Hinterrad bietet in steilen Passagen mehr Platz im Heck, in Kombination mit den modisch-kurzen Kettenstreben verspricht Specialized ein agileres Fahrverhalten besonders in engen Kehren. Traditionalisten können sich dank Flip-Chip jedoch auch ein 29"-Hinterrad einbauen, als reines 27,5"-E-MTB lässt sich das Levo SL jedoch nicht fahren.

Voll vernetzt dank App

Die App-Anbindung war bereits zu Beginn schon top und wurde über die Zeit immer besser. Auch auf dem neuen Turbo Levo SL läuft das "Turbo OS" getaufte Betriebssystem, welches mit der dazugehörigen App wichtige Dinge wie Infos zum Motor und System und die Akku-Gesundheit anzeigt. Ferner lässt sich die Motorcharakteristik in der Mission Control wie gehabt komplett personalisieren.

Im Test: So fährt sich das Turbo Levo SL (2023)!

Historie: Das erste Turbo Levo SL (2020)

Und so kam das erste Turbo Levo SL seinerzeit auf den Markt: Mit etwas mehr als 17 Kilo wog die teure "S-Works"-Version des Levo SL circa vier Kilo weniger als die vergleichbare Variante des normalen Levo und war damit für E-MTB-Verhältnisse ein wahres Federgewicht. Der "Bio-Bruder" Stumpjumper kam wiederum auf knapp über 13 Kilo, ebenso vier Kilo weniger. Motorseitig ging es auf den ersten Blick so weiter. Bietet das Stumpjumper – logo – null Extraschub, so unterstützte das Levo seinen Rider mit 530 Watt und 90 Newtonmeter Maximalleistung, beim Levo SL jedoch nur mit 240 Watt und 35 Nm Peak-Power.

Die Federwege und Großteile der Geometrie teilen sich die drei Geschwister hingegen. Und damit auch den Einsatzbereich: Mit 150-mm-Fahrwerk und einer modernen, aber gemäßigten Geo sollten sich das Gros der Touren- und Trail-Fans des MTB-Planeten angesprochen fühlen. Die Preise zum Launch seinerzeit: ab 5.999 bis wahnwitzige 14.999 Euro.

Das Kunststück des Turbo Levo SL: Der Motor

Herzstück des 2020er Specialized Turbo Levo SL ist der, von der Specialized-E-Bike-Niederlassung in der Schweiz selbst entwickelte, "SL-1.1"-Motor, der mit etwas anderer Software auch im E-Rennrad Specialized Creo werkelt. Mit einem Gewicht von nur 1950 Gramm wiegt er nur knapp die Hälfte eines "normalen" E-MTB-Motors. Auch zum sehr leichten Motor im herkömmlichen Turbo Levo (ohne SL) sparte er rund 1100 Gramm ein, im Vergleich zum damals neuen "Leichtmotor" Fazua Evation sind es ebenfalls fast ein Kilo.

Aber nicht nur an Gewicht geizt der neue Antrieb unter anderem dank Magnesiumgehäuse massiv, er fällt auch äußerst kompakt aus. So klein, dass Specialized die Kettenstreben am Levo SL genauso kurz zeichnen konnte wie am Stumpjumper! Gebaut wird der Motor übrigens vom deutschen Automobilzulieferer Mahle mit Sitz in Stuttgart. Aufgrund der Entwicklungsarbeit von Talavasek & Co. wurde der Motor jedoch für fünf Jahre exklusiv nur für Specialized gefertigt.

Noch mehr Light-E-MTBs in der Übersicht!

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Erscheinungsdatum 02.04.2024